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Andreas Dresens Berlinale-Beitrag „In Liebe, Eure Hilde“ ist Cooky Ziesches letzter Film als Redakteurin. Er feiert am 17. Februar Premiere auf der Berlinale.

© Frederic Batier / Pandora Film

„Einer von Dresens Besten“: RBB-Filmchefin Cooky Ziesche geht mit „Hilde“

Die Filmchefin des RBB verlässt Ende Februar ihren Posten. Mit Andreas Dresen verbindet sie eine lange Zusammenarbeit. „In Liebe, Eure Hilde“ ist der richtige Film zur richtigen Zeit, wie sie sagt.

Einen Satz sagt Cooky Ziesche beim Treffen in dem Büro, das sie nach der Berlinale endgültig verlassen wird, immer wieder. „Es geht nicht um mich.“ Die Frau, die seit zwei Jahrzehnten Filme made in Brandenburg wesentlich prägt, eine der einflussreichsten im berlin-brandenburgischen Filmgeschäft, redet lieber über Filme. Vor allem über den, der an diesem Samstag bei der Berlinale Premiere feiert: „In Liebe, eure Hilde“ von Andreas Dresen. Cooky Ziesche sagt: einer der besten, den Dresen je gemacht hat.

Am Samstag feiert „Hilde“ Premiere bei der Berlinale, im Wettbewerb. Für Cooky Ziesche schließt sich damit ein Kreis. 2002 war sie dort mit Andreas Dresen und „Halbe Treppe“ angetreten. Ein Film ohne fixes Drehbuch, größtenteils improvisiert, gedreht mit winzigem Team. Cooky Ziesche war nicht nur dabei, sondern kündigte dafür sogar ihren Job beim ORB. „Ich wollte an diesem Experiment teilhaben. Unbedingt. Komme, was wolle.“

Cooky Ziesche 2017 mit Andreas Dresen beim Deutschen Filmpreis.
Cooky Ziesche 2017 mit Andreas Dresen beim Deutschen Filmpreis.

© Manfred Thomas Tsp/MANFRED THOMAS TSP

Als der Sender das Projekt ablehnte, drohte sie mit Kündigung. Es funktionierte: Das Projekt kam zustande. „Damit habe ich auch was über Zivilcourage gelernt“, sagt sie heute. Das Resultat war nicht nur ein Silberner Bär für Andreas Dresen. „Es war die glücklichste berufliche Phase meines Lebens.“

Andreas Dresen kennt sie seit der Zeit seiner ersten Fernsehfilme, die sie als Redakteurin betreute. „Wir sind zusammen gewachsen.“ Beide waren an der Babelsberger Filmhochschule, wenn auch nicht zeitgleich. Sie betreute „Raus aus der Haut“ (1997), produzierte „Willenbrock“ (2005), „Whisky mit Wodka“ (2009). Bei „Halt auf freier Strecke“ (2011) gilt sie als Co-Drehbuchautorin.

Den Stoff hatte sie selbst an Dresen herangetragen. Beide hatten kurz zuvor ihre Väter verloren, Cooky Ziesche zudem eine Freundin. Deren Tochter ist die Darstellerin des Teenagermädchens Lilly in „Halt auf freier Strecke“. Lilly muss zusehen, wie ihr Vater an einem Tumor stirbt, und sagt dann den unvergesslichen, harten, lebenbejahenden Satz: „Ich muss zum Training.“

2013 wurde Cooky Ziesche Filmchefin des RBB. Das Budget, das sie in ihrer beruflichen Tätigkeit insgesamt umgesetzt hat, wird auf Hunderte Millionen geschätzt. Zu Ende Februar verlässt sie ihren Posten. Mit dem Skandal um Ex-Intendantin Patricia Schlesinger hat das nichts zu tun, die Entscheidung fiel Ziesche zufolge vor zwei Jahren schon. Künftig will sie mehr schreiben, mehr Dramaturgie machen. Über den „etwas geschundenen RBB“ sagt sie: „Hier sind nicht nur Boni, Dekadenz und Ruhegeld. Ich will das nicht kleinreden. Aber hier gibt es eben auch anderes.“ Soll heißen: Dresen-Filme etwa.

„Der richtige Film zur Zeit“

„Ich glaube, für Andreas Dresen war es ganz gut, dass er eine Heimat hatte“, sagt Cooky Ziesche. Für den RBB habe es „eine gewisse Logik und Zwangsläufigkeit, den berühmtesten Filmemacher dieser Region zu unterstützen“. Sie hofft, dass der Sender nach ihrem Weggang dieser Logik treu bleibt. Und betont: „Auch für den Sender ist das gut. Allein, dass man in diesem Jahr einen Film auf der Berlinale hat. Wir geben da nicht nur Geld rein. Wir spielen als kleiner Sender in der ersten Liga auch künstlerisch eine Rolle.“ Ja, das macht sie stolz.

Aber nicht so stolz wie „Hilde“, ihr letzter Film als Redakteurin. Benannt nach Hilde Coppi, Mitglied der Widerstandsgruppe Rote Kapelle. Von den Nazis inhaftiert, im Alter von 34 Jahren hingerichtet. Sie hinterließ ein Baby, geboren in Haft. „Es ist genau der richtige Film zur richtigen Zeit, und es ist ein Film für junge Leute“, sagt Cooky Ziesche. „Weil er von etwas erzählt, was wir in unserer Gesellschaft heute unglaublich stark brauchen. Zivilcourage. Mut. Ehrlichkeit. Würde.“ Alles Werte, die im persönlichen Umgang irgendwie verloren gehen, sagt sie. Auch in ihrem eigenen. „Alles, was ich hier bei uns vermisse, hat diese bescheidene Hilde Coppi.“

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