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Deutschlands Alexandra Popp wird das deutsche Team voraussichtlich bei der WM als Kapitänin anführen.

© picture alliance/dpa/PA Wire/ Nick Potts

Für Turnier im Sommer: TV-Rechte für Frauen-Fußball-WM immer noch nicht vergeben

In zwei Monaten spielen die Frauen in Australien und Neuseeland den neuen Weltmeister aus. Ob und wenn ja, wo die Spiele im TV zu sehen sind, ist weiter unklar.

Bei den Männern wäre dieser Vorgang unvorstellbar – so kurz vor dem wichtigsten Turnier im Fußball: Nach Angaben von ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky geht der Poker um die TV-Rechte für die Fußball-WM der Frauen weiter. „Es gibt noch keine Einigung. Ob es eine Einigung gibt, kann ich heute noch nicht sagen“, sagte der 61-Jährigen bei einer Veranstaltung des Deutschen Fußball-Bundes am Donnerstag in Köln. „Wir beide hoffen darauf, wir bemühen uns einfach“, ergänzte ZDF-Sportchef Yorck Polus.

Die EM 2022 in England war in Deutschland ein Quoten-Hit: Die Live-Übertragung vom Finale zwischen Deutschland und England (1:2) im Wembleystadion war mit 17,952 Millionen Zuschauern die am meisten gesehene TV-Sendung des gesamten Jahres.

Balkausky zufolge wappnet sich die ARD aber für eine mögliche Übertragung: „Die Zeit läuft, wie bereiten es – so weit es möglich ist – vor.“ Gut zwei Monate vor Beginn der WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) ist auch in Deutschland noch unklar, wer das Turnier im Fernsehen übertragen wird. Der Fußball-Weltverband Fifa hatte zuletzt auf ein bisher erfolgloses Ausschreibungsverfahren für die Rechte verwiesen.

Deshalb werden wir gezwungen sein, die Frauen-WM in den großen fünf europäischen Ländern nicht zu übertragen, sollten die Angebote weiter nicht fair bleiben.

Gianni Infantino, Präsident der Fifa

Jetzt gibt es aber Fifa-Präsident Gianni Infantino zufolge Fortschritte. „Es haben einige Diskussionen stattgefunden, die auf einer etwas anderen Ebene begonnen haben“, sagte der Schweizer bei einer Veranstaltung am Mittwoch (Ortszeit) in Los Angeles: „Es bewegt sich also.“

Zuvor hatte Infantino betont, dass es die moralische und rechtliche Verpflichtung sei, die Frauen-WM nicht unter Wert zu verkaufen: „Deshalb werden wir gezwungen sein, die Frauen-WM in den großen fünf europäischen Ländern nicht zu übertragen, sollten die Angebote weiter nicht fair bleiben.“

Infantino hob hervor, dass er immer noch entschlossen sei, mehr Geld von den Rundfunkanstalten der größten europäischen Länder zu bekommen. Weiterhin behauptet der 53-Jährige, dass dies dem gesamten Frauensport zugutekommen würde. „Wir wollen nur, dass der Fußball respektiert wird und dass dafür das richtige Geld gezahlt wird“, sagte der Boss des Weltverbands: „Denn was auch immer gezahlt wird, fließt nicht nur zu 100 Prozent, sondern zu 150 Prozent in die Entwicklung des Frauenfußballs.“

Balkausky hatte auf ein „marktgerechtes Angebot“ von ARD und ZDF verwiesen. Einem „Kicker“-Bericht zufolge haben die öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten fünf Millionen Euro für die Übertragungsrechte an der Endrunde mit erstmals 32 Teams geboten. Die FIFA verlange aber das Doppelte. Nach dpa-Informationen liegen die Summen etwas höher.

WDR-Intendant Tom Buhrow, dessen Sender in der ARD die Federführung bei den Sportrechten hat, verteidigte zuletzt die Linie der öffentlich-rechtlichen Sender. „Herr Infantino trompetet in der Öffentlichkeit herum und versucht, moralischen Druck auf uns auszuüben. So nicht. Man kann sich an einen Tisch setzen und die Sache besprechen, nicht in der Öffentlichkeit“, sagte Buhrow.

Bei dem Turnier treffen die deutschen Vize-Europameisterinnen von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg in der Vorrunde auf Marokko, Kolumbien und Südkorea. Dann werden auch viele Augen wieder besonders auf Alexandra Popp gerichtet sein, die im EM-Finale verletzt gefehlt hatte sein. „Sie ist unsere Spielführerin, eine wichtige Keyplayerin“, sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. „Ich glaube, die Alex hat noch bisschen was vor.“

Vor einer Woche hatte auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser mit Nachdruck auf eine baldige Lösung gedrängt. „Ich appelliere noch einmal sehr stark, im Sinne der Menschen, die Teilhabe an diesem wunderbaren Fußballfest haben wollen, eine Übertragung zu gewährleisten“, sagte die SPD-Politikerin.

„Ich möchte bei allen Beteiligten, die gerade darüber beraten und verhandeln, noch einmal dafür werben“, bekräftigte Faeser ihren Wunsch nach einer schnellen Einigung. Die tollen Bilder von der EM im Vorjahr in England, bei der die DFB-Auswahl erst im Finale vom Gastgeber gestoppt worden war, hätten „einen unglaublichen Schwung für den Frauen- und Mädchenfußball“ gebracht. „Wir sehen, dass der Frauenfußball dadurch eine ganz andere Wertschätzung erhalten hat“, sagte Faeser. Dieser Prozess müsse fortgesetzt werden. (dpa)

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