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Text: Krebskranke Syrerin aus Potsdam trifft nach acht Jahren ihre Mutter wieder.
Quelle: PNN/Peter Raddatz

© PNN/Peter Raddatz

Acht Jahre getrennt: Krebskranke Potsdamerin trifft Mutter wieder

Dank eines Spendenaufrufs konnte die schwer an Krebs erkrankte Olaa Aljashe ihre Mutter aus Syrien nach langer Zeit wiedersehen. Die Ärzte geben der 27-Jährigen nur noch ein halbes Jahr.

Noch immer kann sie es nicht ganz fassen: Olaa Aljashe sitzt neben ihrer Mutter Rayda, die sie acht Jahre lang nicht gesehen hat. „Bis zu dem Zeitpunkt, wo sie wirklich da war, habe ich selbst nicht richtig glauben können, dass sie kommt“, sagt Aljashe. „Es ist wie ein Geschenk von Gott.“

Für die aus Syrien stammende Palästinenserin war es unglaublich wichtig, ihre Mutter noch einmal wiederzusehen, denn die 27-Jährige hat Krebs im Darm und in der Gebärmutter. Die Krankheit ist weit fortgeschritten, ihre Ärzte geben ihr vielleicht noch ein halbes Jahr. „Es war ein Wettlauf mit der Zeit: Ich wusste nicht, ob zuerst meine Mutter kommt oder der Tod.“

Die Spenden haben super geholfen und viele Leute haben mir sehr liebe Nachrichten geschrieben.

Olaa Aljashe, schwer an Krebs erkrankte Potsdamerin aus Syrien

Doch die Reisekosten von Syrien nach Potsdam sind hoch, unter anderem weil das Land mit Sanktionen belegt ist. Rund 2500 Euro mussten Aljashe und ihre Familie dafür aufbringen. Anfang April startete sie daher über die PNN einen Spendenaufruf, um ihr diesen letzten Wunsch zu erfüllen – mit Erfolg.

„Die Spenden haben super geholfen und viele Leute haben mir sehr liebe Nachrichten geschrieben“, sagt Aljashe. „Ich hätte nicht gedacht, dass es solche Menschen gibt. Im normalen Leben sehe ich davon sehr wenig.“

Als Aljashe ihre Krebsdiagnose bekam, begann eine schwere Zeit für sie: Sie verlor ihre Arbeit, musste drei Operationen und mehrere Chemotherapien über sich ergehen lassen und konnte ihren Alltag kaum noch allein bewältigen. Ihre Mutter blieb ständig mit ihr in Kontakt und betete täglich für sie. „Nachdem sie den Antrag auf das Visum für die Reise nach Deutschland gestellt hat, hat sie jeden Tag von sieben bis 14 Uhr das Handy in der Hand gehabt, um auf den Anruf der Botschaft zu warten“, sagt Aljashe.

Am 28. April war es endlich so weit: Aljashe konnte ihre Mutter in Berlin vom Flughafen abholen. Sie zeigt ein Video, in dem die beiden Frauen aufeinander zulaufen und sich dann lange umarmen. „Es war sehr emotional“, sagt Aljashe.

„Ich konnte selbst kaum glauben, dass ich hier war“, sagt Rayda Aljashe. „Es war, als sei ich im Himmel.“ In Potsdam angekommen, fing sie direkt an, die Wohnung ihrer Tochter aufzuräumen, die wegen ihrer Krankheit kaum dazu in der Lage gewesen war. „Ich konnte sie gar nicht daran hindern - sie hat sofort angefangen zu putzen und zu kochen“, sagt Olaa Aljashe und lächelt.

Blutwerte wieder besser

Dennoch ist die Situation nach wie vor schwierig: Bevor Aljashe krank wurde, hatte sie die Möbel in ihrer Wohnung auf Raten gekauft. Als sie arbeitslos wurde, konnte sie die Raten nicht mehr bezahlen und brauchte Geld für Medikamente. Aktuell hat Aljashe mehrere tausend Euro Schulden. „Ich habe gerade wirklich gar nichts mehr im Portemonnaie“, sagt sie.

Auch ihre Mutter hat kein Einkommen, versucht jedoch gerade, Asyl in Deutschland zu bekommen. „Das Leben in Syrien ist sehr schwer, dort gibt es keine Zukunft für sie“, sagt Aljashe, die selbst 2015 nach Deutschland geflüchtet war.

Trotz all dieser Probleme gibt es aber auch einen Lichtblick: Aljashes körperlicher Zustand hat sich deutlich verbessert, seitdem ihre Mutter bei ihr ist. „Ich habe viel weniger Beschwerden und meine Blutwerte sind sehr gut“, sagt sie. „Und ich habe das erste Mal seit eineinhalb Jahren wieder zugenommen.“ Vor zwei Monaten habe sie gerade mal 50 Kilogramm gewogen, mittlerweile sind es 63 Kilo.

Besser noch: Laut ihrem Arzt, bei dem sie aktuell eine Immunsystemtherapie macht, hat das Wachstum der Krebszellen vorerst aufgehört. „Ich habe wieder Hoffnung“, sagt Aljashe. Sie ist überzeugt, dass die vielen Gebete ihrer Mutter und auch die Gebete derer, die für sie gespendet haben, dazu beigetragen haben. „Das hat mich stärker gemacht“, sagt sie. „Ich bin sehr dankbar dafür.“

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