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Ronnie O’Sullivan bezwang Ali Carter im Masters-Finale mit 10:7.

© AFP/Justin Tallis

Zwei Snookerstars auf Kollisionskurs: Fehde zwischen Ronnie O’Sullivan und Ali Carter

Erst wurde gerempelt, dann vermeintlich gerotzt und nun wird gepestet. Warum zwischen O’Sullivan und Carter jetzt nur noch ein Mittelfinger steht.

Direkt nach dem denkwürdigen Finale beim Masters der Snookerspieler hatte Sieger Ronnie O’Sullivan schon mit einigen kontroversen Aussagen über seinen Gegner Ali Carter aufhorchen lassen. Er hätte sehen wollen, ob Carter es draufhabe und es wirklich zum Sieg schaffen würde, legte der Superstars seines Sports genüsslich bei Eurosport dar. Im Vergleich zu dem, was noch kommen sollte, war das allerdings harmlos.

Zunächst war es Carter, der davon erzählte, dass O’Sullivan während des Duells auf den Boden „gerotzt“ hätte. „Das ist offen gesagt ekelhaft“, sagte Carter und forderte Konsequenzen. Ist Ali Carter nun ein schlechter Verlierer oder steckt mehr dahinter? Über seinen Gegner sagte er weiter: „Er fängt an, mich zu nerven.“

Es ist nicht das erste Mal, dass Carter und O’Sullivan aneinander geraten. Legendär war der Rempler bei ihrem Duell bei der Weltmeisterschaft 2018. O’Sullivan hatte seinen Landsmann damals im wahrsten Wortsinne auflaufen lassen. Anschließend gab es auch noch einen Wortwechsel der beiden, den der Schiedsrichter unterbinden musste.

Seither ist man sich weitgehend aus dem Weg gegangen und Carter sprach vor dem Finale sogar fast schon freundlich über O’Sullivan: „Er hat in jedermanns Karriere eine große Rolle gespielt. Er ist der Größte aller Zeiten und ich habe den größten Respekt vor ihm als Snookerspieler.“

Er gräbt sich sein eigenes Grab. Er muss sein verdammtes Leben in Ordnung bringen. Gegen so jemanden Snooker zu spielen, ist ein Albtraum.

Ronnie O’Sullivan über Ali Carter

Vor dem Menschen Ronnie O’Sullivan dürfte Carter dagegen seit Sonntagabend den Respekt verloren haben. Dass das Publikum O’Sullivan deutlich mehr unterstützte als ihn, hat Carter offenbar nicht verwinden können: „Wenn du gegen Ronnie spielst, spielst du auch gegen das Publikum. Du musst es akzeptieren“, kommentierte er die lautstarken Anfeuerungsrufe im Alexandra Palace für seinen Gegner lakonisch.

Damit hätte das Ganze dann auch erledigt sein können, denn O’Sullivan hatte über Carter vor dem Finale gesagt: „Ich glaube, er hat ein größeres Problem mit mir als ich mit ihm.“ Ganz ohne Stichelei ging es dann aber doch nicht: „Vielleicht liegt es daran, dass ich einen riesigen Schrank voller Trophäen habe.“

Nach den Äußerungen von Carter über O’Sullivans divenhaftes Verhalten und dem Rotz-Vorwurf platzte dem dann aber komplett der Kragen. Als O’Sullivan bei der Pressekonferenz mit den Aussagen seines Rivalen konfrontiert wurde, redete er sich regelrecht in Rage: „Ich habe 20 Jahre lang nicht mit ihm gesprochen. Als Kids haben wir eine Menge zusammen erlebt. Warum hat er Probleme mit mir? Ich habe sie nicht. Es ist mir scheißegal. Er soll sich ein paar Eier wachsen lassen.“

Er sagt an jedem Tag etwas anderes. Ich glaube, er weiß nicht einmal, was er manchmal so von sich gibt.

Ali Carter über Ronnie O’Sullivan

Und dann wurde es noch deftiger: „Er gräbt sich sein eigenes Grab. Er muss sein verdammtes Leben in Ordnung bringen. Gegen so jemanden Snooker zu spielen, ist ein Albtraum. Er ist kein netter Mensch. Er hinterlässt kein gutes Gefühl am Tisch.“ Zuvor hatte O’Sullivan seinen ausgestreckten Mittelfinger gezeigt und in Richtung Carter gepestet: „Von mir aus kann er darauf sitzen bleiben.“

In dieser Woche spielen beide in Leicester beim Word Grand Prix. Vielleicht ist es ganz gut, dass sie dort frühestens im Finale aufeinandertreffen können. Denn nun war es Carter, der noch einmal nachlegte und beim übertragenden Fernsehsender ITV erklärte: „Ronnie hat ein Recht auf seine Meinung. Ich habe nur gesagt, wie es ist und wie es war, und ich nenne Fakten. So einfach ist das.“ Für ihn mache es keinen Unterschied, was Ronnie sage. Denn: „Er sagt an jedem Tag etwas anderes. Ich glaube, er weiß nicht einmal, was er manchmal so von sich gibt. Eigentlich tut er mir ein bisschen leid. Ich glaube, es geht ihm nicht so gut.“

Inzwischen hat sich sogar der Weltsnookerverband eingeschaltet und angekündigt, die Vorfälle untersuchen zu wollen. Und da Ronnie entgegen seiner Ankündigung nun doch zunächst keine Pause macht – in Leicester sagte er: „Ich hätte gar nicht hierherkommen sollen, aber ich versuche, meine Tour Card zu behalten. Nur deswegen spiele ich hier“ – könnte er nun vielleicht doch ab 29. Januar in Berlin beim German Masters antreten.

Das dürfte auch die deutschen Fans hellhörig machen. Denn womöglich tritt O’Sullivan doch am ersten Turniertag zu seinem Qualifikationsmatch für das German Masters gegen den Julien Leclercq an. Laut offiziellem Spielplan soll er gegen den Belgier am am Montag im Tempodrom um 15 Uhr spielen – parallel übrigens zu Ali Carter, dem Titelverteidiger.

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