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Kay Smits weiß sich durchzusetzen - auch gegen bullige Abwehrspieler.

© imago/wolf-sportfoto / Imago/Marco Wolf

Holland bei der Handball-WM: Für Kay Smits geht es um die Familienehre

Am Samstag trifft das deutsche Team auf die niederländische Auswahl. Obwohl Handball kaum eine Rolle in dem Land spielt, sind ihre Darbietungen erstaunlich.

Der Andrang war groß. Von Fernsehteams bis hin zu zahlreichen Printjournalisten, alle hatten sie sich reihenweise um die niederländischen Handballer versammelt. Anders als es nach dem 32:30-Sieg am Donnerstagabend gegen Katar vielleicht zu erwarten gewesen wäre, handelte es sich dabei allerdings nicht um die heimische Presse – sondern um Vertreter der deutschen Medien. Am Samstag kommt es bei der Weltmeisterschaft in Katowice zum Aufeinandertreffen der Nachbarländer (20.30 Uhr/ZDF).

„Hier ist schon etwas mehr los als bei der Vorrunde in Krakau”, sagte Kay Smits. Während der beim SC Magdeburg unter Vertrag stehende Linkshänder derartigen Trubel aus der Bundesliga durchaus kennt, sind die Verhältnisse bei der Nationalmannschaft hingegen üblicherweise etwas gediegener.

Erste WM-Teilnahme der Männer seit 1961

Handball und die Niederlande – das gehört nicht unbedingt zusammen. Keine 50.000 Menschen üben den Sport im Königreich aus, Konkurrenz gibt es vor allem vom Volleyball und vom Eisschnelllauf, abgesehen vom alles überragenden Fußball, versteht sich.

Die Nation war auf der Handball-Landkarte lange Zeit verschwunden. Seit 1961 haben sich die „Oranjes” in diesem Jahr erstmals wieder für eine Weltmeisterschaft qualifizieren können, bei den Europameisterschaften ist das Team seit 2020 vertreten. Zumindest bei den Männern. Bei den Frauen sieht die Geschichte nämlich etwas anders aus. Die gehören seit Jahren zu den Medaillenkandidatinnen, sicherten sich 2019 die WM-Trophäe.

Diese Diskrepanz sorgte mitunter auch schon mal für etwas Konkurrenzkampf im Hause Smits. Während bereits die Eltern für die Nationalmannschaft aufliefen, setzt sich die Reihe bei den drei Kindern fort. Kay Smits älterer Bruder Jorn ist Teil des erweiterten Auswahlkaders, Schwester Inger gehört zum Siegerteam der Frauen. „Da gab es bei uns schon viele Diskussionen”, erzählt der Jüngste mit einem kleinen Lächeln, ohne die geschwisterlichen Sticheleien zu ernst zu nehmen: „Letztlich unterstützen wir uns immer gegenseitig und drücken uns die Daumen.”

Auf Vereinsebene hat Kay Smits gegenüber seiner Schwester in der letzten Saison zumindest etwas aufgeholt, als er mit dem SCM die Meisterschaft gewann, während sie die Schale mit der SG Bietigheim holte. Bis sich die internationalen Trophäen ausgleichen, könnte es allerdings noch dauern. „Wir sind uns bewusst, dass es etwas Besonderes ist, das wir jetzt hier stehen und dass es ein langer Weg war”, sagt der 25-Jährige und ergänzt realistisch: „Unser Ziel ist das Viertelfinale.”

Das Team ist eher perspektivisch aufgebaut

Einen zusätzlichen Druck empfindet der Rückraumrechte unterdessen nicht. Weil er weiß, dass die Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Viele seiner Mannschaftskameraden seien mittlerweile zwar so wie er in der Bundesliga oder wie Mittelmann Luc Steins bei Paris Saint-Germain vertreten, aber die Erfahrung in der Breite des Kaders fehlt. Das Team ist jung und eher perspektivisch aufgebaut.

Bei der knappen 26:27-Niederlage gegen die Norweger haben Smits und Co. allerdings bereits gezeigt, dass sie durchaus die Kompetenz besitzen, die großen Mannschaften zu ärgern. Vor allem, weil ihre relativ kleinen Rückraumspieler überaus schnell im Zweikampf sind, immer wieder zu Durchbrüchen kommen und eine gute Übersicht besitzen.

So auch Kay Smits, der diese Spielanlage nur zu gut aus Magdeburg kennt – wie seine Mannschaftskollegen Philipp Weber und Lukas Mertens auf der deutschen Seite, die sich mit einem Sieg das Ticket fürs Viertelfinale vorzeitig sichern könnten. Doch da möchte eben genauso Kay Smits hin, nicht zuletzt, damit dem Handball in den Niederlanden etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird.

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