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Für viele Jugendliche findet der Sport nur noch auf dem Bildschirm statt. Sich selbst zu sportlich zu betätigen steht nur selten bis gar nicht auf dem Programm. Unser Autor hat dafür kein Verständnis.

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Hertha und Bayern sind out: Beim Nachwuchs ist E-Sport angesagt

Unser Schülerpraktikant beobachtet an seinem Gymnasium, dass große Sportarten wie Fußball oder Basketball bei Mitschüler:innen keine Rolle mehr spielen. Verständnis hat er dafür nicht.

Ein Kommentar von Alexander Schönherr

Wenn wir in der Pause quatschen, geht es selten um solch großartige Fußballspieler wie Thomas Müller oder Marco Reus. An meinem Gymnasium in Steglitz reden wir auch kaum über lokale Fußballklubs wie Hertha BSC oder den 1. FC Union. Herthas Abstieg war kein Gesprächsthema mehr mit Großteilen der Klasse.

Die Beteiligung von Klassenkameraden an Sportgesprächen ist insgesamt sehr gering. Nur wenige können, beziehungsweise wollen, mitreden, wenn es um populäre Sportarten, wie Fußball oder Basketball geht. Das liegt bei ihnen wohl vor allem daran, dass sie selbst keinen Sport treiben. Bei anderen Themen wie Gaming oder Social Media bringen sich die meisten meiner Mitschülerinnen und Mitschüler hingegen voll ein. Ihre Leidenschaft spielt sich eben im Virtuellen ab. Das ist bei mehr als der Hälfte meiner Klasse so.

Wenn Karl-Heinz Rummenigge wüsste, dass ihm hier der Fan-Nachwuchs wegbricht; denn selbst Bayern München spielt in meiner Klasse keine Rolle mehr. Früher, so erzählen mir meine Eltern, war das anders. Da war Hertha oder Bayern das große Gesprächsthema auf den Berliner Schulhöfen.

Sport zu treiben hat Vorteile in jeder Hinsicht

Fan sein ist eine gute Sache – schade aus meiner Sicht ist aber, dass die Leidenschaft vieler Mitschülerinnen und Mitschüler nicht der aktive Sport ist. Obwohl dieser aus meiner Sicht nur Vorteile mit sich bringt, haben einige in meiner Klasse in ihrer Freizeit anderes zu tun. Dabei bringt Sport Selbstvertrauen und steigert das Selbstwertgefühl, hält den Körper fit und sorgt dafür, dass das Smartphone in der Freizeit auch mal in der Tasche bleibt. Im Mannschaftssport werden außerdem Freundschaften gefestigt und neue geschlossen.

Für mich ist der Sport eine klare Bereicherung. Seit mittlerweile neun Jahren spiele ich Tennis sowie Fußball im Verein. Etwa vier bis fünf Mal die Woche trainiere ich und es ist großartig, wenn ich mit Freunden den Sport ausübe, den ich so sehr mag. Und zu wissen, dass es meinem Körper guttut, macht es noch besser. Selbst gegen schlechte Laune ist es ein gutes Mittel.

Hertha BSC ist in Berliner Schulklassen schon lange kein Thema mehr.
Hertha BSC ist in Berliner Schulklassen schon lange kein Thema mehr.

© imago images/Matthias Koch

Doch all diese Argumente scheinen viele Jugendliche nicht zu überzeugen. Für sie ist, wenn von Sport die Rede ist, E-Sport gemeint. Während ein Teil ihrer Freunde sich draußen austobt, sitzen sie lieber zu Hause vor ihrer Spielkonsole und hoffen, ihre Beschäftigung später einmal hauptberuflich ausüben zu können wie ihre Idole, die E-Sportler und Gaming-Influencer. Das ist vermutlich nicht nur schlecht für die körperliche Entwicklung der Jugendlichen, sondern auch für ihre psychische. Sich zu bewegen, ist eben auch eine Möglichkeit, mal den Kopf freizubekommen von Sorgen oder Ähnlichem.

Die Eltern sind meist auch nicht das Problem

Vielleicht ist es aber auch manchen Eltern gerade recht, dass ihre Kinder so viel Zeit vor dem Bildschirm verbringen. So haben sie weniger Arbeit, können sich den Aufwand sparen, ihre Kinder bei einem Verein anzumelden und sie dann zum Sport zu bringen.

Doch ich will, wie im Sport auch, fair bleiben. Die meisten Eltern bemühen sich wohl, ihre Kinder zum Sport zu bringen. Aber die Kinder, die keine Eigeninitiative zeigen, werden wahrscheinlich nicht überzeugt werden können. Da hilft dann der Versuch der Eltern wenig weiter.

Ich finde es wichtig, dass Jugendliche sich sportlich beteiligen. Es hilft ihnen auf psychischer, gesundheitlicher, aber auch auf sozialer Ebene. Der virtuelle Teil des Alltags mag dafür etwas kürzer kommen als bisher, aber völlig aufgegeben werden muss er nicht. Letztlich ist es auch egal, auf welche Sportart die Entscheidung fällt, Hauptsache sie fällt.

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