zum Hauptinhalt
Hans Lindberg spielt seit 2016 für die Füchse. Insgesamt dreimal war er Torschützenkönig der Handball-Bundesliga. Zuletzt 2022.

© dpa / Uwe Anspach

Füchse Berlin überraschen mit Personalentscheidung: Kein neuer Vertrag für Routinier Hans Lindberg

In der vergangenen Saison wurde Hans Lindberg zum dritten Mal Bundesliga-Torschützenkönig. Doch sein Klub aus Berlin will sich auf seiner Position neu aufstellen.

Hans Lindberg schnappte sich den Ball und prellte das Spielgerät einige Male auf den Boden, bevor er sich zur Strafwurflinie begab. Eine Gewohnheit, wie sie bei dem dänischen Rechtsaußen öfter zu beobachten ist. Dann folgte der mindestens genauso routinierte Siebenmeter: ein kurzes Antäuschen und zack, war der Ball auch schon im Tor verschwunden. Vier Strafwürfe verwandelte Lindberg am Dienstagabend auf diese Weise für die Füchse Berlin, die letztlich in ihrem ersten European-League-Spiel der Saison gegen Motor Saporischschja mit 38:27 gewannen.

Doch obwohl der 41-Jährige an diesem Abend in Düsseldorf geschont wurde und nur bei den Strafwürfen antrat, war er doch das dominierende Thema. Lindberg hatte nämlich zuvor in den dänischen Medien verlauten lassen, dass seine Zeit bei den Füchsen bald enden werde. „Das ist meine letzte Saison bei den Füchsen Berlin“, sagte er bei TV2 und ergänzte wenig glücklich: „Ich bin sehr überrascht darüber.“

Die Enttäuschung bei Lindberg, der in der vergangenen Saison wieder einmal Torschützenkönig in der Bundesliga wurde und aktuell bester Werfer seines Teams ist, ist verständlich. Erst im Sommer hatte der Verein mit ihm um ein weiteres Jahr verlängert. „Er ist unfassbar effektiv und eine unglaublich wichtige Persönlichkeit für unsere Mannschaft. Er ist wie ein guter Wein, ich habe das Gefühl, er wird jedes Jahr noch besser“, hatte ihn Stefan Kretzschmar noch im Juni gelobt und allen Seiten das Gefühl gegeben, dass der Däne, solange er fit ist, einen Platz bei den Füchsen habe.

Es gibt keine sportlichen Gründe für Lindbergs Aus in Berlin

Nun aber schlägt der Verein eine neue Richtung ein. „Das war sicherlich eines der schwierigsten Gespräche, die ich führen musste, seitdem ich bei den Füchsen bin", bestätigte Kretzschmar am Dienstagabend. Eine sportliche Begründung gäbe es nicht, räumte der ehemalige Linksaußen an. Lindberg liefere nach wie vor ab.

Vielmehr habe sich der Klub aus perspektivischen Gründen neu aufgestellt. Der 49-Jährige wolle Lindbergs Flügelpartner Valter Chrintz mehr Vertrauen schenken, damit sich dieser besser zeigen und entwickeln könne. Antrieb dürfte jedoch vermutlich ebenso gewesen sein, dass der Verein die Möglichkeit hatte, einen jungen, vielversprechenden Rechtsaußen zu verpflichten, der ein Jahr später vielleicht nicht mehr zu haben gewesen wäre.

Lindbergs Nachfolger? Hakun West av Teigum aus Faröer ist 20 Jahre alt und gilt als großes Talent.

© IMAGO/HMB-Media

Lindberg selbst sagte im Interview, dass ihm mitgeteilt wurde, dass bereits ein neuer Spieler verpflichtet worden sei. Und wenngleich es keine offizielle Bestätigung gibt, soll es sich dabei den Gerüchten zufolge um Hakun West av Teigum aus Faröer handeln, der momentan bei Skanderborg-Aarhus spielt. Bei dem EHF-Gruppengegner der Füchse steht West zwar bis 2024 unter Vertrag, hat aber dem Vernehmen nach eine Ausstiegsklausel, die es ihm ermöglichen würde, vorzeitig zu wechseln.

Mit seinen 20 Jahren, viel Schnelligkeit und einer hohen Wurfeffektivität sowie internationaler Erfahrung wäre West, an dem mehrere deutsche Vereine interessiert gewesen sein sollen, auf jeden Fall ein Topkandidat für Berlin.

Mein Plan war es, hier noch ein oder zwei Jahre zu spielen.

Hans Lindberg über seine Zeit bei den Füchsen Berlin.

Lindberg auf der anderen Seite muss sich nun überlegen, wie es bei ihm weitergehen soll, nachdem das Karriereende, so wie er es sich bei den Füchsen vorgestellt hatte, nicht mehr zur Debatte steht. „Mein Plan war es, hier noch ein oder zwei Jahre zu spielen“, sagte der Welt- und Europameister, der zugab, erst einmal die unerwartete Nachricht verdauen zu müssen.

„Ich muss jetzt schauen, was ich mache. Ob ich aufhöre oder woanders weitermache. Natürlich kommt es ebenso darauf an, welche Möglichkeiten es für mich und meine Familie gibt. Ich bin an einem Punkt, wo ich nicht nur an mich denken kann“, sagte Lindberg, dessen zwei Söhne in Berlin zur Schule gehen. Aktuell sei er für alles offen, auch dafür, nach Dänemark zurückzugehen.

Angebote dürfte Hans Lindberg, der als einer der weltbesten Rechtsaußen gilt und jeden Vereinswettbewerb in der Vergangenheit schon mindestens einmal gewonnen hat, sicher genug haben. Erst einmal geht die Saison aber bei den Füchsen weiter. Und da wird sich Lindberg sicher auch weiterhin nicht von den aktuellen Ereignissen aus der Bahn werfen lassen. Dafür ist er Routinier genug.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false