zum Hauptinhalt
Die Spree in Mönchwinkel bei Grünheide.  Der Fluss könnte laut einer Studie künftig in trockenen Sommermonaten örtlich bis zu 75 Prozent weniger Wasser führen.

© IMAGO/Jochen Eckel

Trinkwasser per Fernleitung? : Brandenburg sucht neue Strategien gegen die Trockenheit

Der Boden in Brandenburg ist trocken, Wasser wird knapper, einige Kommunen reagieren mit Verboten. In der Landespolitik wird über Lösungen diskutiert.

Von Monika Wendel, dpa

Brandenburg sucht angesichts zunehmender Wasserknappheit und Dürre nach neuen Wegen und Sparideen, um die Wasserversorgung künftig sicherzustellen. Der Bau von Fernleitungen zum Trinkwassertransport über größere Entfernungen ist laut Umweltminister Axel Vogel (Grüne) im Gespräch. Vor allem im Großraum Berlin drohen einer Studie zufolge Engpässe bei der Versorgung.

Die Trockenheit in der Erde reiche unverändert bis in eine Tiefe von 1,80 Metern, sagte Vogel am Donnerstag in einer Debatte im Landtag in Potsdam. Die Wasserknappheit und daher auch die Verteilungskonflikte nähmen zu. Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Benjamin Raschke sagte: „Wir müssen mit Wasser viel sorgsamer umgehen.“ Gerade Brandenburg sei ein „Klima-Hotspot“. Das Bundesland gilt als eine der trockensten und wärmsten Regionen Deutschlands.

Einige Kommunen bundesweit reagieren bereits mit Verboten, etwa für das Rasensprengen und bei Garten-Pools. Einschränkungen gibt es auch in Brandenburg: Die Stadt Brandenburg an der Havel verbietet bis Ende September die Wasserentnahme aus oberirdischen Gewässern durch Pumpen oder Ableiten. In der Gemeinde Panketal am Rande Berlins dürfen die Menschen von April bis September zu bestimmten Zeiten ihre Gärten nicht bewässern und Pools nicht füllen. Und für den Fluss Schwarze Elster ist erneut die länderübergreifende Arbeitsgruppe „Extremsituation“ einberufen worden.

Trinkwasser-Engpässe entlang der Spree befürchtet

Zur Debatte über mögliche Wasserfernleitungen sagte Vogel, es werde mit Berlin über alternative Möglichkeiten wie eine Fernwasserversorgung aus der Ostsee gesprochen. Fragen zu den Leitungen, Kosten und Zeitplänen würden derzeit „durchgespielt“. Fernleitungen transportieren große Mengen Trinkwasser meist über große Rohre und über längere Entfernungen.

Zur Nationalen Wasserstrategie in Deutschland gehört auch, mit Verbundnetzen und Fernleitungen Wasser aus nassen Regionen Deutschlands in trockene Gegenden zu bringen. Erste Fernleitungen gibt es bereits, beispielsweise in Stuttgart oder Hessen.

Der Trinkwasserversorgung im Großraum Berlin und entlang der Spree drohen einer Studie zufolge große Engpässe. Der Fluss könnte in trockenen Sommermonaten örtlich bis zu 75 Prozent weniger Wasser führen, wenn mit Ende der Braunkohleförderung in der Lausitz viel weniger Grundwasser in den Fluss gepumpt wird. Dies zeigte eine Studie des Umweltbundesamts. Die Behörde rät zu Wasserüberleitungen zur Spree aus benachbarten Flüssen wie Elbe, Lausitzer Neiße und Oder.

Die Vorschläge der Studie des Umweltbundesamtes seien aber nicht der einzige Weg, sagte Vogel. Es seien noch weitere Untersuchungen nötig. Zur Erklärung: Die genannten Empfehlungen in der Studie haben nichts mit der Debatte um Trinkwasser-Fernleitungen zu tun.

Grünen-Fraktionschef Benjamin Raschke lehnte in der Aktuellen Stunde im Landtag einen Wasserüberleiter von der Elbe zur Spree klar ab. Die Bauzeit wäre zu lange und löse die Probleme daher nicht, zudem müssten Risiken für die Wasserqualität in Kauf genommen werden. Raschke kündigte eine Konferenz in der Lausitz nach der parlamentarischen Sommerpause an. Der umweltpolitische Sprecher der Linksfraktion, Thomas Domres, forderte die Regierung auf, nach der Studie des Umweltbundesamtes nun rasch zu handeln.

Ministerium prüft Wasser-Check vor Unternehmensansiedlungen

Das Umweltministerium prüft auch, einen Wasser-Check vor Unternehmens-Ansiedlungen einzuführen. Der CDU-Landtagsabgeordnete Ingo Senftleben befürwortete das Vorhaben. Es solle beim Wasserverbrauch bei der Industrie angesetzt werden, nicht zuerst bei der Landwirtschaft, meinte er. Vor allem rund um den Wasserverbrauch des Elektroautobauers Tesla in Grünheide hatte es Streit in der Region gegeben. Zudem werde die Höhe der Abgabe auf Wasserentnahmen geprüft, hieß es vom Umweltminister.

Aus der AfD-Fraktion kam in der Landtagsdebatte vor allem Kritik am Moorschutz-Programm der Landesregierung. Für einen natürlichen Klimaschutz sollen große Moorflächen in Brandenburg wieder mit Wasser geflutet werden. Auch über den Zusammenhang von Wasserknappheit und der angestrebten Wasserstoff-Strategie diskutierten die Abgeordneten teils kontrovers. Der SPD-Parlamentarier Wolfgang Roick sagte, das Wirtschaftsministerium arbeite an einem Auftrag für ein Gutachten zur Wasserverfügbarkeit für die Wasserstoff-Strategie.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false