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Flammen schlagen in die Höhe und Rauch steigt auf bei Nacht in einem Waldstück nahe Jüterbog.

© dpa/Cevin Dettlaff

Waldbrandbilanz 2023: Brandenburg kommt glimpflich davon

Nach dem Rekordjahr 2022 ging die Zahl der Feuer in dieser Saison deutlich zurück. Trotzdem plant die Landesregierung eine bessere Brandbekämpfung.

Von Monika Wendel, dpa

Brandenburg hat eine eher glimpflich verlaufene Waldbrandsaison hinter sich. Es gab in diesem Jahr 244 Waldbrände - nicht einmal halb so viele wie im Rekordjahr 2022, wie Agrar- und Forstminister Axel Vogel (Grüne) am Donnerstag in Potsdam sagte. Ein Grund: Es hat mehr geregnet. Dennoch war der Sommer 2023 in Brandenburg laut Deutschem Wetterdienst im bundesweiten Vergleich am trockensten.

Die Landesregierung will angesichts möglicher neuer Dürresommer und des Klimawandels die Waldbrand-Bekämpfung verbessern. Innen- und Forstministerium wollen den Aufbau eines neuen Waldbrand-Kompetenzentrums voranbringen und haben die Planungen dafür fortgesetzt. Am Donnerstag war ein erstes Arbeitstreffen in Potsdam angesetzt, ein Aufbaustab soll eingesetzt werden. Das sagte der Leiter der Obersten Forstbehörde, Carsten Leßner, der Deutschen Presse-Agentur.

Bei dem Waldbrand-Kompetenzzentrum, das im Januar dieses Jahres angekündigt worden war, soll es etwa um Prävention, die Planung von Einsätzen und eine bessere Koordinierung unter den Organisationen gehen. Als möglicher Standort war Wünsdorf im Gespräch. Zudem sollen drei neue Spezialfahrzeuge zur Gefahrenabwehr etwa bei Bränden auf munitionsbelasteten Gebieten beschafft und laut Innenministerium 2024 zur Verfügung stehen.

763 Hektar Wald betroffen

Von den 244 Waldbränden in diesem Jahr waren 763 Hektar Wald betroffen, wie Forstminister Vogel mitteilte. Die Zahlen zum Vergleich: 2022 hat es 523 Waldbrände gegeben, die eine Fläche von 1426 Hektar schädigten. „Das ist ein trauriger Rekord in der Waldbrandstatistik“, sagte Vogel. Zudem seien im vergangenen Jahr viele Feuer vorsätzlich gelegt worden. Bei 125 Waldbränden sei Brandstiftung als Ursache ermittelt worden.

In diesem Jahr musste die Feuerwehr in Brandenburg deutlich weniger Waldbrände bekämpfen als im Vorjahr.
In diesem Jahr musste die Feuerwehr in Brandenburg deutlich weniger Waldbrände bekämpfen als im Vorjahr.

© dpa/Fabian Sommer

Der Minister vergab am Donnerstag die „Einsatzmedaille Waldbrände 2022“ an eine Försterin und zehn Förster für ihren Einsatz in der Waldbrandbekämpfung. Die Auszeichnung hatte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) im vergangenen Jahr ins Leben gerufen.

Löscheinsätze auch mit Flugzeugen bei Jüterbog

Der größte Waldbrand in dieser Saison war Ende Mai auf einem ehemaligen Truppenübungsgelände bei Jüterbog südlich von Berlin ausgebrochen. Betroffen waren laut Ministerium 688 Hektar auf dem mit Munition belasteten Gelände.

Feuerwehr-Einsatzleiter Rico Walentin und seine Kolleginnen und Kollegen waren rund zwei Wochen lang im Dauereinsatz, kamen wegen der alten Kampfmittel im Boden und der Explosionsgefahr aber nicht direkt an die Flammen heran. „Es war zum Glück der einzige große Waldbrand, der uns gefordert hat“, sagte Walentin. Für die freiwilligen Feuerwehrleute, die dieses Ehrenamt neben Familie und Beruf ausübten, sei dieser Einsatz aber eine Belastung gewesen.

Das Feuer musste vor allem aus der Luft bekämpft werden. Neben Hubschraubern, die Wasser abwarfen, kamen auch Löschflugzeuge zum Einsatz - erstmals in Brandenburg bei einem Waldbrand. „Es war ein Versuch und wichtig, um Erfahrungen zu sammeln“, sagte Walentin. Die Flugzeuge waren beim Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt angefordert worden. Seit Jahren gibt es aber eine kontroverse Debatte darüber, wie effektiv Löschflugzeuge sind.

Der größte Waldbrand in dieser Saison brach auf einem ehemaligen Truppenübungsgelände bei Jüterbog aus.
Der größte Waldbrand in dieser Saison brach auf einem ehemaligen Truppenübungsgelände bei Jüterbog aus.

© dpa/--

Waldexperte: Risiken für Waldbrände kartieren

Der Waldexperte und Professor an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, Pierre Ibisch, sagte zur Waldbrandsaison: „Sicherlich hat die Witterung mit dazu beigetragen, dass es dieses Jahr nicht so kritisch wurde.“ In den wärmsten Monaten habe es weniger ausgeprägte Trockenperioden gegeben. „Wir müssen aber weiterhin davon ausgehen, dass das Risiko mit fortschreitendem Klimawandel anwächst.“

Er plädierte unter anderem dafür, landesweit Risiken für Waldbrände zu kartieren. Dabei gehe es vor allem um den Waldzustand, das Mikroklima und die Verteilung von Straßen und Siedlungen sowie auch die Munitionsbelastung.

Die Waldbrandsaison beginnt im März und dauert bis September. Anhaltende Trockenheit begünstigt die Waldbrandgefahr, dazu kann das Risiko noch mit hohen Temperaturen und Wind steigen. Brandenburg mit viel Kiefernwald und trockenen Böden ist eines waldbrandgefährdetsten Bundesländer. Zudem gelten rund 300.000 Hektar Waldfläche als munitionsbelastet. (dpa)

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