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Auf der Etappe von Pau nach Laruns sind vor allem die Slowenen, allen voran Tadej Pogacar (re.), Favorit.

© imago images/PanoramiC

Die 5. Etappe startet in Pau: Bergspektakel im Kernland der Tour de France

In der Pyrenäenstadt Pau freut man sich auf Tourismus-Einnahmen. Slowenische Fans bereiten sich auf das Etappensieg-Triple in Laruns vor.

Die Tour de France ist in ihr Kernland zurückgekehrt: die Pyrenäen. Zum 74. Mal ist bereits das regionale Zentrum Pau Etappenort einer Tour. Nur Paris und Bordeaux wurden öfter angefahren. Das zeigt die Bedeutung dieser nur 75.000 Einwohner zählenden Stadt für die „Mutter aller Radrennen“.

1906, bereits bei der vierten Austragung, wurde erstmals das Pyrenäenvorland in den Parcours einbezogen. 1910 ging es das erste Mal über Pyrenäengipfel, unter anderem den Tourmalet, der auch am Donnerstag vom Tourpeloton erneut bezwungen wird. Dass vor 113 Jahren überhaupt Pyrenäenberge angefahren werden konnten, war auch schon der Stadt Pau zuzuschreiben.

Tour de France-Erfinder Henri Desgrange forderte nämlich vom städtischen Chef über Straßen und Brücken einen finanziellen Obolus, um die Wege in einen, nun ja, fahrradfreundlicheren Zustand zu versetzen. Als „Mörder“ wurde der Tourchef dennoch von Fahrern angesichts der Strapazen der ersten Pyrenäengipfelfahrt beschimpft.

Jetzt sind die Pyrenäen Routine für das Peloton. Viele Teams haben ihr Stammquartier im Hotel Parc Beaumont bezogen. Die Fans belagern den Hotelkomplex. Denn erstmals seit Zeiten der Pandemie sind die Teamhotels keine Sicherheitszone mehr. Gut, Tourausrichter ASO erlegte den Teams auch jetzt Distanzregeln auf. Explizit wurde von Selfies abgeraten. Die Realität sieht anders aus.

Als Mark Cavendish aus dem Astana-Bus steigt, sprintet sofort ein junger Mann los und ruft: „Ich mache jetzt ein Foto von ihm mit mir“. Dann biegt der Bus von Ineos Grenadiers um die Ecke. Ein nur unwesentlich älterer Mann als der Selfie-Jäger steigt aus: Egan Bernal. Der Toursieger von 2019 lächelt, als er die vielen Fans sieht. Geduldig, das Lächeln verschwindet nicht vom Gesicht, durchläuft er den Selfie-Marathon.

Der Tourmalet ist der Spektakelgipfel

Froh gestimmt ist auch Sylvain Langer, der Tourismus-Chef von Pau. Die Stadt macht zwar 80.000 Euro an Lizenzgebühren für Tour-Ausrichter ASO locker. Die Einnahmen kompensieren das aber, ist Langer überzeugt. „Wir freuen uns jedes Jahr auf die Tour. Denn sie macht immer wieder aufs Neue unsere Stadt bei Touristen aus aller Welt bekannt. Uns bringt sie in diesem Jahr 4000 bis 5000 zusätzliche Übernachtungen“, sagt er.

Auf die hohe Zahl kommt er durch Mehrfachübernachtungen. „Viele Fans sind bereits am Dienstag gekommen, als die vierte Etappe in Nogaro endete, und sie werden bis Freitag bleiben, wenn die Tour die Pyrenäen verlässt und in Richtung Bordeaux fährt“, rechnet er vor.

Zu Bergen wie diesen muss man früh anreisen, denn oft sind die wenigen Zufahrtsstraßen lange vorher blockiert.

Zuschauer José Miguel über den Col du Soudet, einen Berg der höchsten Kategorie

Keine Übernachtungen in Pau haben jene Fans gebucht, die sich zum ersten Berg der höchsten Kategorie bei dieser Tour aufgemacht haben, dem Col du Soudet. Viele haben schon die Nacht vom Dienstag auf den Mittwoch dort verbracht, einige sind gar am Montag angekommen.

„Zu Bergen wie diesen muss man früh anreisen, denn oft sind die wenigen Zufahrtsstraßen lange vorher blockiert“, erzählt José Miguel, der nach eigenen Angaben den Weg von Barcelona hierher auf sich genommen hat. Im vierten Jahr in Folge feuert er bereits in den Pyrenäen die Tour-de-France-Fahrer an. „Man plant seinen Urlaub nach dem Tour-Kalender, packt dann die Räder ein, fährt eine Etappe ab und dann geht es wieder nach Hause“, erklärt er das Prozedere.

Zum Tourmalet, dem Spektakelgipfel der folgenden Etappe, werden es die meisten, die am Col du Soudet stehen, nicht schaffen. Zwar sind es zum Tourmalet nur etwa 140 km. Aber auf den Bergstraßen braucht man dafür etwa drei Stunden. Und niemand kann sicher sein, dass nicht schon eine davon für den Durchgangsverkehr gesperrt ist. Außerdem sind die besten Plätze dort schon längst von anderen besetzt.

An der Rennstrecke waren auch einige slowenische Fans zu entdecken. Für sie sind diese Berge inzwischen so etwas wie Heimatland. 2018 gewann in Laruns, dem Etappenziel der 5. Etappe dieser Tour, Primoz Roglic. Auch dank dieses Erfolgs landete er am Ende auf Rang 4 im Gesamtklassement. 2020 lagen in Laruns gar zwei Slowenen vorn: Tadej Pogacar gewann vor Roglic. So lautete am Ende auch die Gesamtwertung. Nicht unwahrscheinlich, dass auch in diesem Jahr Pogacar sowohl in den Pyrenäen als auch auf dem Podium in Paris eine wichtige Rolle spielen wird.

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