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Enner Valencia erzielt per Strafstoß das 2:0 für Ecuador.

© Imago/Nick Potts

Update

Zuschauer verlassen Stadion vorzeitig: Katar verliert WM-Eröffnungsspiel mit 0:2 gegen Ecuador

Mit einer großen Show eröffnete Katar die umstrittene Fußball-WM. Auf dem Rasen hat der Gastgeber Nachholbedarf.

Mit einer glitzernden Lichtshow und einer ernüchternden Niederlage hat Katar die Fußball-WM 2022 eröffnet. Die Auswahl des höchst umstrittenen Gastgebers unterlag zum Auftakt am Sonntag im Al-Bait Stadion Ecuador mit 0:2 (0:2) und kassierte gleich zu Beginn der Endrunde den ersten Stimmungsdämpfer.

Vor den Augen von Katars Staatsoberhaupt Tamim bin Hamad Al Thani sorgte Ecuadors WM-Rekordtorschütze Enner Valencia (16./Foulelfmeter und 31. Minute) für den hochverdienten Sieg der Südamerikaner in der Gruppe A. Katar ist der erste Gastgeber der WM-Geschichte, der ein Eröffnungsspiel verlor.

In der wie ein Wüstenzelt geformten Arena nördlich von Doha kam bei den 67 372 Zuschauern zumindest zu Beginn spürbar WM-Stimmung auf. Eine Gruppe Fans in auffälligen roten „Qatar“-Shirts ließ sich auch von den Gegentoren nicht von ihren orchestrierten Gesängen abhalten.

In der Schlussphase der Partie waren auf den Rängen aber größer werdende Lücken zu sehen. In der Hauptstadt verfolgten Tausende Menschen das erste WM-Spiel des Emirats. Ein Fanfest, einer der wenigen Orte, an dem Alkohol verkauft werden durfte, musste zeitweise wegen Überfüllung geschlossen werden.

Das Al-Bait Stadion ist in der Schlussphase nicht mal mehr zur Hälfte gefüllt gewesen. Viele der 67.372 Zuschauer hatten die Arena frühzeitig verlassen, die Bilder von halb verwaisten Rängen sorgten im Internet für Verwunderung und waren Anlass für erneute Kritik am umstrittenen Gastgeber. 

„Man muss sagen: Es ist einfach keine Fußball-Nation“, sagte Ex-Weltmeister Christoph Kramer als Experte im ZDF: „Da ist gar kein Feuer, da kommt nichts von den Rängen und nichts vom Platz. Das passt irgendwie zum Spiel, dass sich das Stadion relativ schnell geleert hat - ich wäre wahrscheinlich auch früher gegangen.“

Kramer verglich die Situation mit der von der WM 2010. „Südafrika hatte als WM-Gastgeber auch einen schweren Stand, aber da hatte man irgendwie das Gefühl, dass man mit dem Land im Rücken und mit dem Esprit und Feuer der Leute irgendwie eine Wucht entwickeln kann“, sagte der Profi von Borussia Mönchengladbach: „Das hatte man heute gar nicht.“

Die mehrteilige, halbstündige Eröffnungsfeier vor dem Anpfiff sollte Tradition und Moderne in Katar zusammenbringen. Der unter anderem wegen der Menschenrechtslage viel kritisierte Gastgeber wollte auch das Thema Inklusion in den Vordergrund rücken.

Auch Hollywood-Star Morgan Freeman bekam einen großen Auftritt. „Endlich ist der Tag da, auf den wir so lange gewartet haben“, sagte Staatsoberhaupt Al Thani. FIFA-Präsident Gianni Infantino schien bei seinem verbalen Startschuss froh zu sein, dass der Ball endlich rollt: „Lassen wir die Show beginnen!“

Mit einer pompösen Show eröffnete Katar die Fußball-WM.

© dpa/Robert Michael

Der Jubel über den Start war aber kaum verhallt, da kassierte der Außenseiter in der 3. Minute schon das erste Gegentor. Allerdings rettete der Videoschiedsrichter Katar vor dem Blitz-Rückstand, weil vor Valencias Kopfballtreffer der Ecuadorianer Michael Estrada hauchdünn mit dem rechten Fuß im Abseits gestanden hatte. 

Das vom italienischen Schiedsrichter Daniele Orsato zurückgenommene Tor zeigte dennoch Wirkung bei den international unerfahrenen Katarern - allen voran bei Saad Al-Sheeb. Der Torwart war ein ständiger Unsicherheitsfaktor in der ohnehin nicht gerade stabilen Abwehr des Asienmeisters von 2019 und verschuldete mit einem Foul an Torschütze Valencia auch den Elfmeter vor dem 0:1. 

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Die FIFA und Katar hatten die Partie extra um einen Tag vorverlegt, damit der Gastgeber sich in einem klassischen Eröffnungsspiel der Weltöffentlichkeit präsentieren konnte. Der WM-Debütant blieb aber über weite Strecken den Nachweis schuldig, auf der Weltbühne des Fußballs mithalten zu können.

Das vom spanischen Trainer Felix Sanchez seit vielen Jahren nur auf dieses Turnier vorbereitete Team, das ausschließlich aus Profis der heimischen Liga besteht, agierte phasenweise gar hilflos. Auch vom vermeintlichen Star der Mannschaft, dem früheren Spanien-Legionär Akram Afif, war nur wenig zu sehen. Sanchez verfolgte den lange Zeit schwachen Auftritt meist konsterniert mit verschränkten Armen an der Seitenlinie. 

Angesprochen auf die vielen leeren Sitze gegen Ende des Spiels, sagte Sanchez: „Wir haben uns unterstützt gefühlt und wir hoffen, dass die Menschen das nächste Mal stolzer auf uns sein werden. Ich bin sicher, dass uns die Menschen bis zum Ende des Turniers unterstützen werden.“ Die Atmosphäre im Stadion sei „großartig“ gewesen. „Es tut uns leid, dass wir nicht zu dieser großartigen Atmosphäre und der Party beitragen konnten. Aber wir wussten, dass das passieren kann.“

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Die Ecuadorianer waren nicht nur am Boden spielfreudiger und zweikampfstärker, sie gingen auch aus den Luftduellen meist als Sieger hervor - so wie beim zweiten Treffer des auffälligen Valencia. Der Profi von Fenerbahce Istanbul stieg mit nun fünf Toren zum alleinigen WM-Rekordtorschützen seines Landes auf.

In der Innenverteidigung hatte Piero Hincapie von Bundesligist Bayer Leverkusen so gut wie keine Probleme, die durchschaubaren Angriffe der Hausherren abzuwehren. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit war die Hintermannschaft der Südamerikaner aber einmal unsortiert, als der völlig freistehende Almoez Ali per Kopf die erste Chance für Katar vergab. 

Auch nach dem Seitenwechsel fiel den Katarern bis auf den Kunstschuss des eingewechselten Mohammed Muntari (86.) im Spiel nach vorne wenig ein, obwohl sie nun vermehrt in Ballbesitz waren. Ecuador zog sich weiter zurück und beschränkte sich weitestgehend auf Konter. In der 76. Minute musste der angeschlagene Doppeltorschütze Valencia humpelnd ausgewechselt werden. Auf der Bank sitzend kühlte er sich hinterher das rechte Knie.  (dpa)

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