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ARCHIV - 18.09.2019, Mecklenburg-Vorpommern, Malchin: Unkraut wächst zwischen den Gleisen auf dem Gelände eines Bahnhofs. Die Bundesländer haben zunehmend erkannt, dass mit der Reaktivierung alter Bahnstrecken Millionen Menschen ans Schienennetz angeschlossen werden könnten. Bei der Umsetzung hakt es aus Sicht zweier Branchenverbände aber weiter. (zu dpa: «Verbände: Länder haben Streckenreaktivierung stärker auf dem Schirm») Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Jens Büttner

Mobilität in Brandenburg: Vorerst keine Züge zwischen Templin und Joachimsthal

Auf der Regionalbahnlinie RB 63 wird es vorerst keinen Zugverkehr geben, hat der Brandenburger Landtag beschlossen. Ein von den Kommunen vorgelegten Gutachten wurde als mangelhaft zurückgewiesen.

Brandenburgs Landtag hat sich gegen eine Wiederaufnahme des Zugbetriebs auf der Regionalbahnlinie RB 63 zwischen Joachimsthal und Templin bereits zum nächsten Fahrplanwechsel ausgesprochen. Einem entsprechenden Antrag von BVB/Freie Wähler stimmten am Mittwochabend lediglich die ebenfalls in der Opposition befindlichen Linken zu. SPD, CDU, Grüne und AfD lehnten ihn ab.

Zuvor hatte der Gruppensprecher der Freien Wähler, Péter Vida, auf eine von den Anwohnerkommunen in Auftrag gegebene, positive Kosten-Nutzen-Untersuchung verwiesen, die der Strecke allerdings einen Investitionsbedarf von 32 Millionen Euro attestiert. „Die Kommunen beweisen mehr Willen als das Parlament“, sagte Vida. „Die Reaktivierung nutzt den Menschen, nutzt der Region.“ Bei einem Protesttag in Ringenwalde am vergangenen Wochenende habe sich gezeigt, dass es die Forderung der Menschen, die in der Region lebten, sei, Schienenverkehre wieder zu bestellen.

Marode Infrastruktur

Hingegen betonte der SPD-Abgeordnete Sebastian Rüter, die Jahre gekommene Infrastruktur der Strecke verhindere ein attraktives Angebot. „Es geht nicht um das Wollen, sondern um die Sicherheit der Fahrgäste“, sagte Rüter. „Nur mit einer ausgebauten Infrastruktur ist eine Beschleunigung möglich.“ Und auch die Lychener Grünen-Abgeordnete Carla Kniestedt betonte, dass ein Betrieb auf der maroden Infrastruktur keinen Sinn mache. Eine Investition in die Strecke würde sich aber lohnen und Sinn machen. Sie hoffe, dass das Potsdamer Infrastrukturministerium dieses Thema schnell angehe.

Doch es war Infrastrukturminister Rainer Genilke (CDU), der in einer von vielen Beobachtern als arrogant empfundenen Rede deutlich machte, dass von einer schnellen Wiederinbetriebnahme der Strecke nicht die Rede sein kann. „Wenn das Gutachten so eingereicht wird, wie die Kommunen es erstellen ließen, ist die Strecke tot.“ In dem Gutachten der Kommunen sei der Schienengüterverkehr mit eingerechnet worden – „das ist nicht statthaft“, so Genilke.

Sollte das Ministerium freilich bei dieser Auffassung bleiben, dürfte auch eine Reaktivierung der Prignitzer Strecken RB73/RB74 in die Ferne rücken: Denn auch hier wird mit der Bedeutung der Verbindung für den Güterverkehr argumentiert. In der Uckermark sei ferner das touristische Potenzial der Strecken wesentlich zu hoch angesetzt und die Verkehrsbeziehungen nicht nachvollziehbar dargestellt worden. „Wir sind gut beraten, dass solche Gutachten die machen, die es können“, so Genilke. An das Thema müssten nun „die Profis“ aus dem Ministerium ran.

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