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Gegen Olympiakos erlebten Luke Sikma (rechts) und Co. einen Abend zum Vergessen.

© IMAGO/O.Behrendt

„Das ist ein ganz schmaler Grat“: Alba Berlin kommt vom Alba-Stil ab

In der Euroleague verlieren die Berliner so hoch wie nie zuvor in eigener Halle, doch das ist nicht die größte Sorge. „Viele Spieler wussten nicht, was sie tun sollen“, sagt Trainer Gonzalez.

Luke Sikma spielt seit bald sechs Jahren für Alba Berlin, so kritisch wie am späten Mittwochabend klang der Kapitän aber selten. Das lag gar nicht in erster Linie an dem 60:93 gegen Olympiakos Piräus, der höchsten Heimniederlage der Vereinsgeschichte in internationalen Wettbewerben, sondern an tiefer liegenden Problemen, die sich schon in den vergangenen Euroleague-Spielen angedeutet haben. „Wir sind ein bisschen von dem abgekommen, was wir in den vergangenen fünf oder sechs Jahren gemacht haben“, sagte Sikma.

Mit dieser Analyse war Albas Anführer keinesfalls allein. Trainer Israel Gonzalez attestierte seiner Mannschaft eine „sehr schlechte“ Leistung. Aufgrund der letzten Spiele sei er besorgt und gegen Olympiakos habe er viele Dinge gesehen, die ihm gar nicht gefallen hätten. „Viele Spieler hatten Zweifel und wussten nicht, was sie tun sollen“, sagte Gonzalez.

Zwar stehen die Griechen nicht umsonst an der Spitze der Euroleague und zeigten in Berlin, warum sie momentan als attraktivstes Team Europas gelten. Abgesehen vom zweiten Viertel, als sich Alba mit viel Einsatz und Tempo wieder etwas herankämpfte, wirkten die Gastgeber allerdings allzu hilflos.

Wir sind ein bisschen von dem abgekommen, was wir in den vergangenen fünf oder sechs Jahren gemacht haben.

Luke Sikma, Albas Kapitän

Vom schnellen, kreativen und uneigennützigen Berliner Basketball, der das Team seit Jahren auszeichnet, war nichts zu sehen. In der Offensive wurde die Mannschaft zu hektisch, spielte hohe Pässe in die überfüllte gegnerische Zone, nahm schwierige Dreier, setzte auf Einzelaktionen. „Wir werden manchmal schlampig, wenn wir sehen, dass uns das Spiel entgleitet“, sagte Manager Marco Baldi. „Dann steigen wir aus und verlieren uns. Und dann wird es wie ein Ameisenhaufen.“

Aktuell wirkt die Mannschaft so verwundbar wie noch nie in dieser Saison. Selbst während der langen Niederlagenserie in der Euroleague im Herbst war Alba mit wenigen Ausnahmen konkurrenzfähig. Mit etwas mehr Glück und Selbstvertrauen wären in dieser Phase auch einige Siege möglich gewesen, doch aktuell sind die Berliner davon weit entfernt.

Die letzten drei Euroleague-Spiele gingen mit durchschnittlich 22 Punkten Rückstand verloren. Um mit Spitzenteams wie Olympiakos mitzuhalten, müsse Alba am Limit spielen und das mit voller Überzeugung, sagte Baldi: „Aber die haben wir nicht, zumindest in der Euroleague.“

Die Situation der Berliner ist durchaus skurril. International hat Alba nur sechs von 24 Spielen gewonnen und nun bereits sechs Mal in Folge verloren. National ist das Team seit Ende November ungeschlagen. „Es ist schon seltsam“, sagte Sikma. „In einer Liga sind wir Letzter, in der anderen Erster. Das ist eine Achterbahnfahrt.“

Nach dem Gesetz der Serie müsste es am Samstag (18 Uhr, Magentasport) wieder aufwärtsgehen, wenn die Baskets Oldenburg in der Bundesliga zu Gast in der MB Arena sind. Auf diesen vermeintlichen Automatismus wollen sich die Berliner aber nicht verlassen. „Das ist ein ganz schmaler Grat“, warnte Manager Baldi.

Alba befindet sich gerade an einem heiklen Zeitpunkt der Saison. In etwas mehr als einer Woche geht es um den ersten Titel des Jahres. In Oldenburg findet die Endrunde um den deutschen Pokal statt und Alba befindet sich nicht gerade in Topform. Den zwei BBL-Spielen gegen Oldenburg am Samstag und in Crailsheim am Dienstag kommt daher besondere Bedeutung zu.

Baldi gibt sich zwar nicht der Illusion hin, dass mit zwei Siegen wieder alles glänze. „Aber es ist sehr wichtig, dass wir unsere Sachen auch gegen Widerstände mit maximaler Intensität und Konzentration hinkriegen. Sonst buddelt man sich noch tiefer ins Loch.“

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