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Familie Tinkler

© Benjamin Brown

Das Bowling-Team der Isle of Man: Bei Olympia hätte es das nicht gegeben!

Zwei Sachen, die es bei Olympischen Spielen nicht gibt: Bowling und die Delegation der Isle of Man. Bei Weltspielen von Special Olympics ist beides dabei. Sogar: ein Bowling-Team der Insel.

Von Benjamin Brown

Eigentlich keine Besonderheit: In großen gelben Buchstaben prangt der Name ihres Landes hinten auf dem T-Shirt von Elizabeth Tinkler. Doch die 27 Jahre alte Bowlerin sticht bei den Weltspielen von Special Olympics in Berlin heraus. Auf ihrem roten Trikot steht: Isle of Man – ein Name, den man bei Olympischen und Paralympischen Spielen vergeblich sucht.

Athletinnen und Athleten der Isle of Man, einer Insel in der Irischen See zwischen Großbritannien und Irland, treten dort für das britische Team GB an. Bei Special Olympics stellen sie eine eigene Mannschaft.

„Es fühlt sich gut an, mein Land zu vertreten“, sagt Tinkler, die neben Bowling auch Boccia spielt. „Ich bin aufgeregt, hier zu sein.“ Besonders Spaß gemacht habe ihr die Eröffnungsfeier, bei der sie viel getanzt habe. Sie freue sich auch, dass ihre Eltern mit ihr in Berlin seien, um sie zu unterstützen.

„Wenn die Kegel fallen, fühle ich mich gut“

Seit 1995 tritt die Isle of Man unter eigener Flagge bei den Weltspielen an. Die Insel hat einen internationalen Sonderstatus und ist direkt der britischen Krone unterstellt. Bekannt ist die Insel, die weder Teil des Vereinigten Königreichs noch Britisches Überseegebiet ist, weltweit vor allem als Steueroase und für ein großes Motorradrennen.

„Als Insel bringen wir großartige Sportlerinnen und Sportler hervor. Wir sind definitiv erfolgreicher, als wir es mit unserer kleinen Bevölkerung von 85.000 Menschen sein sollten“, sagt Beryl Wooldridge, die Delegationschefin der Special-Olympics-Mannschaft. Einer der bekanntesten Athleten der Insel ist der Radsportler Mark Kavendish, der 34 Etappenerfolge bei der Tour de France erzwang und bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 Silber holte – jedoch unter britischer Flagge.

„Die Special Olympics Weltspiele wollten, dass wir im internationalen Sport anerkannt werden und lassen uns als unabhängiges Team antreten“, sagt Wooldridge. Sie hoffe, dass die Teilnahme an den Weltspielen langfristig den Weg zu einem Olympia- und Paralympics-Team für die Insel ebnen könnte.

In der Bowling World in Berlin dreht sich am Montag für Elizabeth Tinkler alles um den nächsten Wurf. Zusammen mit 210 anderen Athletinnen und Athleten und 46 Unified-Partnerinnen und Partnern versucht sie, mit ihren zwölf Würfen möglichst viele der zehn Kegel umzuwerfen. Bei den Weltspielen messen sich die Bowlerinnen und Bowler dabei in fünf Disziplinen: Einzel, Doppel und Vierer-Teams sowie dem Unified-Doppel und dem Unified-Team.

In den Unified-Disziplinen treten Sportlerinnen und Sportler mit und ohne Lernbeeinträchtigungen zusammen an. Am Montag finden die letzten Klassifizierungswettkämpfe statt – hierbei wird ein von Special Olympics entwickeltes System angewandt, das im Sport einzigartig ist. Es wird sich ausschließlich am Leistungsvermögen der Sportlerinnen und Sportler orientiert – und nicht an der Art oder Schwere ihrer Behinderung.

Bis Samstag laufen die Finals im Bowling – aus Platzgründen ohne Zuschauer. Wenn es um die Medaillenentscheidungen geht, hat Elizabeth Tinkler ein großes Ziel: „Ich möchte mein Bestes geben. Wenn die Kegel fallen, fühle ich mich gut.“

Hinweis: Die Veranstalter*innen der Weltspiele sprechen von „Athlet*innen mit geistiger und mehrfacher Behinderung“. Wir haben uns innerhalb des Reporterteams auf die Bezeichnung „Athlet*innen mit Lernbeeinträchtigungen“ verständigt. So schlägt es auch Jürgen Dusel vor, der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Beeinträchtigung.

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