zum Hauptinhalt
Besonders die Eichen und Buchen landen in Brandenburg. (Symbolbild)

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Erholung, aber keine Entwarnung: Brandenburgs Bäumen geht es weiter schlecht

Der Zustand von Brandenburgs Wäldern hat sich verbessert. Entwarnung gibt es deswegen aber nicht. Die Bäume leiden weiterhin.

In den Baumkronen findet sich trockenes Reisig. Die Nadeln sind braun, die Blätter vergilbt. Brandenburgs Wäldern geht es weiterhin schlecht. „Wir sehen eine leichte Entspannung, aber keine grundlegende Besserung“, sagte Umweltminister Axel Vogel (Bündnis 90/Die Grünen), als er am Montag in der Potsdamer Staatskanzlei den diesjährigen Waldzustandsbericht vorstellte. Dafür haben Mitarbeiter des Landesforstbetriebs und von Fremdfirmen den Zustand von 6.624 „Probebäumen“ nach einem bundeseinheitlichen Verfahren begutachtet.

„In diesem Jahr hat die günstige Witterung dem Wald etwas Erholung verschafft“, sagte Vogel. „Der Waldzustand in Brandenburg hat sich entgegen dem allgemeinen Trend verbessern können.“ So wurde bei 25 Prozent der Bäume gar kein Schaden festgestellt, das waren 18 Prozent mehr als noch 2022. Der Anteil der Bäume mit deutlichen Schäden ging marginal zurück: Er betrug in diesem Jahr nur noch 16 Prozent. Das waren vier Prozent weniger als im Vorjahr.

Bezogen auf die Baumarten gab es freilich deutliche Unterschiede: Besonders die Kiefern konnten sich erholen. Während 2022 nur fünf Prozent aller Kiefern keinerlei Schäden zeigten, waren das 2023 schon wieder 30 Prozent. Katastrophal ist die Situation dagegen weiterhin bei Eichen und Buchen: Nur elf Prozent aller Eichen und sechs Prozent aller Buchen waren ohne Schäden. „Über ein Drittel der Eichen- und Buchenwälder weisen deutliche Schäden auf“, sagte Vogel.

Die Ursachen dieser Misere sind bekannt: Jedes Jahr im Dezember, wenn der neue Waldzustandsbericht vorgelegt wird, werden sie gebetsmühlenartig wiederholt. In Brandenburgs Wäldern lebt zu viel Wild, das schadet der Naturverjüngung, also dem natürlichen Nachwachsen junger Bäume. Und vor allem die Klein- und Privatwaldbesitzer beteiligen sich nur unzureichend am Waldumbau, also der Schaffung waldbrandresistenterer Mischwälder statt der derzeitigen Kiefermonokulturen.

Es ist das Reh, das unsere Wälder von unten auffrisst.

Michael Luthardt, Landesvorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW)

Minister Vogel setzt deswegen weiterhin auf eine Novelle des Jagdgesetzes. Dafür habe er erfolgreiche Gespräche geführt, sagte der Minister am Montag. Strittig sei Vogel zufolge weiter die Frage, ob auch der Wolf ins Jagdrecht aufgenommen werden soll. Bislang war diese Novelle auch am Widerstand der Jäger gescheitert.

Unterstützung gab es dagegen von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW): „Es ist das Reh, das unsere Wälder von unten auffrisst“, sagte deren Landesvorsitzender, der frühere Landtagsabgeordnete der Grünen, Michael Luthardt. „Wir wollen die Rehe nicht alle ausrotten, aber wir müssen zu einer drastischen Reduzierung des Bestands kommen.“ Es sei „das Geld der Waldbesitzenden, was da aufgefressen wird.“ In Verbindung mit Folgen des Klimawandels sei das eine teuflische Kombination.

Für den Waldumbau dagegen wurden 2023 in Brandenburg 7,2 Millionen Euro an Fördergeldern ausgegeben. 650 Förderanträge wurden bewilligt. Doch das ist noch immer viel zu wenig: Im Frühjahr hatte der Prignitzer Linken-Abgeordnete Thomas Domres im Landtag vorgerechnet, dass man beim derzeitigen Tempo für den Waldumbau 250 Jahre benötigen werde. Mit ihrer Forderung nach einem „Aktionsplan Waldumbau“ scheiterte die Linke indes im Landesparlament.

Doch auch die Einwohner der Bundeshauptstadt schädigen den Brandenburger Wald: Erstmals nämlich enthielt der Waldzustandsbericht auch eine Erhebung darüber, was an illegalen Abfällen aus den märkischen Wäldern geholt werden musste. Im vergangenen Jahr waren es mehr als 6000 Kubikmeter Müll, die vor allem im Berliner Umland in den Wäldern lagen.

„Darunter waren auch gefährliche Stoffe, wie Asbest, Dachpappe und Dämmstoffe“, sagte Vogel. Bei Regen würden die Schadstoffe aus diesen Materialien ausgewaschen und landeten dann im Waldboden. „Die Verursacher müssen mit empfindlichen Strafen rechnen“, sagte Vogel. „Das gilt aber natürlich nur, wenn sie auch erwischt werden.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
false
showPaywallPiano:
false