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Die Profis des 1. FC Union trotten enttäuscht vom Platz nach dem 0:3 in Bochum.

© Imago/Matthias Koch

Katerstimmung nach Niederlage in Bochum: Der 1. FC Union erlebt einen harten Aufprall im Abstiegskampf

Die Köpenicker sind rüde auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Die alten Probleme sind nicht gelöst und schon am Mittwoch wartet mit dem 1. FC Köln ein Gegner, der gegen den Abstieg spielt.

Gerade auch zu den Festtagen kennt man das ja. Am Abend trinkt man einige Glühweine zu viel und geht mit einem übermütig warmen Gefühl ins Bett. Wenn man zunächst einmal aufwacht, fühlt sich alles noch normal an. Für eine halbe Sekunde glaubt man, dass man sogar in Topform ist. Dann aber kriechen die ganzen Kater-Kobolde aus den Wänden des Schlafzimmers: Schmerz und Müdigkeit, Verzweiflung und Selbstverachtung.

So in etwa erging es dem 1. FC Union am Samstagnachmittag beim 0:3 gegen den VfL Bochum. Nach dem Befreiungsschlag in der Liga gegen Borussia Mönchengladbach und dem historischen Abend gegen Real Madrid reiste man am Wochenende voller Hoffnung ins Ruhrgebiet. Doch dort verstaubt bekanntlich die Sonne im grauen Himmel. Und nach der Party kommt eben der Kater.

„Diese zwei Spiele hatten uns viel Selbstvertrauen gegeben, aber dieses Selbstvertrauen dauerte nur 45 Minuten“, sagte Union-Trainer Nenad Bjelica nach dem Spiel. Wie der Kroate sehr offen zugab, hatte seine Mannschaft vor allem aufgrund der tapferen Leistung im Olympiastadion einfach nicht die Kraft, gegen einen Gegner wie Bochum zu bestehen. „Nicht nur körperlich, sondern auch emotional haben wir viel investiert am Dienstag. Heute waren wir bereit zu laufen, aber es ging nicht: Sie waren immer ein Meter schneller als wir.”

Im Grunde sah man am Samstag all die alten Probleme, die Union schon seit dem Sommer begleiten. Hinten fehlte die alte organisierte Ekligkeit, nach vorne agierte man zu unpräzise, zu ineffizient. Mit Robin Gosens fehlte auch – wie so oft in dieser Saison – ein wichtiger Spieler zum schlechtestmöglichen Zeitpunkt. Man schaffte es zwar, eine ordentliche Halbzeit zu spielen, und brach dann trotzdem nach der Pause zusammen.

Union ließ viele Kräfte in der Champions League

Besonders überraschend war das im Kontext der Gesamtsaison nicht. „Dieser Herbst war ungewöhnlich schwer für den Verein, weil er in der Champions League gespielt hat. Und die Champions League ist eben nicht wie die Europa League oder die Conference League, sondern eine Stufe höher“, betonte Bjelica. Wahrlich keine revolutionäre These, und trotzdem zutreffend.

Unions lange Krise hat erst im September mit dem Beginn der Champions-League-Wochen angefangen und hat bisher noch kein Ende gefunden. Die Leistung gegen Bochum erinnerte stark an jene gegen Hoffenheim oder Bremen, als man schon einmal nach einem kräftezehrenden Europapokal-Spiel wichtige Punkte in der Liga liegen ließ.

Heute waren wir bereit zu laufen, aber es ging nicht: Sie waren immer ein Meter schneller als wir.

Unions Trainer Nenad Bjelica

„Warum war Bochum heute besser? Ein Grund ist sicherlich, dass sie sich die ganze Woche auf dieses Spiel vorbereitet haben, genauso wie wir letzte Woche gegen Gladbach. Das ist einfach so“, sagte Bjelica und traf mit seinem trockenen Tonfall wieder etwas humorlos den Nagel auf den Kopf. Die Dreifachbelastung ist einfach höher auf diesem Niveau. Insofern hat Union wohl auch Glück im Unglück, dass man nur noch in einem Wettbewerb spielen muss.

Dennoch ist man spätestens jetzt wieder rüde auf den Boden der Tatsachen gelandet. In den letzten Wochen hieß es oft, dass Union in erster Linie den psychologischen Befreiungsschlag brauchte, um wieder auf Kurs zu kommen. Dies ist den Köpenickern nun gelungen, doch die alten Probleme sind damit nicht gelöst.

Auch die Tabellensituation ist immer noch verheerend. Union steht wieder auf dem Relegationsplatz, hat mit zehn Punkten nur einen Zähler mehr als Darmstadt und Mainz. Schlimmer noch ist der Blick nach oben. Auch Platz 14 ist nun stolze fünf Punkte entfernt. Union steckt tief im Abstiegskampf, ist im Grunde eine von nur vier Mannschaften, die aktuell unmittelbar bedroht sind.

Umso wichtiger ist das Spiel am kommenden Mittwoch gegen den 1. FC Köln, der bis zum Auswärtsspiel beim SC Freiburg am Nachmittag punktgleich mit Union war. Auch vor dieser Partie gibt es kaum Vorbereitungszeit. Einen solchen Ausrutscher wie in Bochum kann man sich diesmal aber nicht erlauben. Irgendwie muss Bjelica den Kater verschwinden lassen. Sonst könnten es finstere Weihnachten werden.

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