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12.12.2022, Brandenburg, Beelitz: Axel Vogel (Bündnis 90/Die Grünen), Forstminister von Brandenburg, betrachtet bei einem vor Ort Termin durch einen Brand geschädigte Kiefern im Landeswald Seddin. Laut dem aktuellen Waldzustandsbericht leidet der Wald unter Trockenheit und Klimawandel. Foto: Monika Skolimowska/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa / Monika Skolimowska/dpa

Sind Forsten künftig Umweltschutz?: Kritik an Umstrukturierung im Brandenburger Landwirtschaftsministerium

Waldbesitzer in Brandenburg sind verärgert und befürchten, die neue Struktur bremse unter anderem bei Waldumbau. Kritik kommt auch vom Koalitionspartner der Grünen, der SPD.

Eine Umstrukturierung in Brandenburgs Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz sorgt für Verärgerung bei den Waldbesitzern des Landes: Anfang des Jahres löste Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Grüne) das Referat Forst und Jagd aus der Landwirtschaftsabteilung seines Hauses und unterstellte es der Naturschutzabteilung. Langfristig könnte das deutliche Konsequenzen haben: Sollte es in der nächsten Legislaturperiode wieder zu einer Trennung der Bereiche Landwirtschaft und Umwelt kommen, wäre der Landesforst dann nicht mehr im Landwirtschafts-, sondern im Umweltministerium angesiedelt.

Dagegen protestieren nun die einschlägigen Verbände. „Land- und Forstwirtschaft tragen das Wirtschaften in ihrem Namen“, sagt Rudolf Hammerschmidt, Vorsitzender der Familienbetriebe Land und Forst Brandenburg. „Sie gehören unbedingt zusammen: Wer sie auseinanderdividiert, führt anderes im Schilde.“ Ähnlich äußerte sich am Mittwoch auch Thomas Weber, Vorsitzender des Waldbesitzerverbands Brandenburg: „Als Waldeigentümer in diesem Land legen wir Wert darauf, dass die Experten des Landesbetriebes Forst Brandenburg und des Landeskompetenzzentrums Forst Eberswalde die fachlichen Partner beim Waldumbau bleiben, und nicht das fachfremde Landesumweltamt.“

Als Waldeigentümer in diesem Land legen wir Wert darauf, dass die Experten des Landesbetriebes Forst Brandenburg und des Landeskompetenzzentrums Forst Eberswalde die fachlichen Partner beim Waldumbau bleiben, und nicht das fachfremde Landesumweltamt.

Thomas Weber, Vorsitzender des Waldbesitzerverbands Brandenburg

Waldeigentümer würden immer wieder eine starre und undifferenzierte Haltung des Landesumweltamtes erleben, wenn es etwa um forstliche Maßnahmen in FFH-Gebieten oder um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zum Schutz des Waldes geht. Diese „oft einseitige Sichtweise“ setze sich nun auch beim Waldumbau fort, so Weber. Anstelle von klimaresilienten, standortgerechten Baumarten sollen nur noch standortheimische Baumarten gepflanzt werden. Das geschehe, obwohl die Klimaszenarien einigen heimischen Baumarten weniger Chancen einräumten.

„Wir werden uns auch weiterhin für Veränderungen und einen klimaresilienten Waldumbau einsetzen, aber wir müssen dies gemeinsam mit den Landwirten und den 100.000 Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern sowie den 12.000 Jägerinnen und Jägern im Land tun“, sagte Weber. Nur gemeinsam könne man wirklich etwas erreichen. „Uns auseinanderdividieren zu wollen, ist kontraproduktiv.“

Ministerium bestreitet weitreichende Folgen

Ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums sagte hingegen, die Umstrukturierung habe keine Auswirkung auf die Wahrnehmung der Aufgaben des Referats. Der Landesforstbetrieb bleibe als nachgeordnete Behörde Ansprechpartner der Waldbesitzer. „Die Abteilung 4 heißt durch die Umstrukturierung nun ‘Naturschutz & Forsten’, insofern erfolgt auch keine ‚Unterordnung‘ der Forsten unter Naturschutz“, so der Ministeriumssprecher. „Das Landesamt für Umwelt (LfU) erhält zudem keine zusätzlichen Aufgaben oder Befugnisse.“ Die Umstrukturierung sei erfolgt, um bei der Zahl der Mitarbeitenden in den Abteilungen ein Gleichgewicht herzustellen.

Kritisch äußerte sich am Mittwoch der SPD-Landtagsabgeordnete Wolfgang Roick, der selbst Förster ist und einige Hektar Wald besitzt. „Dieser Schritt bereitet mir Sorgen, insbesondere inmitten der hitzigen Diskussion um das Jagdgesetz.“ Das bestehende System habe sich als effektiv erwiesen und erfordere keine Anpassungen, da es dem Schutz und der Erhaltung der Wälder sowie ihrer ökologischen Vielfalt diene. „Es wäre wünschenswert, wenn für dieses wichtige Referat eine eigenständige Abteilung gegründet werden würde“, sagte Roick.

Ähnlich äußerte sich der Prignitzer Linken-Abgeordnete Thomas Domres. „Neun Monate vor der Landtagswahl und einer neuen Regierungsbildung inklusive möglicher neuer Ministeriumsstrukturen geht man so nicht mit Mitarbeitenden um“, sagte Domres. „Statt sich um Fragen wie Stellenbesetzungen, die Umsetzung der Forstreform, das Waldgesetz, den Waldumbau oder die Klimaanpassung zu kümmern, bringt so eine Strukturveränderung nur wieder Unruhe und Verunsicherung mit sich.“ Auch die Kommunikation mit den relevanten Akteuren „lässt aus meiner Sicht zu wünschen übrig“.

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