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Einer der beiden Angeklagten (l) kommt vor Beginn der Hauptverhandlung in den Gerichtssaal 8 des Potsdamer Landgerichts.

© dpa/Soeren Stache

Update

Mord-Prozess in Potsdam: Brandenburger Lehrerin auf A9 erschossen – Ex-Freund und mutmaßlicher Komplize streiten Tatbeteiligung ab

Ein Auftragsmord auf der Autobahn? Nach dem gewaltsamen Tod der Lehrerin Carolin G. aus Potsdam-Mittelmark im Mai 2023 müssen sich seit Montag ihr Ex-Partner und dessen Schulfreund vor Gericht verantworten.

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Unter hohen Sicherheitsauflagen hat am Montag eines der aufwändigsten und kompliziertesten Gerichtsverfahren in Brandenburg seit Jahren begonnen. Vor dem Landgericht Potsdam müssen sich zwei 42-jährige Männer wegen gemeinschaftlichen Mordes an der Lehrerin Carolin G. aus Potsdam-Mittelmark verantworten.

Der Angeklagte Björn R. bestritt vor Gericht eine Tatbeteiligung. „Ich hätte niemals die Mutter meines Kindes umgebracht oder umbringen lassen.“ Die Staatsanwaltschaft wirft ihm in der Anklage vor, seinen Schulfreund Benjamin K. angestiftet zu haben, seine Ex-Freundin zu töten. Motiv soll ein juristischer Streit um das Aufenthaltsbestimmungsrecht für den gemeinsamen Sohn gewesen sein, wie Staatsanwältin Maria Stiller in der Verlesung der Anklageschrift ausführte. Der mutmaßliche Komplize wies ebenfalls eine Beteiligung am Tod der Frau zurück.

Benjamin K. räumte ein, die Ex-Partnerin seines Bekannten in dessen Auftrag mit Blick auf das Kind ausspioniert zu haben und das Fahrzeug, das die Frau vor dem Mord auf der Autobahn abgedrängt haben soll, später verbrannt zu haben. Zur Tatzeit habe er geschlafen. Er bekam allerdings mit, wie der Streit zwischen seinem Schulfreund und der Ex-Freundin größer wurde. Er habe ihm die Tat aber nicht zugetraut. „Ich konnte nicht glauben, was passiert war.“

Hintergrund der Bluttat soll ein Sorgerechtsstreit sein

Björn R. und Benjamin K. wird vorgeworfen, auf der Autobahn 9 zwischen Brück und Beelitz die ehemalige Lebensgefährtin des Angeklagten R. heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen mittels einer Schusswaffe ermordet zu haben. Der Prozess stößt auf großes öffentliches Interesse. Vor der ersten Sicherheitsschleuse bildete sich gegen 8.30 Uhr eine lange Schlange. Der Verhandlungssaal hat nur 28 Zuschauerplätze, davon sind elf akkreditierten Journalisten vorbehalten. Nach einer halbstündigen Verspätung begann der Prozess um 9.30 Uhr.

Die beiden angeklagten Männer waren im Juli im schleswig-holsteinischen Glückstadt und auf dem Rasthof „Börde Süd“ in Sachsen-Anhalt gefasst worden. Sie kamen in Untersuchungshaft. In einem Fall gehe es um dringenden Mordverdacht, in dem anderen um den Verdacht der Anstiftung zum Mord, so die Staatsanwaltschaft Potsdam, die beim Prozess von Maria Stiller vertreten wird. Sie war auch Anklägerin im Prozess gegen die frühere Oberlin-Pflegekraft Ines R., die im April 2021 im Babelsberger Thusnelda-von-Saldnern- Haus vier Bewohner mit Behinderung ermordete.

25 Prozesstage, mehr als 160 Zeugen

Die 40-jährige Carolin G. war Lehrerin in Brück (Potsdam-Mittelmark). Am 10. Mai hatte die Polizei auf der Autobahn A9 zwischen den Anschlussstellen Beelitz und Brück in einem abgestellten Auto mit Unfallspuren die Tote entdeckt. Die Ermittlungen erwiesen sich zunächst als außerordentlich schwierig. Auch der Prozess, sagen Juristen, wird nicht einfach. 25 Prozesstage bis in den Mai hinein sind angesetzt, mehr als 160 Zeugen sollen gehört werden. Angehörige des Opfers treten als Nebenkläger auf.

Prominente Verteidiger

Am ersten Prozesstag am Montag sollen nach Verlesung der Anklageschrift vier Polizisten und ein Notarzt als Zeugen gehört werden. Die beiden Angeklagten werden von prominenten Anwälten vertreten. Björn R. wird unter anderem von Axel Weimann verteidigt. Der Berliner war der Verteidiger von Mario K. im spektakulären Maskenmann-Prozess um eine Entführung am Storkower See. Benjamin K. hat sich unter anderen den bekannten Potsdamer Strafverteidiger Matthias Schöneburg als Anwalt genommen.

Geleitet wird der Prozess vor der 1. Großen Strafkammer von Bodo Wermelskirchen, seit 2022 als Nachfolger von Theodor Horstkötter Vorsitzender Richter. (mit dpa)

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