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Mit der Hand rettete Luis Suárez (rechts) sein Team 2010 im WM-Viertelfinale gegen Ghana.

© AFP / YASUYOSHI CHIBA

Ein Wiedersehen mit Groll: Ghanas Chance auf Revanche gegen Uruguay

Durch ein Handspiel verhinderte Luis Suárez Ghanas Siegtor im WM-Viertelfinale 2010. Die Afrikaner schieden im Elfmeterschießen aus. Am Freitag geht es wieder ums Weiterkommen.

Die Miene von Luis Suárez verfinsterte sich. Auf Kommentare zu seiner gefeierten wie verhassten WM-Heldentat vor zwölf Jahren hatte Uruguays polarisierender Stürmer vor dem Wiedersehen mit Ghana keine Lust. „Nein, darüber werde ich nicht reden“, wiegelte er in den Stadion-Katakomben in Katar ab.

Zwölf Jahre liegt es zurück, dieses denkwürdige Kapitel mit dem Hauptdarsteller Suárez. Im Soccer City Stadion von Johannesburg verhinderte Suárez im dramatischen Viertelfinale bei der Endrunde 2010 wenige Sekunden vor dem Elfmeterschießen per Hand auf der Linie das sicher geglaubte Siegtor von Ghana. „Die Hand des Teufels“, schrieb die seriöse südafrikanische „Sunday Times“ seinerzeit.

Asamoah Gyan vergab den anschließenden Strafstoß und damit das erste Halbfinale einer afrikanischen Mannschaft. Im anschließenden Elfmeterschießen gewann Uruguay. Der wegen des Handspiels vom Platz gestellte Suárez feierte ausgelassen mit den Teamkollegen, Gyan brach mit Weinkrämpfen zusammen. Südafrikas Legende Nelson Mandela spendete nach der traurigsten Nacht in der Fußball-Geschichte Ghanas Trost und Zuversicht.

Ich denke nicht wirklich an Rache. Es ist zwölf Jahre her.

Otto Addo, Nationaltrainer Ghanas

Und jetzt soll all das kein Thema mehr sein? Das behaupten zumindest die Protagonisten. „Ich denke nicht wirklich an Rache“, beteuerte Ghanas Trainer Otto Addo im Vorfeld der Neuauflage. „Ich war auch traurig, als ich die Szene sah, es war eine große Chance für Ghana, die nächste Etappe zu erreichen. Aber es ist zwölf Jahre her.“

Das dürften viele Fans anders sehen, es war ein Stich ins Herz eines ganzen Fußball-Kontinents. Dass Ghana nun ein Punkt für das Achtelfinale reicht und die bislang im Turnier enttäuschenden Südamerikaner gewinnen müssen, lässt die Anhänger auf eine schmerzlindernde Revanche hoffen. „Ich bin keine Person, die nach Rache sucht. Als starker Gläubiger, wenn Sie nicht nach Rache für diese Dinge suchen, erhalten Sie manchmal mehr Segen von Gott“, sagte Addo.

Um Gott ging es auch damals. „Am Ende ist die Hand Gottes jetzt meine“, sagte Suárez nach dem Elfmeterkrimi in Anspielung auf das Handtor des Argentiniers Diego Maradona 1986 bei der WM in Mexiko. Der Siegeswille des engen Freundes von Lionel Messi, die beide zusammen öfter mit ihren Familien Urlaub machen, wird von Teamkollegen bewundert.

Uruguay seitdem immer mindestens ins Achtelfinale

Mit der WM 2010 begann - auch dank des jungen Suárez - mit Platz vier eine in der Heimat frenetisch bejubelte Phase der uruguayischen Nationalmannschaft, die danach immer mindestens ins Achtelfinale einzog. Und diesmal? Diesmal spricht nach den bisherigen Turnierleistungen nicht viel für ein Weiterkommen des alternden Ensembles um Rekordnationalspieler Diego Godín (36). Außer vielleicht unfassbar viel Erfahrung.

Suárez, viele Jahre Stürmer bei Weltclubs wie Ajax Amsterdam, FC Liverpool, FC Barcelona und Atlético Madrid, enttäuschte im bisherigen Turnierverlauf ebenso wie etwa Edinson Cavani, einst ruhmreicher Angreifer in Neapel, Paris oder Manchester. „Wir werden jene Dinge korrigieren, die wir schlecht gemacht haben, und versuchen, es besser zu machen, um das nächste Spiel zu gewinnen“, sagte der 35-jährige Cavani. 

Ein Punkt aus zwei Spielen lautet die magere Ausbeute der Südamerikaner, die noch ohne Tor sind. Ghana hat drei Zähler auf dem Konto. Tabellenführer Portugal ist bereits durch. Ein Sieg ist für Uruguay also Pflicht - aber garantiert ist selbst dann der Einzug in die K.o.-Runde nicht. Es hängt auch vom Ergebnis zwischen Portugal und Südkorea ab.

„Wir werden alle Waffen nutzen, die wir haben. Ich habe volles Vertrauen in meine Spieler“, sagte Trainer Diego Alonso. „Es wird ein Schlüsselspiel, aber es hat nichts mit der WM 2010 zu tun.“ (dpa)

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