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Argentiniens Superstar Lionel Messi (35) ließ Kroatiens Josko Gvardiol (20) am Dienstagabend alt aussehen.

© Reuters/Molly Darlington

Messi decodiert Kroatien: Drei Erkenntnisse nach Argentiniens WM-Finaleinzug

Die Argentinier ließen den Kroaten im Duell der letzten beiden Vize-Weltmeister keine Chance. Aus einem Grund war die Leistung allerdings nicht wirklich aussagekräftig.

Julian Alvarez und Lionel Messi lieferten sich am Dienstagabend ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Frage, die nach dem souveränen 3:0-Sieg im Halbfinale der Fußball-WM in Katar gegen Kroatien gestellt werden musste, war: Wessen Solo war schöner?

Alvarez hatte vor dem 2:0 stolze 50 Meter zurückgelegt, den Ball zweimal fast verloren und am Ende doch freistehend am kroatischen Torwart Dominik Livakovic vorbeigespitzelt. Messi narrte den Leipziger Innenverteidiger Josko Gvardiol, bis zum Halbfinale das Prunkstück der starken kroatischen Defensive, vor dem 3:0 erst auf der Außenbahn und dann auch noch ein zweites Mal kurz vor dem Strafraum. Nutznießer seiner Aktion und der anschließenden Vorlage: Julian Alvarez.

Diese Szenen verdeutlichen, dass die Kroaten den Argentiniern kein Spiel auf Augenhöhe lieferten. Und trotzdem sind Fußballfans und auch der Finalgegner um drei Erkenntnisse reicher.

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Nummer 1: Wer Argentinien stoppen will, muss Messi stoppen

Zugegeben, diese Erkenntnis ist keine Raketenwissenschaft und gehört zum Grundvokabular eines jeden gegnerischen Trainers vor Spielen gegen Mannschaften, in denen Messi spielt. Und doch: Dass der argentinische Superstar nach dem verpatzten WM-Start gegen Saudi-Arabien derart aufblüht, war nach der Vorrunde nicht zwingend zu erwarten.

Lionel Messi gegen alle
Lionel Messi gegen alle

© Reuters/Hannah Mckay

Seine Aktionen strotzen seitdem vor Selbstbewusstsein und Esprit, dass man ihm sein Alter von 35 Jahren kaum anmerkt. Wie er den 20-jährigen Gvardiol, beileibe kein langsamer Verteidiger, auf der Außenbahn einfach stehen ließ: eine Augenweide. Messi decodierte die bisher so standhafte kroatische Defensive auf seine Art. Nach Saudi-Arabien schaffte es kein Team, Messi so konsequent auf den Füßen zu stehen, dass es ihm die Lust am Fußball raubte.

Nun wäre Marokko im Falle eines Finaleinzugs ein genau solcher Vertreter des Defensivfußballs. Eine Mannschaft wie geschaffen für ein Rezept gegen Messis Ballbesitz-Fußball. Gegen Frankreich wiederum hätte Messi mehr Spaß, weil weniger Verteidiger vor sich – die aber wiederum eine andere Qualität mitbringen.

Nummer 2: Es ist wichtig, die argentinische Defensive zu stressen

Das schaffte Kroatien zu keiner Zeit. Der erste gefährliche Torschuss flog in der Schlussphase des Spiels aufs Tor von Emiliano Martinez. Dabei ist die argentinische Defensive mit dem 34-jährigen Abwehrchef Nicolas Otamendi, im Vergleich zur Offensive, sicherlich keine Weltklasse.

Wie es klappen kann, zeigte die Niederlande im Viertelfinale: Lange ungefährlich, änderte Oranje die Taktik und stellte auf zwei Mittelstürmer um. So wurde in den letzten rund 20 Minuten der regulären Spielzeit aus einem 0:2 noch ein 2:2.

Die Kroaten hatten nicht nur gegen Julian Alvarez dauerhaft das Nachsehen.
Die Kroaten hatten nicht nur gegen Julian Alvarez dauerhaft das Nachsehen.

© Reuters/Dylan Martinez

Kroatien hingegen wechselte zwar zu Beginn der zweiten Hälfte mit Bruno Petkovic einen kantigen Mittelstürmer ein, nachdem zuvor mit zwei nominellen Außenstürmern plus dem spielstarken Mittelstürmer Andrej Kramaric kein Durchkommen war. Doch stand er, trotz später Verstärkung durch Marko Livaja, auf verlorenem Posten. Denn wer solche Spielertypen bringt, muss auch für die Versorgung in Form von Flanken sorgen.

Frankreich kann beides. Die Qualität der Außenspieler ist nicht vergleichbar mit der kroatischen, zudem haben die Franzosen in Olivier Giroud einen treffsicheren Mittelstürmer. Die Marokkaner würden es mit hohen Bällen versuchen – so waren sie bereits gegen Portugal im Viertelfinale erfolgreich. So oder so war das Halbfinalspiel eher erkenntnisarm für die möglichen Finalgegner Argentiniens: Sie wissen nun lediglich, wie man es nicht machen sollte.

Nummer 3: Argentinien ist unberechenbar

Das liegt nicht nur an den am Dienstagabend teils wahnwitzigen Solos. Der Kader ist so homogen und breit, dass Argentiniens Trainer Lionel Scaloni ohne Bedenken auf zwei, drei Positionen tauschen könnte.

Gegen Kroatien musste er sogar: Während die Europäer alle Brasilien-Bezwinger aufs Feld schicken konnten, war Scaloni zu einem Wechsel gezwungen: Für den gelbgesperrten Marcos Acuna lief Nicolas Tagliafico auf. Qualitätsverlust? Fehlanzeige.

Zudem brachte Scaloni mit Leandro Paredes einen vierten Mittelfeldspieler und stellte somit von einer defensiven Fünfer- auf eine Viererkette um. Erst spät im Spiel kam dann Lisandro Martinez, der gegen die Niederlande noch begonnen hatte, um die Führung abzusichern. Der defensiven Stabilität war die Umstellung ganz offensichtlich eher noch zuträglich.

Zudem muss man, wenn man von argentinischer Unberechenbarkeit durch Wechselmöglichkeiten spricht, nur einen Namen nennen: Angel di Maria. Der Stürmer, der die Argentinier 2014 neben Messi ins Finale trug, ist nach seiner Verletzung angeblich wieder fit – und saß gegen Kroatien doch die komplette Spielzeit über auf der Bank. Ihn im Finale in der Hinterhand zu haben, ist für Trainer Scaloni definitiv ein Trumpf.

Weitere Namen sind Lautaro Martinez, der den entscheidenden Elfmeter im Elfmeterschießen gegen die Niederlande verwandelte, Paolo Dybala und Angel Correa. Allesamt Spieler, die trotz teils bescheidener Form in besonderen Momenten ihre Weltklasse aufblitzen lassen können. Oder um es kurz auszudrücken: die Argentinien zum Weltmeistertitel verhelfen könnten.

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