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Gegen Berlins Block hatte der VfB Friedrichshafen wenig Chancen.

© IMAGO/Fotostand

Die ewige Last der BR Volleys: „Nach oben zu kommen, ist leicht. Dort zu bleiben, ist schwer“

Sind die Berliner zu stark für die Bundesliga und zu schwach für die Champions League? Nein, sagt Manager Niroomand und spricht über Herausforderungen. Für das Spiel gegen Tours verlost der Tagesspiegel Tickets.

Es war ein Ergebnis, mit dem keiner gerechnet hatte: Mit 3:0 schlugen die BR Volleys am Sonntagabend den Dauerrivalen VfB Friedrichshafen. Völlig problemlos verwandelten sie einen Satzball nach dem anderen, entgegen der Aussagen von Friedrichhafens Mittelblocker Marcus Böhme, der ein „Duell auf Augenhöhe“ prognostiziert hatte. Im Anschluss an das sogenannte Topspiel drängte sich schnell die Frage auf: Sind die Volleys der Bundesliga endgültig entwachsen?

Mich hat das Ergebnis auch überrascht“, sagte Manager Kaweh Niroomand. „Friedrichshafen hatte eine gute Siegesserie hinter sich und schien die anfänglichen Rückschläge der Saison verkraftet zu haben.“ So konnte der kubanische Mittelblocker Jose Israel Masso Alvarez erst im November einsteigen, weil es zuvor Probleme mit seinem Visum gegeben hatte.

Dass die Häfler dennoch keinen Satz holen konnten, führt Niroomand auf zwei Faktoren zurück: „Einige haben zum ersten Mal in der Max-Schmeling-Halle gespielt. Das kann einen beeindrucken. Außerdem hatte die Mannschaft zu früh zu viel Respekt vor der Situation. Sie haben die Chance, die sie an diesem Tag hatten, nicht genutzt.“

Tatsächlich spiegelte das eindeutige Endergebnis nicht unbedingt die Leistung der Volleys wider, die in der Bundesliga weiterhin ungeschlagen sind. Die Berliner wirkten über weite Strecken müde und unkonzentriert, was maßgeblich mit dem engen Spielrhythmus zusammenhängen dürfte. Auch die 0:3-Klatsche gegen Piacenza im letzten Gruppenspiel der Champions League in der vergangenen Woche steckte ihnen noch in den Knochen.

„Wir hatten eine Angriffsquote von 32 Prozent, damit gewinnt man normalerweise kein Spiel“, sagte Niroomand. Für einen souveränen Sieg reichte es dennoch, denn Friedrichshafen hatte große Probleme in der Annahme. „Das Spiel gegen Friedrichshafen hat keine Euphorie provoziert. Das Eisen hat nicht geglüht.“

Geglüht hatte das Eisen in dieser Saison vor allem in der Champions League. Zweimal lieferten sich die Berliner in der Gruppenphase ein hochspannendes Duell gegen Ankara, einmal gelang ihnen sogar ein 3:0-Sieg. Der türkische Verein hat in dieser Saison viel Geld in die Hand genommen und Stars wie Nimir Abdel-Aziz eingekauft. Entsprechend groß war die Freude bei den Volleys, als sie erstmals gegen ein Team des niederländischen Diagonalangreifers siegten.

Manager Kaweh Niroomand sieht auch Hürden für die Berliner.
Manager Kaweh Niroomand sieht auch Hürden für die Berliner.

© IMAGO/Andreas Gora

Gegen Piacenza mussten die Volleys sich allerdings geschlagen geben, dadurch verpassten sie den direkten Einzug ins Viertelfinale. Stattdessen müssen sie nun in den Play-offs erst gegen den französischen Meister Tours VB um die Qualifikation spielen. Das Hinspiel in Berlin findet am 31. Januar statt (19.30 Uhr).

Sollten sie tatsächlich in die nächste Runde einziehen, ginge es dort gegen den dreimaligen Champions-League-Sieger Trentino Volley. Sowohl in der Saison 2020/21 als auch 2021/22 waren die Volleys gegen Trentino ausgeschieden. Zuletzt siegte Trentino in der italienischen Liga mit 3:1 gegen Piacenza.

Sind die Volleys daher zu stark für die Bundesliga, aber zu schwach für Europa? „Das kann man nicht pauschal so oder so polen. In der Champions League muss man differenzieren“, meint Niroomand. „Dort spielen circa sechs Mannschaften mit, die unserem Niveau weit voraus sind. Aber mit den anderen können wir mithalten. Wir sind nicht weit weg vom Durchschnitt der Champions League, bloß von der Spitze.“

Er sieht auch die Bundesliga auf einem „guten Weg“. Tatsächlich ist zumindest der Kampf um den zweiten Tabellenplatz in der Hauptrunde sehr eng. Neben dem VfB haben die Grizzlys Giesen und die SVG Lüneburg gute Chancen. „Für Lüneburg sah es zu Beginn gut aus, aber die Doppelbelastung hat Spuren hinterlassen“, sagt Niroomand. Zum ersten Mal nimmt der Verein an der Champions League teil, schied allerdings bereits nach der Gruppenphase aus und spielt nun weiter im CEV-Cup.

Für die Volleys geht es am Mittwoch auswärts gegen Giesen (19 Uhr). Als Hauptrundensieger stehen sie schon jetzt so gut wie sicher fest. „Man darf nicht unterschätzen, wie viel Druck es macht, immer Erfolg haben zu müssen. Das ist eine unglaublich hohe Hürde“, warnt Niroomand.

„Es hört sich so leicht an, wenn es erst mal geschafft ist, aber den Erfolg zu verteidigen, ist eine Herausforderung. Deshalb sagt man auch: Nach oben zu kommen, ist leicht. Dort zu bleiben, ist schwer.“ Am Sonntagnachmittag wirkte der Sieg relativ mühelos. Ob das so bleibt, wird sich spätestens im März zeigen, wenn die Play-offs beginnen.

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