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Die Profis des 1. FC Union sind sich ihrer Stärken bewusst.

© imago/Matthias Koch

Nach Coup bei RB Leipzig: Der 1. FC Union hat jetzt neue, höhere Saisonziele

Der Mannschaft von Urs Fischer gelingt es wie keinem anderen Team, die Gegner ihrer Stärken zu berauben. Das macht Union zu einem ernsthaften Anwärter auf die Meisterschaft.

Von Ullrich Kroemer

Die Gesänge der 4586 Union-Fans im Gästeblock dröhnten noch eine halbe Stunde nach Abpfiff durch das sonst leere Leipziger Stadion. Bis hinein in die Stadionkatakomben drangen die Stimmen der Köpenicker und bildeten den Soundtrack für die Nachbesprechung nach dem 2:1 (0:1)-Coup der Berliner bei RB Leipzig. Zum fünften Mal hintereinander hat das Team von Trainer Urs Fischer nun mit genau diesem Ergebnis gegen Leipzig in der Liga gewonnen.

„Das fühlt sich scheiße an, ist unnötig, eine Riesenenttäuschung“, haderte Leipzigs Spielmacher Emil Forsberg. Etwas ratlos sagte der Schwede über die Negativserie gegen die Unioner: „Sie verteidigen mit allem, was sie haben, haben klare Muster, wie sie nach vorn kommen. Wir haben sie zu wenig durch tiefe Laufwege unter Druck gesetzt, im letzten Drittel war das zu wenig.“

So haben nun beide Klubs vorerst die Rollen getauscht. Nicht etwa RB, das in der Winterpause forsch seine Titelambitionen formulierte, sondern Union ist nach fünf Siegen in Serie hartnäckigster Bayern-Jäger und Mannschaft der Stunde in der Liga. Darüber sind sie bei Union selbst etwas verwundert. „Der Wahnsinn geht weiter“, staunte Coach Fischer.

Europa League, Champions League oder Meistertitel?

So stand natürlich die Frage im Raum, was Union denn nun eigentlich anstrebe: Europa League, Champions League oder gar den Meistertitel? Denn das eigentliche Saisonziel Klassenverbleib hat Union mit 42 Punkten bereits am 20. Spieltag erreicht. „Aufgrund der Tabelle“ habe Union durchaus Chancen auf die Meisterschale, sagte Fischer.

„Es sieht im Moment gut aus. Wenn es um Mentalität, Solidarität, Teamgeist geht, können wir mithalten“, befand der Schweizer. „Aber wenn es um fußballerische Dinge geht, haben wir Luft nach oben. Wir sind ein ganz junger Bundesligist, es ist wichtig, dass wir nicht vergessen, wo wir herkommen.“

126
Kilometer liefen die Unioner beim Spiel in Leipzig.

Zwar spielt Union seit Monaten über seinen Möglichkeiten und geht kämpferisch und läuferisch an und über die Grenzen; in Leipzig liefen die Gäste über 126 Kilometer. Doch warum sollte die Serie nicht über die gesamte Rückrunde tragen? In der Messestadt wurde einmal mehr deutlich, dass es der Fischer-Elf wie derzeit keinem zweiten Team der Liga gelingt, die Gegner ihrer Stärken zu berauben.

Leipzig ließ sich mit einem passiveren Ansatz als gewohnt inklusive Fünfer- statt Vierer-Abwehrkette auf ein Duell mit vielen Zweikämpfen, Standardsituationen und langen Bällen ein. Union hingegen drehte bereits das vierte der vergangenen sechs Spiele nach Rückstand. Elfmeter-Torschütze Robin Knoche bezeichnete das als neue „Qualität“, als Ausweis des Selbstvertrauens und Teamgefühls.

Dazu kommt, dass sich Union auch spielerisch entwickelt. Der tunesische Winter-Zugang Aissa Laidouni etwa lieferte eine starke Partie auf der Acht und hat neben viel Wucht die Klasse, Stürmer Sheraldo Becker mit genialen Pässen besser in Szene zu setzen. „Wir genießen den Moment, die Erfolgswelle, auf der wir reiten. Aber wir wissen, dass viel harte Arbeit dahintersteckt und werden nicht müde, das genauso weiter anzugehen“, versprach Knoche. Sicher werde auch mal wieder ein Remis dabei sein, witzelte Linksverteidiger Niko Gießelmann, doch einen Platz unter den ersten Vier kann sich Union als neues Saisonziel durchaus vornehmen.

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