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Fataler Fehler. Lukas Dauser hatte einen Abgang an seinem Spezialgerät und damit keine Chance mehr auf einen Platz auf dem Treppchen.

© imago images/Pressefoto Baumann

Keine Medaillen für Deutschland bei Turn-WM: Ein Abgang zu viel von Lukas Dauser

Lukas Dauser verpasst eine Medaille bei der WM in Stuttgart, weil er am Barren die Balance verliert. Damit gehen die deutschen Turner leer aus.

Dass der Wille Berge versetzen kann, weiß kaum jemand besser als Lukas Dauser, der derzeit wohl beste Turner Deutschlands. Aber manchmal, zum Beispiel während des Handstands am Barren, hilft auch der Wille nichts. Dann geht es darum, die Balance zu halten. Das gelang Dauser am Abschlusstag der Turn-Weltmeisterschaften in Stuttgart allerdings nicht. Dauser musste vom Gerät absteigen und wurde nur Achter. Die Goldmedaille gewann der Brite Joe Fraser (15,000 Punkte) vor Ahmet Onder (Türkei/14,983) und dem Japaner Kazuma Kaya (14,966). „Ich bin einfach nur enttäuscht, richtig sauer auf mich“, sagte Dauser im ZDF.

So gab es bei der WM keine Medaille für die deutschen Turnerinnen und Turner. Denn auch Sarah Voss verpasste am Sonntag einen Platz auf dem Podest deutlich. Am Schwebebalken wurde die 19-Jährige Siebte.

Auf der Tribüne hielten derweil traurig-dreinblickende Fans von Lukas Dauser trotzdem ihre Schilder hoch, auf denen „Lukas Go!“ geschrieben stand. Die Hoffnungen waren groß gewesen, dass Dauser eine Medaille für den Deutschen Turner-Bund (DTB) würde gewinnen können. War er doch mit der besten Vornote (15,033 Punkte) ins Finale eingezogen. Auch Bundestrainer Andreas Hirsch konnte seine Enttäuschung nach dem Wettkampf nicht verbergen. „Die Tür war offen, wenn er seine Leistung gebracht hätte. Das ist ärgerlich“, sagte er. „Aber es ist kein Drama.“

Zumal es schon eine enorme Leistung von Dauser war, dass er es überhaupt zu den Wettkämpfen nach Stuttgart geschafft hatte. Mitte Juni hatte sich der 26-Jährige den Mittelhandknochen der rechten Hand gebrochen. Er sei damals am Boden zerstört gewesen, sagte er. Im Sommer schien sein sportlicher Höhepunkt in diesem Jahr unendlich weit weg. Dauser aber steckte nicht auf. Er quälte sich mit unbändiger Willenskraft. Um die Hand nicht zu stark zu belasten, absolvierte er Unmengen von Liegestützen im Wasser. Er baute sukzessive Kraft auf und schaffte es noch in den deutschen Bundeskader für die Weltmeisterschaften.

Hinfallen, aufstehen, weitermachen - die Losung im Turnen

Nach dem x-ten Rückschlag wieder aufstehen, weitermachen – das ist die Losung im Turnen. Dauser kennt sie nur allzu gut. Schwere Verletzungen begleiten ihn schon seine gesamte Karriere. Dabei hat Dauser schon besonderes Pech. Oft schlägt es bei ihm gerade vor oder während großen Wettkämpfen zu.

Vor zwei Jahren etwa war er bei den Deutschen Meisterschaften im Rahmen des Deutschen Turnfestes in Berlin als die große deutscher Turner-Hoffnung angetreten. Dauser war damals in Top-Form, der Deutsche Turner-Bund (DTB) hatte insbesondere mit ihm für seinen Sport geworben. Wenn jemandem zugetraut wurde, zumindest ein klein wenig den Überturner Fabian Hambüchen vergessen zu machen, dann Dauser, der in Berlin beim Sohn des Bundestrainers, Robert Hirsch, trainiert.

Doch schon am ersten Finaltag in der Max-Schmeling-Halle riss er sich beim Abgang an den Ringen das Kreuzband, zudem war der Außenmeniskus beschädigt. An der darauf folgenden WM in Montreal konnte er nicht teilnehmen. Die Rekonvaleszenz nach der komplizierten Knieverletzung dauerte lange.

Bundestrainer Hirsch betonte immer wieder, wie groß sein Respekt vor dem Stehaufmännchen Dauser sei. Sicher aber wird sich Hirsch auch gefragt haben, welche Erfolge Dauser hätte feiern können, wäre er gesund geblieben. Aber letztlich hilft das Hinterhertrauern nicht. Dauser ist mit seinen 26 Jahren nicht mehr der Jüngste im Turnen, aber ein paar gute Jahre kann er noch vor sich haben. Vielleicht gerade weil er verletzungsbedingt lange Pausen hatte. Voraussetzung dafür ist, dass er verletzungsfrei bleibt.

Das Vertrauen in ihn ist von Verbandsseite jedenfalls ausgeprägt. Ohne die Unterstützung von Bundestrainer Hirsch hätte er es nicht geschafft, sagte Dauser. „Er hat die ganze Zeit an mich geglaubt, mir Mut gemacht. Ich weiß nicht, ob er auch Tage hatte, an denen er anders dachte. Aber er hat sofort gesagt: Das kriegen wir hin“, erzählte Dauser. Und bis auf den einen Handstand haben sie es gut hinbekommen in Stuttgart.

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