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Ausstellung „An Gesicht“

© Andreas Klaer

Ausstellung „An Gesicht“: Foto-Schau macht Menschen auf der Flucht sichtbar

Corinne Holthuizen-Habermann porträtierte Geflüchtete aus der Ukraine, dem Kongo und dem Iran. Zu Beginn ihrer Karriere hätte sich die Kleinmachnowerin das nicht vorstellen können.

Ali Savari blickt selbstbewusst in die Kamera. Breitbeinig steht er in einer Straße in Kleinmachnow im Kreis Potsdam-Mittelmark. Es ist ein für ihn wichtiger Ort, denn hier wohnt eine Frau, die Ali, nachdem er von seiner Flucht aus dem Iran nach Kleinmachnow gekommen ist, viel geholfen hat, bei Behördengängen, und dabei, eine Wohnung zu finden, um anzukommen.

Ali Savari ist einer von insgesamt 29 Menschen, die die Kleinmachnower Fotografin Corinne Holthuizen-Habermann für die Ausstellung „An Gesicht“ porträtiert hat. Ihre Bilder sind bis zum 30. Juni 2023 im Foyer des Integrationsministeriums Brandenburg (Haus S) zu sehen.

Fotos von innen und außen sichtbar

Die Bilder im A3-Format, die auf einer durchsichtigen Folie aufgebracht und dadurch von innen und außen sichtbar sind, zeigen Menschen, die aufgrund von Krieg ihre Heimat verlassen mussten und nach Brandenburg gekommen sind. Holthuizen-Habermann hat sie an Orten in Brandenburg porträtiert, die ihnen lieb geworden sind.

Darunter sind die beiden Köchinnen des Kunst- und Kreativhauses Rechenzentrum in der Potsdamer Mitte, Angela und Junia Rota, die aus der Ukraine geflohen sind. Schülerinnen und Schüler der Willkommensklasse des Potsdamer Helmholtz-Gymnasiums sowie deren Leiterin, Liudmyla Mashkova.

Teils zeigen die Bilder die Fotografierten ganz privat, in ihrer Wohnung, im Kinderzimmer, mit der Katze im Arm, oder an öffentlichen Plätzen, wie Ali Savari. „Das entschieden die Porträtierten selbst“, sagt Holthuizen-Habermann.

Porträtiert an Orten, die wichtig für sie sind

Bei den Fotos, die sie in „An Gesicht“ zeigt, 44 Bilder, war es der Fotografin wichtig, dass sie die Abgebildeten an Orten ablichtet, an denen sie sich besonders wohl fühlen, die für sie nach ihrer Ankunft in Deutschland ihr Zuhause oder ein Teil davon geworden sind.

Ich habe schon als Kind mit meinem Vater in der Dunkelkammer gestanden.

Corinne Holthuizen-Habermann, Fotografin

Die 57-Jährige ist in der Schweiz geboren und hat Architektur studiert. Fotografie war erst nur ihre Leidenschaft, dann wurde sie zum Beruf. „Ich habe schon als Kind mit meinem Vater in der Dunkelkammer gestanden.“ Wie sie ist auch er beides: Architekt und Fotograf.

Die Kleinmachnower Fotografin Corinne Holthuizen-Habermann

© Andreas Klaer

Über Berlin kam Holthuizen-Habermann vor zwanzig Jahren nach Kleinmachnow. „Als ich begonnen habe mit der Fotografie, war für mich klar: ich wollte nie Menschen fotografieren. Ich hab mich lieber an der Natur probiert. Für Menschen war ich einfach zu schüchtern.“ Heute sagt Holthuizen-Habermann - vor der Glasscheibe mit den Porträts der Geflüchteten im Rücken - : „Ich kann mir nichts interessanteres mehr vorstellen, als Menschen zu fotografieren“.

„Jeder kennt irgendwie jemanden“

Die Idee zur Ausstellung kam von Axel von Hoerschelmann, Bekannter von Holthuizen-Habermann und ehemaliger Mitarbeiter im Koordinierungsstab Integration des Ministeriums. „Auf den Schreibtischen der Sachbearbeiter haben wir es mit Menschen zu tun, die wir nie sehen. Jedes Mal, wenn hier etwas gemacht wird, betrifft das Menschen. Die wollten wir sichtbar machen“, sagt er.

Die Kontakte zu den Porträtierten ergaben sich im Bekanntenumfeld, sagt Hoerschelmann. „Jeder kennt irgendwie jemanden, und alle, die wir gefragt haben, haben bereitwillig zugesagt.“

„Diese Frauen, Männer, Kinder, diese Familien – längst sind sie unsere Nachbarn, werden zu Kolleginnen und Kollegen, Spielkameradinnen und Spielkameraden, kurz, sie werden unsere Freunde“, so Integrationsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne). Die Ausstellung repräsentiere für sie „Begegnungen auf Augenhöhe, von Angesicht zu ,An Gesicht‘“.

Neben dem Foyer des Ministeriums sind einige von Holthuizen-Habermanns Bildern seit Sonntag bis zum 8. Januar 2023 im Kunstverein „Die Brücke Kleinmachnow“ im Landarbeiterhaus, Zehlendorfer Damm 200, in Kleinmachnow zu sehen sowie noch bis zum 11. Dezember im KunstHaus Potsdam im Ulanenweg 9.

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