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Ole Werners Bilanz mit Werder in diesem Jahr ist schwach. In der Jahrestabelle liegt Bremen in der Bundesliga auf dem letzten Platz.

© Imago/pepphoto

Bundesliga-Krisenduell Bremen gegen Union: Plötzlich Gegenwind für Werder-Trainer Ole Werner

Norddeutsch-nüchtern geht es bei Werder Bremen zu, norddeutsch-nüchtern ist auch Ole Werner. Doch mittlerweile gibt es an der Weser erste Zweifel am Trainer.

Ole Werner freut sich mehr so nach innen. So, wie man das eben macht, wenn man aus den nördlichen Gefilden des Landes kommt. Norddeutsch-nüchtern, so ist der 35-jährige Fußball-Trainer einfach und passt daher gut nach Bremen und zu Werder. Dieses Sachlich-Unaufgeregte, das mögen und schätzen sie hier.

Doch nach zwei Jahren weht Werner nun erstmals der Wind deutlich rauer entgegen, er steckt in der sportlich schwierigsten Phase seiner noch jungen Amtszeit. Und auf einmal wünschen sich viele Bremer, Werner wäre doch eher einer, der sie emotional ein bisschen mehr mitreißen könnte.

„Die Analyse fällt bei uns immer norddeutsch-nüchtern aus“, sagt Werner: „In guten wie in schlechten Zeiten.“ Und vor dem wichtigen Duell am Samstag gegen den 1. FC Union sind die schlechten Zeiten an der Weser wohl nicht mehr wegzudiskutieren. Werder steht auf dem letzten Platz der Jahrestabelle, ein Indiz für den schleichenden Negativtrend. Als derzeitiger Tabellen-14. haben die Bremer magere sechs Punkte auf dem Konto und von acht Saisonspielen sechs verloren. Die 0:1-Niederlage gegen Borussia Dortmund war die dritte am Stück.

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Dass die Serie bei Gegner Union noch trüber aussieht, nimmt bei Werder jedoch niemand als Zeichen der Hoffnung wahr. „Wir spielen immer noch gegen einen Champions-League-Teilnehmer“, mahnt Stürmer Marvin Ducksch und wiegelt eine mögliche Favoritenrolle beim Heimspiel direkt ab.

18
Niederlagen hat Werder in diesem Jahr in 27 Bundesliga-Spielen kassiert.

Das kongeniale Duo mit ihm und Niclas Füllkrug war vor sieben Wochen jäh auseinandergerissen worden, als Füllkrug nach Dortmund wechselte. Den Abgang von Publikumsliebling und Torschützenkönig „Lücke“ konnte Werder bisher nicht kompensieren. Jede Woche hat Ducksch einen anderen Sturmpartner an seiner Seite, fast wie beim Speed-Dating. Aber gematched hat es irgendwie noch nicht.

Die ins Stottern geratene Tormaschinerie ist allerdings nur eine der Bremer Baustellen. Die Abwehr wackelt regelmäßig, gegen Dortmund kassierte Werder das 18. Gegentor der Saison. Beim ansonsten recht wackeren Auftritt bei der Borussia hatte Werner die Dreier- zu einer Fünferkette umgestellt und so mehr Stabilität bei seiner Mannschaft geschaffen.

Nur ein Gegentreffer war bei dieser taktisch disziplinierten Leistung schon ein Mutmacher für die Bremer. „Ich bin mir sicher, dass wir uns nächstes Mal wieder belohnen werden“, sagt Ducksch. Die Hoffnung ist grün-weiß.

Werner führt für das sportliche Tief immer wieder eine Begründung an: zu viel Bewegung im Kader. „Wir sind immer noch in der Phase, in der sich die Mannschaft finden muss“, betont der Trainer. Sehr spät erst hatte Werder den Kader in dieser Saison beisammen. Füllkrug wechselte erst am Tag vor dem Ende des Sommer-Transferfernsters.

Automatismen und eine gewachsene Hierarchie fehlen, neue Spieler fremdeln mitunter noch mit Werners Spielsystem. Und der große Hoffnungsträger Naby Keita war bisher fast nur verletzt und fehlt auch gegen Union.

Von Aktionismus aber hält Werner nichts, dafür ist er auch gar nicht der Typ. Aber dass er seine Spieler in dieser Woche beim Training doch deutlich lauter als gewöhnlich ansprach, will bei Werner schon etwas heißen. Die Anspannung ist ihm anzumerken. Und obwohl er betont, nichts über sich selbst zu lesen, dürfte ihm nicht entgangen sein, dass es erste Umfragen im so genügsamen Bremen gibt, laut denen die Mehrheit inzwischen daran zweifeln, dass Werner noch der Richtige für Werder ist.

Den Rückhalt der Führungsriege um Sport-Geschäftsführer Frank Baumann indes hat er. Und anders als an anderen Fußball-Standorten bedeutet dieses Bekenntnis in Bremen nicht den Anfang vom Ende des Trainerjobs. Doch naiv ist Werner auch nicht. „Wir sind in einer Situation, in der wir Punkte brauchen“, betont er. Klappt das gegen Union nicht, wird die nordisch-nüchterne Stimmung wohl bald deutlich hitziger werden.

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