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Im Berliner Olympiastadion findet im Juli 2024 das EM-Finale statt.

© dpa/Alexander Hassenstein

Deutsche Fußballer vor der EM-Auslosung: Wie wäre es mit Holland, Italien und der Türkei?

Losglück ist nicht kalkulierbar. Deshalb will Julian Nagelsmann die EM-Auslosung einfach genießen. Denn egal, was kommt: Auf den Bundestrainer wartet noch viel Arbeit.

Von Jan Mies, dpa

Ein brisanter Doppel-Kracher gegen Italien und Holland? Oder eine Sommer-Revanche nach den Demütigungen gegen die Türkei und Österreich? Julian Nagelsmann lassen diese drohenden EM-Szenarien vor der Gruppenauslosung äußerlich kalt. Der Bundestrainer hat ohnehin noch an den jüngsten November-Niederlagen zu knabbern. Also gibt sich der 36-Jährige vor der feierlichen Zeremonie in der Hamburger Elbphilharmonie am Samstag (18 Uhr/ZDF, RTL und MagentaTV) erst mal pragmatisch, aber auch fatalistisch.

„Der Charme einer Auslosung ist, dass gelost wird. Man hat sein Glück also nicht in der eigenen Hand, leichte Gegner gibt es sowieso nicht“, sagte Nagelsmann. „Dementsprechend lasse ich es auf mich zukommen und freue mich auf einen spannenden Abend.“ Natürlich wird bei ihm wie auch bei DFB-Sportdirektor Rudi Völler der Puls nach oben gehen, wenn Fußball-Heroen der Vergangenheit im schönsten Konzertsaal-Ambiente das Turnierschicksal auch für die Nationalmannschaft bestimmen.

„Da kommt schon ein bisschen das Gefühl auf, dass es bald losgeht“, beschrieb Völler im Bayerischen Rundfunk seine Stimmung vor der Auslosung. „Am Ende ist es immer das gleiche Spiel, du willst Gegner haben, die schlagbar sind, aber trotzdem einen guten Namen haben. Das wird so sein. Auch im zweiten Topf werden Top-Gegner sein, das ist wie in der Champions League. Man muss schnell zu seiner Form finden und in die K.-o.-Runde einziehen“, sagte Völler.

Nagelsmanns Vorteile als Trainer des EM-Gastgebers

Zwei große Vorteile hat Nagelsmann als Gastgeber-Trainer. Nummer eins: Der eigene Turnierweg ist zumindest logistisch fixiert. Deutschland ist von der Uefa als Gruppenkopf A1 gesetzt. Die ersten drei Partien mit dem Eröffnungsspiel am 14. Juni in München und den folgenden Auftritten am 19. Juni in Stuttgart und 23. Juni in Frankfurt sind im Tableau schon eingetragen. Und – fast noch wichtiger – Nummer zwei: Frühe Duelle mit den in Topf 1 gesetzten Favoriten aus Frankreich, Spanien, England, Belgien und Portugal sind, wie auch Völler mit einem leichten Seufzer der Erleichterung konstatierte, nicht möglich.

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Länderspiele stehen für die DFB-Elf vor dem EM-Start nur noch an.

An Varianten mangelt es im 24er-Mammutfeld nicht, an attraktiven wie komplizierten, aber auch an verlockend leichten. Kommt es zur Konstellation mit den Niederlanden aus Topf 3, Italien aus Topf 4 und wahlweise Dänemark, Österreich oder der Türkei aus Topf 2, wird schnell und laut der Begriff „Hammergruppe“ aus der berühmten Konzerthalle klingen. Möglich ist aber auch eine Gruppe mit Albanien, Slowenien und dem Play-off-Sieger aus dem schwächsten Pfad C. Dort spielen Georgien, Griechenland, Kasachstan und Luxemburg im März um eines von drei noch nicht vergebenen EM-Tickets.

Nagelsmann geht den Turnier-Countdown auf seine Weise an. „In der Vorbereitung beschäftige ich mich natürlich nicht mehr mit den Teams aus Lostopf eins, die für uns in der Gruppenphase nicht als Gegner infrage kommen“, sagte er. „Im Idealfall müssen wir uns später, in der K.-o.-Phase, auch mit diesen beschäftigen, aber das ist noch ein weiter Weg.“ Wie weit und schwer dieser Weg im Sommer sein kann, bekam der Bundestrainer beim 2:3 gegen die Türkei und dem 0:2 in Österreich jüngst schonungslos offenbart.

Der EM-Masterplan wird an die sportliche Realität angepasst und gleich nach der EM-Auslosung konkretisiert. „Hier und jetzt liegt viel Arbeit vor uns“, sagte Nagelsmann. Geplant sind zunächst zwei Testpartien im März – dem Vernehmen nach gegen die Niederlande und in Frankreich. Sollten die Niederlande der Nagelsmann-Auswahl aber tatsächlich zugelost werden, müsste ein anderer Gegner gesucht werden. In der direkten Vorbereitung nach dem Saisonende in der Bundesliga stehen zwei weitere Testspiele an, dann schon mit dem im Mai benannten Turnier-Kader.

„Wir werden die folgenden Monate nutzen, uns akribisch auf die Gruppengegner vorzubereiten“, versprach Nagelsmann. Der Bundestrainer spürt, dass die Anfangseuphorie seiner jungen Amtszeit weg ist, ganz egal, welche Gegner am Samstag zugelost werden. „Dabei geht es für uns auch noch darum, die passenden Gegner für die EM-Vorbereitung zu finden und vor allem unser eigenes Spiel zu stabilisieren“, sagte Nagelsmann.

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