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Cato mit seinen Eltern Christina und Dominic Schwandt. Die Familie sammelt Spenden, weil der gemeinsame Therapiehof durch die Erkrankung in finanzielle Schieflage geraten ist.

© Andreas Klaer/PNN

Spendenaufruf für Potsdamer Familie: Der dreijährige Cato kämpft gegen Leukämie

Erst im März hatte Familie Schwandt einen Therapiehof mit Pferden eröffnet. Doch die Krebserkrankung ihres Sohnes führte zu einer existenziellen Belastung für die selbstständigen Eltern.

Cato liebt Pferde: Auf der kleinen Koppel auf dem Großen Herzberg, die seinen Eltern gehört, kann er ihnen immer nahe sein. Die Momente mit den Pferden sind wichtig für Cato, denn er macht gerade eine schwere Zeit durch: Der Dreijährige hat Leukämie, auch als Blutkrebs bekannt.

Die Diagnose kam erst vor knapp einem Monat, seitdem steht das Leben der Familie Kopf: Cato wird regelmäßig in der Charité in Berlin behandelt, bekommt Bluttransfusionen, muss Chemotherapien machen und Medikamente nehmen.

Cato und seine Mutter Christina Schwandt in der Charité in Berlin.

© privat/Schwandt

„Er hat ein geschwächtes Immunsystem, deshalb muss er sich von jeglichen Keimen fernhalten“, sagt Vater Domenic Schwandt. Das heißt: keine Kita, kein Kontakt zu anderen Kindern oder großen Menschengruppen, kein Besuch von Spielplätzen. De facto muss Cato ständig betreut werden und kann sich nur längere Zeit im Haus seiner Eltern in Golm und auf dem Therapiehof aufhalten, den seine Mutter leitet.

Privatvermögen investiert

Genau der ist jedoch in Gefahr, denn durch die unvorhergesehene Erkrankung ist die Familie in eine wirtschaftlich schwierige Lage gerutscht: „Wir haben den Therapiehof erst im März ins Leben gerufen“, sagt die 28-jährige Christina Schwandt, die selbstständig arbeitet. Dafür hätten sie und ihr Mann ihr ganzes Privatvermögen investiert, mehr als 20.000 Euro.

„Ich fand, dass es in Potsdam zu wenige Anlaufstellen für tiergestützten Behandlungsmethoden gibt“, sagt Schwandt. Aktuell betreut sie rund 40 Patientinnen und Patienten, die unter anderem an Depressionen, Burnout oder Panikattacken leiden. Da Pferde sehr sensibel auf Menschen reagieren, kann der Umgang mit ihnen für Betroffene sehr heilsam sein.

Nach der Leukämie-Diagnose war jedoch kaum ans Arbeiten zu denken: Cato musste zwei Wochen auf der Intensivstation verbringen. „Ich habe eine Woche gebraucht, um das erst mal zu verarbeiten und hab ganz viel geheult“, sagt Schwandt.

Ihr Mann ist ebenfalls selbstständig, er arbeitet als Golftrainer und gibt regelmäßig Seminare in ganz Deutschland. Das geht nun nicht mehr: Der 30-Jährige hat seinen Job für ein Jahr pausiert, um für seine Familie da zu sein.

Der dreijährige Potsdamer Cato Schwandt ist an Leukämie erkrankt.

© privat/Schwandt

Dennoch kann Christina Schwandt aktuell nicht Vollzeit arbeiten, was zu starken Verdienstausfällen führt. „Wir standen kurz vor der Insolvenz“, sagt sie. In ihrer Verzweiflung hatten sie einen Spendenaufruf über die Crowdfunding-Plattform „Go Fund Me“ gestartet: Das erste Ziel von 6000 Euro wurde schnell erreicht, reichte aber nur dazu aus, um Schulden zu tilgen, einige Dinge für Cato zu kaufen und einen Moment durchzuatmen.

Zwischenzeitlich gab es neue Kosten für die Schwandts: Eines ihrer Pferde verlor ein Fohlen und hatte danach gesundheitliche Probleme, die Tierarztrechnung betrug rund 2000 Euro. Und nach wie vor musste die Miete für den Hof bezahlt werden, trotz Verdienstausfall. Das Spendenziel wurde auf 10.000 Euro erhöht, auch dies wurde erreicht. „Das hat uns echt überrascht“, sagt Christina Schwandt. „Das war eine Riesenentlastung, uns sind wirklich die Freudentränen gekommen.“

Immer wieder in die Charité

Trotzdem bleibt die Situation schwierig: Die Therapie wird zwar von der Krankenkasse bezahlt, doch daneben braucht Cato viele Dinge, die die Schwandts selbst bezahlen müssen.

„Cato hat einen Herzkatheter, damit kann er nicht schwimmen“, sagt Domenic Schwandt. Um trotzdem duschen und baden zu können, müssen Wasserpflaster aufgeklebt werden. Die werden jedoch nicht von der Krankenkasse bezahlt, ebenso wenig wie das Spezialspray, um die Pflaster wieder ablösen zu können. „Eine solche Sprayflasche kostet 40 Euro“, sagt Christina Schwandt.

Ähnliches gilt für viele andere Dinge: Aufgrund seiner Empfindlichkeit braucht Cato spezielle Sonnencreme, seine Sachen und seine Bettwäsche müssen täglich mit speziellem Waschmittel gewaschen werden. „Immer wieder dachte ich: Jetzt reicht das Geld erst mal, und dann kommt ein Arzt um die Ecke und sagt, sie müssen noch dies und das machen“, sagt Schwandt. „Das ist sehr frustrierend.“

Am schlimmsten ist die Ungewissheit: „Wir können nur von Tag zu Tag leben“, sagt Domenic Schwandt. Aktuell muss Cato nur zweimal die Woche in die Charité und verbringt dort drei bis fünf Stunden, doch wenn sich seine Blutwerte wieder verschlechtern, kann sich das schlagartig ändern.

Nun müssen die Schwandts für die kalte Jahreszeit vorsorgen, denn damit Cato trotz seines Immunsystems weiter bei den Pferden sein kann, muss ein Dach auf dem Gelände gebaut werden. „Sonst müsste er die ganze Zeit in der Wohnung bleiben“, sagt Christina Schwandt. „Er liebt die Pferde so sehr, ich kann sie ihm nicht einfach wegnehmen.“ Doch auch um bei Regen mit Patientinnen und Patienten arbeiten zu können ist, das Dach unverzichtbar. Rund 13.000 Euro sind dafür nötig.

Cato mit seiner Mutter Christina Schwandt beim Reiten auf dem Potsdamer Therapiehof. Er streckt die Zunge heraus.

© privat/Schwandt

All das hat das Ehepaar dazu veranlasst, das Spendenziel noch einmal zu erhöhen, auf insgesamt 29.980 Euro. Christina Schwandt ist das eigentlich unangenehm, aber die immer neuen Kosten konnten sie und ihr Mann am Anfang noch nicht überblicken. „Ich möchte wirklich keinen Menschen ausnutzen“, sagt sie. Auf „Go Fund Me“ schreibt sie immer wieder Updates zu Catos Gesundheitszustand und gibt genau an, wofür das Geld aus dem Crowdfunding verwendet wird.

Dabei gibt es immer wieder kleine Lichtblicke: Ein Foto zeigt Cato, wie er auf einem der Pferde sitzt und glücklich die Zunge herausstreckt.

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