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Hospiz Potsdam. Barbara Kothe, stellv. Pflegedienstleiterin.

© Andreas Klaer

„Trauer ist nichts Peinliches“: Potsdamer Hospiz-Chefin Barbara Kothe über den Totensonntag

Die stellvertretende Pflegedienstleiterin gibt Auskunft über Rituale an einem Tag der Stille und darüber, wie man das Hospiz auf Hermannswerder unterstützen kann.

Es ist ein Tag der Stille, bevor die Adventszeit beginnt: Der Totensonntag, der an diesem Sonntag begangen wird, ist ein Gedenktag für die Verstorbenen. Ein Ort, an dem der Tod allgegenwärtig ist, ist das Potsdamer Hospiz auf Hermannswerder in Trägerschaft des Evangelischen Diakonissenhauses Berlin Teltow Lehnin. Am Donnerstag bekam das Hospiz eine Spende in Höhe von 5000 Euro überreicht, die bei einem Benefizkonzert der Potsdamer Serviceclubs gesammelt wurden.

Frau Kothe, Sie haben 5000 Euro für das Hospiz bekommen. Was machen Sie mit dieser Spende?
Wir sind gerade in der Umgestaltung des Wohnzimmers und Tagesraumes für unsere Gäste. Mit der Spende konnten wir ein größeres TV-Gerät anschaffen, auch ein noch fehlender Esstisch wird in der ersten Dezemberwoche geliefert. Außerdem haben die Sitzmöbel die besten Jahre hinter sich. Jetzt können wir bald zu den wöchentlichen Ehrenamt-Kaffeenachmittagen viele Gäste und Angehörige am großen Tisch versammeln und auch mal einen TV-Nachmittag oder -Abend gestalten, mit Reiseberichten, Fußballspielen oder der Übertragung der Gottesdienste aus der Inselkirche.

Wie können Potsdamer das Hospiz unterstützen?
Sehr oft erleben wir, dass Sterben, Tod und Trauer in der Gesellschaft immer noch ein Tabuthema sind. Aber so, wie das Leben mit uns stattfindet, gibt es auch die letzte Phase unseres Daseins. In der Hospizarbeit begleiten wir multiprofessionell schwerstkranke und sterbende Menschen in Würde und mit besonderer Zuwendung. Hier findet so viel Leben statt, mit einfachen Dingen – es ist von großer Bedeutung, dass viele Menschen davon wissen.

Aber der Hospizaufenthalt muss auch finanziert werden. Pflege- und Krankenversicherung übernehmen 95 Prozent der Kosten. Für die verbleibenden fünf Prozent sind wir auf ehrenamtliche Mitarbeit und Spenden angewiesen. Wir sind dankbar über jegliche Zuwendung, seien es Blumenspenden, Sachspenden, finanzielle Zuwendungen.

Was möchten Sie zum Totensonntag Menschen auf den Weg geben, die verstorbener Familienangehöriger oder Freunde gedenken?
Indem wir von unseren Verstorbenen sprechen, erinnern wir uns an sie. Dabei ist es überhaupt nicht schlimm, traurig zu sein und das auch zuzulassen. Dadurch wissen wir, wie wichtig uns die Menschen waren. Jeder trauert anders, der eine kann schneller loslassen, der andere braucht länger Zeit, um über den Verlust eines lieben Menschen hinwegzukommen.

Manch einer hat für sich vielleicht auch ein Ritual entdeckt, das ihm bei der Trauer hilft – eine Kerze anzünden, an das Grab gehen, sich mit der Familie treffen und gemeinsam an den Verstorbenen denken. Es tut auch gut, wenn man sich Geschichten aus vergangenen Zeiten erzählt, dabei lachen kann und eine gesunde Leichtigkeit zeigt, entspannt sein kann. Trauer ist nichts Unangenehmes oder etwas Peinliches. Es ist ein menschliches Gefühl, welches zugelassen werden möchte. Nur so finden wir einen gesunden Umgang mit Verlust und Sterben in unserem Leben.

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