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Issa Hayatou, links neben Sepp Blatter, steht dem Afrikanischen Fußballverband CAF vor. Sein Verband stand in Treue fest hinter Blatter, im Gegensatz zur Uefa. Michel Platini hatte Blatter zuvor gesagt, dass die Europäer ihn nicht mehr wählen würden.

© Patrick Seeger/dpa

Fifa-Kongress: Die Treue der Afrikaner zu Sepp Blatter

54 Stimmen sind eine echte Hausmacht, und in Afrika ist Sepp Blatter immer noch populär. Selbst Kenias Fußballpräsident, der ziemlichen Ärger mit der Fifa hatte, stimmte für den ewigen Präsidenten.

Erst im März hat Fifa-Präsident Joseph Blatter Kenia besucht. In Kisumu am Viktoriasee hat er einen neuen Kunstrasenplatz eingeweiht, in den 600 000 Dollar aus den Kassen der Fifa geflossen sein sollen. Kenia ist ein gutes Beispiel dafür, warum die Fußballverbände des Kontinents mit ihren 54 Stimmen Sepp Blatter für immer die Treue halten werden.
Dabei hat der Chef der Football Kenya Federation, Sam Nyamweya, gerade ziemlichen Ärger mit der Fifa. Nyamweya, der die erst 2011 gegründete FKF seither führt, will die erste Liga in Kenia von 16 auf 18 Klubs vergrößern. Weil sich die Kenianische Premier League und der Fußballverband nicht einigen konnten, hat die Fifa im Februar sogar mit Suspendierung gedroht. Inzwischen haben die beiden Gremien einen Burgfrieden geschlossen.

Nach Einschätzung des Fifa-Beraters Robert Niemann, der im Februar einen Bericht über den kenianischen Mitgliedsverband vorgelegt hatte, hegt der Präsident „den starken Wunsch, die Liga zugunsten des Shabana FC zu vergrößern, einem Team aus seiner Heimat“ in Kisii. Nyamweya beruft sich auf einen strategischen Plan von 2013 und ist extra nach Zürich zur Fifa gereist, um sich über den Bericht zu beschweren. Dennoch wollte Nyamweya für Blatter stimmen.

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Wenn die kenianische Ethikkommission recht hat, dürfte diese Zuneigung mit rund 500 000 Dollar zu tun haben, die von der Fifa statt in den kenianischen Fußball ziemlich direkt in die Taschen von Nyamweya geflossen sein sollen. Jedenfalls findet sich der Fußballfunktionär auf der „Liste der Schande“, die Kenias Präsident Uhuru Kenyatta als Befreiungsschlag in der Korruptionsdebatte vor zwei Monaten öffentlich machte. Wie Blatter stellte sich auch Kenyatta an die Spitze der Bewegung gegen die Korruption, in Kenyattas Fall in der eigenen Regierung.

Kenias Talente haben keine Chance

Wenn Hillary Musundi, Trainer der U20 Kenias, über den Fußball in seinem Land nachdenkt, seufzt er nur. Er trainiert gemeinsam mit Mustafa Kombo in Busia im Westen des Landes täglich mit 50 bis 100 Jugendlichen auf einem Feld, das so hügelig ist, dass die Flugbahn der zu wenigen Bälle nur schwer zu bestimmen ist. Viele spielen barfuß. Musundi träumt von einer Fußballakademie, denn „es gibt so viele Talente hier“. Das Nationalteam, die Harambee Stars, werden dennoch unter ferner liefen geführt. Musundi beklagt den ständigen Geldmangel im Fußball. Der Verband gilt als so korrupt, dass sich keine Sponsoren finden.

Der Verband bezahlt seine Trainer nicht

Vor 15 Jahren hat Musundi damit angefangen, Jungs in Busia zu trainieren. "Wir wollten sie von der Straße bekommen. Die kommen sonst nur auf dumme Gedanken", erzählt er. Jeden Nachmittag trainieren sie hier. Sie kommen zu Fuß, mit dem Fahrrad, nach der Schule. Hillary Musundi ist selbst Lehrer in einer Grundschule ein paar Kilometer außerhalb der Grenzstadt zu Uganda. Er wäre gerne Vollzeit-Trainer. Doch vom Verband kann er kaum eine Bezahlung erwarten. Sam Nyamweya hat ja nicht einmal die von ihm selbst im Ausland angeworbenen Trainer der Nationalmannschaft bezahlt. 12 000 Kenianische Schilling (rund 110 Euro) kostet die Miete für den hügeligen Trainingsplatz, den sich die Jungs mit Ziegen und Hühnern teilen müssen. Das Geld bringen sie mal schlechter mal besser auf.

Jack Muyodi kommt immer vorbei, wenn er in seiner Heimatstadt Busia zu Gast ist. Er spielt inzwischen in einem Erstligaclub im Rift-Valley Fußball.

© Peter Omondi

Hillary Musundi träumt davon, einen professionellen Trainingsplatz und genügend Fußbälle zu haben, um den Jungs bessere Möglichkeiten zu bieten. Aber selbst mit den geringen Mitteln, die er und Mustafa Kombo haben, ist es ihnen schon gelungen, einige talentierte junge Fußballer in professionellen Vereinen unterzubringen. Jack Muyodi zum Beispiel, der Elektrotechnik studiert, aber auch für einen Erstligaclub im Rift Valley spielt. Wenn er auf den Platz kommt, ist er sofort umringt von barfüssigen Jugendlichen, die davon träumen eines Tages in der Bundesliga in Deutschland oder der englischen Premier League ihr Geld zu verdienen.

Das Geld kommt oft nicht an

Von dem Geld, das die Fifa in Afrika investiert hat, ist wenig bei Fußballspielern, Jugendtrainern oder Schiedsrichtern angekommen. Dabei weist die Fifa-Entwicklungshilfestatistik 198 Projekte aus. Technik-Zentren, vier Fußballakademien, 45 Kunstrasenfelder, 45 Fußballverbandszentralen werden da aufgeführt. Dazu kommen Ausbildungsprogramme und direkte Förderung für die Ligen in Afrika. Doch nicht nur dafür sind die afrikanischen Verbände Blatter dankbar. Sie schätzen die Augenhöhe. Der britische Sender BBC zitiert den Chef des nigerianischen Fußballverbands Amaju Pimick mit den Worten: „Wofür Blatter sich einsetzt ist Gerechtigkeit, Fairness und Gleichheit. Wir wollen keine Experimente.“

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