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Tragik am Spielfeldrand. Carolin Simon zog sich einen Kreuzbandriss im linken Knie zu.

© imago/Zink/IMAGO/Sportfoto Zink / Peter Kotzur

Eine Fußball-Tragödie: Kurz vor der WM fällt Carolin Simon verletzt aus

Im Testspiel der Frauenfußball-Nationalmannschaft gegen Sambia gab Carolin Simon wieder alles. Doch dann geschah es. Diagnose: Kreuzbandriss. Ein Traum ist geplatzt.

Von Laila Lehming

| Update:

Lange schien die Saison für sie wie ein Traum. Carolin Simon, Außenverteidigerin im Frauenfußball-Team von Bayern München, lieferte exakte Vorlagen, schoss wunderbare Freistoßtore und gehörte zum festen Bayern-Stamm. Einige der besten Offensivspielerinnen der Welt bissen sich die Zähne an ihr aus.

Auch in der Nationalmannschaft lief es wieder. Simon, die nach dreijähriger Nicht-Nominierung viele schon abgeschrieben hatten, war beim WM-Test gegen den amtierenden Weltmeister der USA dabei. Sie wurde eingewechselt - und lieferte ab. Unter großem Druck. Spiel um Spiel, Minute um Minute.

Sie wollte kein Fragezeichen hinter ihrem Namen, wenn es um das WM-Ticket nach Australien und Neuseeland geht. Im letzten Spiel der Bayern in dieser Saison, nur wenige Tage vor der Bekanntgabe des erweiterten Kaders der WM, bereitete die 30-Jährige unglaubliche vier Tore vor und schoss selber noch eins.

Am vergangenen Freitag nun, in der zweiten Hälfe des letzten Testspiels des DFB-Teams vor der WM gegen Sambia, einen Tag vor der endgültigen WM-Nominierung, wird Carolin Simon eingewechselt. Sie läuft aufs Feld und berührt mit einer Hand den Rasen. Es ist ihr großer Moment. Ein letztes Mal beweisen, dass sie sich den WM-Platz verdient hat. Ein letztes Mal alles geben. Carolin Simon flankt perfekt in den Strafraum, trifft einmal die Latte und bereitet den Treffer zum 1:2 durch Lea Schüller vor. Auch defensiv bremst sie die schnellen Spielerinnen aus Sambia aus.

Dann kommt die Sekunde, die alles verändert. Carolin Simon kämpft um einen Einwurf, springt hoch und landet unglücklich. Sie fällt und reckt einen Arm in die Höhe. Mit ihren Händen greift sie um das linke Knie. Schnell sind ihre Mitspielerinnen da. Klara Bühl winkt wild nach der medizinischen Abteilung, Lea Schüller drückt ihre Hände an das Gesicht der 30-Jährigen. Lina Magull, Kapitänin der Bayern, mit der Simon in diesem Jahr im Urlaub war, nimmt ihre Hand. Kann das wahr sein? In den letzten Spielminuten läuft Simon zurück zur Bank. Eine letzte Hoffnung keimt auf.

Der Traum wird zum Albtraum. Einen Tag später, am Tag der lang ersehnten WM-Nominierung, wird bei Carolin Simon ein Kreuzbandriss diagnostiziert. Eine kleine Tragödie für sie und das Team. Sie wird fehlen, fußballerisch und menschlich. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg lobte denn auch ihre spielerischen Qualitäten, ihre „offene Art“ und ihr gesamtes Wesen.

Wird sich die Ausnahmespielerin zurückkämpfen? Vor einer Woche wurde Carolin Simon gefragt, ob dies ihre letzte Chance sein würde, zu einem großen Turnier zu fahren. „Kommendes Jahr sind Olympische Spiele in Paris“, antwortete sie.

Die Autorin ist eine 20-jährige Studentin aus Berlin, die sich auf die WM in Australien und Neuseeland freut.

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