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Auch Thomas Müller durfte jubeln. Der Nationalspieler trifft hier zum 3:0 für den FC Bayern, später legte er noch das 5:0 nach.

© dpa/Andreas Gora

Update

„Haben heute einen in die Fresse gekriegt“: Heftige 1:5-Klatsche für Union gegen den FC Bayern

Union kassiert gegen den entthronten Meister eine krachende Heimniederniederlage. Die Lage im Abstiegskampf wird für die Berliner nun immer brenzliger.

Von Kit Holden

Ganz so schlimm wie beim letzten Mal war es nicht. Diesmal sah Nenad Bjelica nur die Gelbe Karte, als er sich gegen Ende der ersten Halbzeit zu lautstark über einen Freistoß ärgerte. Und dennoch kam an diesem ungewöhnlich kalten April-Abend zwangsläufig die Erinnerungen an den Januar hoch. An damals, als der 1. FC Union mit 0:1 beim FC Bayern München verlor und der Trainer wegen einer Unsportlichkeit vom Platz flog.

Drei Monate später verlor Union am Sonnabend wieder gegen den Rekordmeister – diesmal sogar mit 1:5 – und wie schon im Januar stecken die Berliner nun tief in der Krise. Ein Sieg gegen den FC Bayern war ja vielleicht ohnehin nicht eingeplant. Die gewünschte Ansage im Abstiegskampf war es aber eben auch nicht. „Wir haben in den letzten Jahren oft davon gesprochen, dass es in der Bundesliga mal Spiele gibt, wo du einen in die Fresse kriegst. Das ist heute passiert“, sagte Kapitän Christopher Trimmel nach dem Spiel. „Wichtig ist nun, wie die Mannschaft darauf reagiert.“

Vier Spiele vor dem Ende der Saison wird die Gesamtlage für Union immer kritischer. Zwar hat man noch sieben Punkte Vorsprung zu den direkten Abstiegsrängen. Gleichzeitig hat man auch drei Spiele in Folge verloren und dabei nur ein, bedeutungsloses Tor geschossen. Während Mainz immer besser in Form kommt, geht es in Berlin aktuell nur in eine Richtung: bergab. 

Dabei waren die Hoffnungen vor diesem Spiel so groß. Schon eine halbe Stunde vor dem Anpfiff war im Stadion das Adrenalin des Abstiegskampfs zu spüren. Nachdem Köln und Bochum am Nachmittag verloren hatten, wollte Union hier die Chance nutzen und ein Statement setzen. Oder, um das Banner auf dem Zaun vor der Gegengerade zu zitieren: „Mit aller Gewalt – zum Klassenerhalt!“

Nach zuletzt drei Spielen in Folge ohne Tor ließ Nenad Bjelica im Sturm schon wieder rotieren und setzte dabei auf eine neue, alte Variante mit Kevin Volland und Benedict Hollerbach. Hinter den Angriffsreihen kehrten Robin Gosens und Lucas Tousart nach ihren Sperren zurück in die Startelf, während Rani Khedira etwas überraschend auf der Bank saß. 

Die Berliner begannen furios. Nach nur einer Minute flog eine gefährliche Flanke von Christopher Trimmel durch den Münchner Strafraum, allerdings auch knapp an Gosens und Hollerbach vorbei. Auch danach blieb Union positiv und bestritt das Spiel zumindest in der ersten halben Stunde mehr oder weniger auf Augenhöhe. Während die Bayern nur selten zum Abschluss kamen, erspielte sich Union die eine oder andere vielversprechende Umschaltsituation. 

Union spielte gut mit, aber die Bayern waren enorm effizient

Doch wie so oft in den letzten Wochen blieb es nur beim Versprechen. Statt des lang ersehnten Union-Treffers fiel in der 30. Minute doch wieder nur das gewohnte Gegentor. Einen scharfen Pass von Tel ließ Müller clever laufen, sodass Leon Goretzka plötzlich Platz im Strafraum hatte. Bevor die Berliner Abwehr reagieren konnte, flog der Ball schon unter die Latte ins Netz.

Wieder zeigte sich Union trotzig: Vor der Pause musste Manuel Neuer gleich zweimal stark parieren, um die Münchner Führung zu bewahren. Und wenig später zeigten sich die Bayern enorm effizient. Kurz vor dem Abpfiff der ersten Halbzeit bekamen die Gäste einen Freistoß in gefährlicher Position. Während Bjelica sich noch beschwerte und verwarnt wurde, roch Harry Kane schon Lunte. Der Engländer setzte den Ball durch die sich öffnende Mauer am zu spät reagierenden Frederik Rönnow vorbei ins Tor. 

Kurz nach dem Seitenwechsel fiel schon die Vorentscheidung, als Müller eine Flanke von Choupo-Moting am langen Pfosten per Volleyabnahme zum 3:0 schoss. Die Hoffnung, dass Union ein spektakuläres Comeback nach Heidenheimer Art gelingen könnte, war somit begraben.

Die Union-Fans wurden daraufhin nur lauter. „Geb niemals auf und glaub an dich“, sangen sie auf der Waldseite. Die Mannschaft tat weder das eine noch das andere. Nach einer knappen Stunde schoss Tel nach einem schönen Zusammenspiel mit Kane das 4:0, und kaum fünf Minuten später durfte Müller unbedrängt zum 5:0 einköpfen. „In der zweiten Halbzeit zerbrechen wir komplett. Das darf uns nicht passieren“, sagte ein niedergeschlagener Volland nach dem Spiel.

Kurz vor dem Schlusspfiff gelang Yorbe Vertessen doch noch ein Tor: Unions erstes seit Mitte März. Die Alte Försterei feierte ironisch ausgelassen. Nenad Bjelica lachte nicht.

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