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Beim 2:0-Sieg gegen Dortmund in der Hinrunde erzielte Janik Haberer beide Tore.

© imago images / Matthias Koch

1. FC Union zu Gast bei Borussia Dortmund: Letzte Chance auf das große Wunder

Bei einer Niederlage würde sich die Mannschaft von Urs Fischer aus dem Titelrennen verabschieden. Mit einem Sieg hingegen wäre sie wieder erster Bayern-Verfolger und weiterhin Meisterkandidat.

Was das Maximum für diese Mannschaft tatsächlich bedeutet, könnte man vielleicht schon am Samstag erfahren. Im Spiel bei Borussia Dortmund (15.30 Uhr) steht der 1. FC Union schließlich vor einer erneuten Weggabelung in der erstaunlichen Reise der jüngsten Jahre. Bei einer Niederlage würden die Köpenicker sich endgültig aus dem Titelrennen verabschieden. Bei einem Erfolg wären sie aber schon wieder erster Bayern-Verfolger und weiterhin ein − wenn auch recht unwahrscheinlicher − Meisterkandidat. Es ist, wenn man so will, die letzte Chance auf das ganz große Wunder.

Von einem Wunder will man in Köpenick aber aktuell nichts hören. Dafür sind die zwei Rivalen aus Dortmund und München nach allgemeinem Konsens der Fans, Spieler und Medien doch viel zu stark. „Das da oben hat nichts mit uns zu tun. Was die beiden da oben abliefern, ist fußballerisch gesehen schon auch ein gutes Stück weg von uns. Sie sind in einer ganz anderen Liga als wir“, sagte Janik Haberer.

Union hat derzeit mit einigen Problemen zu kämpfen

Dem würde wohl kaum jemand widersprechen. Auch wenn sie im Hinspiel 2:0 gegen den BVB gewonnen haben, sind die Berliner nach wie vor der krasse Außenseiter. Nach der 2:4-Niederlage gegen die Bayern und dem Pokal-Aus bei RB Leipzig dürften die Dortmunder zudem mit noch mehr Motivation als sonst ins Heimspiel gehen, was sie laut Haberer „brutal gefährlich“ macht. Auch dass Union voraussichtlich wieder auf den zuletzt angeschlagenen Torhüter Frederik Rönnow zählen kann, ändert daran wenig.

Wie Trainer Urs Fischer auf der Pressekonferenz vor dem Spiel betonte, hat seine Mannschaft ja ohnehin zu viele eigene Probleme, als dass sie ernsthaft über die Meisterschaft nachdenken könne. Die zuletzt konstant schwachen Leistungen in der ersten Halbzeit wurden in dieser Woche in der Kabine intensiv besprochen. Fischer bemängelte am Donnerstag zudem, dass seine Mannschaft dem Gegner mittlerweile zu viele Großchancen ermöglicht. Ziel bleibt also nach wie vor das internationale Geschäft. Das Wort „Champions League“ wollte der Trainer dabei nicht in den Mund nehmen. „Wir sind erst seit vier Jahren in der Bundesliga“, sagte er. „Wir wissen, wer wir sind und wo wir herkommen.“

Alles beim Alten, also. Union bleibt Außenseiter, hat nichts zu verlieren und darf die letzten Wochen der Saison unabhängig von den Ergebnissen genießen. „Kopf aus, Herz an, alles kann, nichts muss“, wie die Fanszene das 2019 noch vor dem entscheidenden Relegationsspiel formuliert hatte.

Andererseits steht Union – genauso wie damals – vor einer einmaligen Chance, die der Verein womöglich nicht so schnell wieder bekommen wird. Das ist auch den Profis bewusst, und so sehr man jetzt realistisch und bescheiden sein möchte, hört man zwischen den Zeilen auch den Ehrgeiz und das Selbstvertrauen heraus, welche Union überhaupt erst in diese Position gebracht haben. „Wir haben natürlich Hunger“, sagte Haberer. „Wir wollen da oben unbedingt bleiben und so erfolgreich wie möglich sein.“

Schließlich gehört es zu den wesentlichen Merkmalen dieser Mannschaft, dass sie die Gewissheiten der modernen Bundesliga immer wieder über den Haufen wirft. Mit ihren bescheidenen Mitteln und der oft noch bescheideneren Spielweise hat Union so viele Erwartungen gesprengt, dass es manchmal fast schon unbeabsichtigt wirkt. Wie ein fußballerischer Forrest Gump, der eigentlich nur die Klasse halten wollte, dabei aber versehentlich auf dem dritten Platz gelandet ist.

Wahrscheinlich wäre das letzte und zugleich ganz große Wunder noch zu viel verlangt. Womöglich stirbt an diesem Wochenende der Traum vom „German Leicester City“ in Anlehnung an den Sensations-Champion in der Premier League 2016. Doch frei nach dem alten englischen Spruch über die Deutschen dürfte auch Borussia Dortmund gewarnt sein: Union Berlin darf man nie abschreiben.

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