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Sein erster Gürtel. Mardenli und sein Arbeitsnachweis.

© promo

16 Schläge in 54 Sekunden: Mohamad Mardenli ist Deutscher Meister im Halbschwergewicht

Der Berliner Profiboxer braucht auf seinem Weg zum Meistertitel ganze 54 Sekunden zum K.-o.-Schlag. Nun will er auch international in den Ring steigen.

54 Sekunden sind im Leben nicht viel, im Boxen können sie sich wie eine schmerzhafte Ewigkeit anfühlen. Besonders, wenn ein Kämpfer so heftig einstecken muss wie Ismail Targui am Sonnabend in der Europahalle von Karlsruhe. Denn sein Gegner Mohamad Mardenli feuerte, kaum war der Ring freigegeben, ein Stakkato an Leberhaken ab. Sechzehn waren es und mit dem Sechzehnten war dann nicht nur Targui in der Hocke und der Kampf beendet, sondern auch ein neuer Deutscher Meister im Halbschwergewicht (bis knapp 80 Kilo) der German Boxing Association (GBA) gefunden: Für den Berliner Mardenli war es der größte Erfolg seiner neun Kämpfe langen Laufbahn als Profiboxer.

Mit 33 Jahren hat Mardenli seine Karriere als Profiboxer erst begonnen, inzwischen ist er 39. Der jüngste Schnellkampf passt in die Box-Vita des Berliners, der bislang in all seinen Kämpfen den Gegnern einen schmerzhaft-schnellen Feierabend beschert hat – alle Kämpfe gewann er durch K.o. Dabei hatte er sich in Karlsruhe, sagt Mardenli, eigentlich auf einen längeren Schlagabtausch eingestellt. Der Gegner versprach ihm zumindest verbal eine hochkochende Auseinandersetzung. „Ich mache Couscous aus dir“, habe ihm Tagui vorher zugeraunt, erzählt Mardenli und schmunzelt. „Dann habe ich gesagt: Und ich mache Falafel aus Dir. Dabei liebe ich Couscous.“  

Hört sich deftig an, das verbale Getöse wurde aber im Nachgang nicht so heiß gegessen, wie es angekündigt wurde, sagt Mardenli. Er habe sich nach dem Kampf sofort nach dem Wohlbefinden seines Gegners erkundigt. „Ich habe mich auch gewundert, wie viel der eingesteckt hat. Er hat mir danach gesagt, es ziehe ein wenig, aber es gehe ihm gut. Nur ein paar Schrammen“, erzählt Mardenli. „Da war ich dann doch beruhigt.“

Für die Fans in der vollen, immerhin gut 4000 Zuschauende fassenden, Halle von Karlsruhe war der Box-Abend dann übrigens kein ganz kurzer, es fanden schließlich noch 15 andere Kämpfe statt.

Sein nächster Gegner ist bisher wie Mardenli ungeschlagen

Mohamad Mardenli hofft nun, dass er als Deutscher Meister bald eine noch größere Bühne und auch Börse bekommt als bisher. Der Berliner will erstmals auch im Rahmen des internationalen Verbandes WBC (World Boxing Council) in den Ring steigen, dort wird er in der Weltrangliste jetzt auf Platz 340 geführt, sein avisierter Gegner Etem Bayramoglu kommt von Rang 240. Der Mann aus Nürnberg hat allerdings ebenso makellose Referenzen als Profi wie Mardenli und zwar auch eine Bilanz von 9:0-Siegen.

In etwa drei Monaten soll der Kampf stattfinden, der Veranstaltungsort wird noch gesucht. Bei einem weiteren Sieg würde Mardenli in der Weltrangliste weit nach oben klettern – „bis in die Top 100“, sagt er. Allerdings dürfte es diesmal womöglich etwas länger dauern und keine Sache von Sekunden werden. „Der Bayramoglu ist schon ein anderes Kaliber“, sagt Mardenli. Aber an den Kampf denke er noch nicht so sehr, erst einmal genieße er eben seine neue Situation.

„Deutscher Meister zu sein, gibt mir schon ein schönes Gefühl“, sagt Mohamad Mardenli. „Ich bin in den letzten Tagen oft darauf angesprochen worden, in ein paar Tagen kommt nun auch das Fernsehen vorbei. Die Menschen wollen nun auch wissen, wer und wie ich so bin.“ Auf jeden Fall ein Boxer, der im Ring für längeres Abtasten nicht zu haben ist.

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