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In verschiedenen Fußballstadien wurde am 17. Spieltag in Gedenken an den verstorbenen Franz Beckenbauer eine Schweigeminute abgehalten.

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„Wir hatten das Glück, eine Kaiserzeit zu erleben“: Fußballwelt und Politik nehmen Abschied von Franz Beckenbauer

Fußballwelt und Politik haben dem Ausnahmespieler Franz Beckenbauer die letzte Ehre erwiesen - und würdigten ihn nicht nur als großen Sportler, sondern auch als Mensch.

Fußballwelt und Politik haben am Freitagnachmittag in der Allianz Arena in München Abschied von Franz Beckenbauer genommen, der Anfang Januar im Alter von 78 Jahren gestorben war. Der Präsident des FC Bayern München würdigte den „Kaiser“ zu Beginn als einzigartige Persönlichkeit. „Franz war ein Freund für jeden, aus seinem Herzen heraus“, sagte Herbert Hainer.

Franz Beckenbauer habe nie vergessen, wo er hergekommen sei, fuhr er fort. „Jeder Mensch ist gleich. Das wurde ihm von klein auf an am Küchentisch vermittelt. Er lebte diese Werte immer und überall, ganz egal, wo er sich auch aufhielt. Seiner Zeit damit womöglich weit voraus. Ein Vorbild für alle Generationen.“

Die Breite des Spielfelds sei keine Grenze für Franz Beckenbauer gewesen. Dass das Leben immer ein Spiel sei, habe er uns mit eindrucksvoller Leichtigkeit bewiesen, so Hainer „So viele zerrten immer an ihm. Aber Franz nahm sich immer Zeit für alle, ohne Unterschiede zwischen den Menschen. Das war seine Gabe.“

Mit seinem Tod sei die Fußballwelt dunkler geworden. Insbesondere für den Münchner Rekordmeister. „Für den FC Bayern bedeutete Franz alles. Aber er würde auch wollen, dass wir nach vorne schauen“, sagte Hainer weiter. „Franz glaubte fest daran, dass der Tod nur eine Etappe ist. Dass er ein Teil von uns bleibt. Lieber Franz, dieser Gedanke ist tröstlich.“ Man habe das Glück gehabt, „eine Kaiserzeit zu erleben“. Der FC Bayern werde immer ein Kaiserreich bleiben.

Steinmeier würdigt Beckenbauer als „diplomatisches Naturtalent“

Die Stimme des Kaisers werde für immer fehlen, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Rede im Anschluss. Auf der ganzen Welt hätten die Menschen Franz Beckenbauer verwundert und verehrt. „Wir nehmen nicht nur Abschied von einem wunderbaren Fußballer, sondern auch von einem großartigen Menschen“, so Steinmeier. „Für uns alle war er ein Glücksfall.“

Steinmeier pries ihn als „diplomatisches Naturtalent“, der zum Botschafter Deutschlands geworden sei. Beckenbauer habe sich um Deutschland verdient gemacht. „Er hat diesem Land nicht nur ein Fußball-Sommermärchen geschenkt, sondern er hat einen neuen, freundlichen Blick auf uns geschenkt. Und das vergessen wir nicht“, sagte Steinmeier.

Hoeneß lobt Beckenbauers Hilfsbereitschaft

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ehrte ihn als „Lichtgestalt, Idol, Fußballgott“. „Jeder von uns verbindet Geschichte von Franz Beckenbauer mit ganz persönlichen Momenten“, so der CSU-Chef. Unter vielen großen deutschen Fußballern sei er der erste unter allen, die da waren, gewesen. Als „Chef des deutschen Fußballs“ bezeichnete Söder Beckenbauer.

Der Ehrenpräsident des FC Bayern München, Uli Hoeneß lobte Beckenbauer als einen Menschen mit vielen Talenten. „Von Franz konnte man nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern überall im Leben viel lernen“, sagte der Ex-Chef des FC-Bayern. Beckenbauer sei extrem fleißig und nie unpünktlich gewesen. „Wenn man ein Problem hatte, ging man zum Franz.“ Sich um andere zu kümmern - das sei eine seiner wichtigsten Eigenschaften gewesen.

Tausende Besucher waren in die Allianz Arena zur großen Gedenkfeier des FC Bayern für Franz Beckenbauer gekommen. Beckenbauer war am 7. Januar im Alter von 78 Jahren gestorben. Die Trauerfeier wurde breit im Fernsehen breit übertragen.

Die Gedenkveranstaltung für den verstorbenen „Kaiser“ wird in der Münchner Allianz Arena veranstaltet – und auf zahlreichen Fernsehsendern übertragen.
Die Gedenkveranstaltung für den verstorbenen „Kaiser“ wird in der Münchner Allianz Arena veranstaltet – und auf zahlreichen Fernsehsendern übertragen.

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Auch Scholz unter den Trauergästen

Beckenbauer war eine der prägendsten Figuren des FC Bayern und des deutschen Fußballs. Ihrer Ikone wollten die Münchner zum Abschied einen „besonderen, emotionalen Rahmen“ bieten. Viele Persönlichkeiten waren vor Ort. Außer Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder waren auch Bundeskanzler Olaf Scholz sowie zahlreiche Wegbegleiter Beckenbauers dabei. Unter anderen nahmen von den Weltmeistern von 1974 neben Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß noch Paul Breitner oder Günter Netzer im Stadion Anteil.

Beckenbauer hat die Geschichte des deutschen Fußballs neu geschrieben

Karl-Heinz Rummenigge

Auch außerhalb des Fußballs nahmen Prominente Abschied von Beckenbauer, so etwa Tennis-Idol Boris Becker oder die ehemaligen Skirennfahrer Christian Neureuther und Christa Kinshofer.

„Franz Beckenbauer hat die Geschichte des deutschen Fußballs neu geschrieben und nachhaltig geprägt“, hatte der langjährige Bayern-Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge im Vorfeld gesagt.

„Er war mein Kapitän beim FC Bayern, mein Trainer bei der Nationalmannschaft, unser Präsident bei Bayern und in all diesen Rollen nicht nur erfolgreich, sondern einzigartig. Als Persönlichkeit beeindruckte er mit seinem großen Respekt vor allen Menschen – denn vor Franz waren alle gleich. Der deutsche Fußball verliert die größte Persönlichkeit in seiner Geschichte.(dpa, Tsp)

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