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Rentier Forest lebt auf der Elch- und Rentierfarm Golz in der Uckermark.

© Elch- und Rentierfarm Golz

Elch- und Rentierfarm, Zoo, Wildpark: Auf der Suche nach Brandenburgs Rentier Rudolph

Rentier Rudolph ist Kult zu Weihnachten. Auch in Brandenburg leben Rentiere und Elche und können an den Feiertagen besucht werden.

Brandenburgs Rudolph heißt Forest. Er ist ein kräftiger Rentierbulle, 300 Kilogramm schwer, und grast mit fünf anderen Rentieren auf Wiesen in der Uckermark. Rentiere, die in vielen Geschichten als Gehilfen des Weihnachtsmanns auftauchen, leben nicht nur im skandinavischen Lappland. Seit 1999 gibt es Rentiere auch im Norden Brandenburgs, auf der Elch- und Rentierfarm von Thomas Golz in Kleptow. Und nicht nur dort: im Zoo Eberswalde leben sechs Rentiere, im Wildpark Schorfheide deren Artgenossen, drei Elche.

Sechs Rentiere in der Uckermark

Rentier Forest hat keine rote Nase wie in dem populären Kinderfilm, und dennoch ist er eine Besonderheit. Forest ist ein Karibu, der nordamerikanische, größere Vertreter des Rentiers, und ist der Letzte seiner Art in Europa, erzählt Thomas Golz mit Stolz. „Wir kreuzen ihn mit unseren Rentieren, damit unsere Nachzucht größer wird.“ Der 57-Jährige hat sich auf die Rentier- und Elchzucht spezialisiert. Viele Rentiere und Elche, die in den deutschen Zoos, Tierparks und Wildparks leben, hat er kennengelernt. Als Züchter oder als Tiertransporteur.

Thomas Golz züchtet Rentiere und Elche in der Uckermark.
Thomas Golz züchtet Rentiere und Elche in der Uckermark.

© Elch- und Rentierfarm Golz

„Rentiere zu verkaufen“, steht noch auf seiner Website. Bis vor sieben Jahren, bis zum Ausbruch der CWD-Krankheit und dem EU-Einfuhrverbot, hat Thomas Golz Rentiere und Elche von Skandinaviern durch halb Europa gefahren. Manche Rentiere vermittelte er bis nach Portugal, Bulgarien oder Rumänien.

Er selbst hatte seine ersten zwei Rentiere 1999 aus Norwegen bekommen, später fand er verlässliche Partner in Schweden und kutschierte sogar einmal Elche in die andere Richtung: von München nach Lappland. „Ein Freund wollte dort eine Elchfarm aufbauen und hatte keine Elche bekommen“, erzählt der Landwirt, der als zweites Standbein Rotwild und Bisons für die Fleischproduktion hält.

In Kleptow leben in dem 50 Hektar großen Wildgehege insgesamt 140 Tiere, vor allem Rothirsche, Wapitis und Bisons, aber auch sechs Rentiere sowie neun Elche. Der verrückteste von ihnen ist wohl Oskar. „Oskar ist unser Knutschelch“, sagt Thomas Golz. Wenn der Farmleiter mit Gästen eine Safaritour durch das Wildgehege unternimmt, kommen die Jungelche und Oskar neugierig zum Wagen. Mutige Gäste, vor allem Frauen, lassen sich von Oskar eine Banane aus dem Mund klauen. „Das sieht aus wie ein Knutscher. Pro Saison knutscht Oskar 120 Leute ab“, sagt Thomas Golz. Aktuell ist, vom Weihnachtsmarkt am dritten Adventswochenende abgesehen, allerdings Winterpause.

Auf der Elch- und Rentierfarm knutschen manche Elche mit den Gästen.
Auf der Elch- und Rentierfarm knutschen manche Elche mit den Gästen.

© Elch- und Rentierfarm Golz

Elche im Wildpark Schorfheide beobachten

Im Wildpark Schorfheide, eine Stunde nordöstlich von Berlin, können Besucherinnen und Besucher ganzjährig und auch an den Weihnachtsfeiertagen Elche beobachten. „Ich kann vor dem Frühstück schon Elche gucken“, schwärmt Imke Heyter von ihrem Arbeitsplatz. Sie leitet seit 17 Jahren den Wildpark, den ihr Vater 1996 eröffnet hatte. Auf insgesamt 100 Hektar leben hier heimische Wildtiere wie Wolf, Luchs und Fischotter sowie alte Haustierrassen wie Wollschweine und das rauhwollige pommersche Landschaf. Sowie die drei Elche Anton, Marlies und die im Juni geborene Wilma.

Elchkuh Marlies und Elchkalb Wilma im Wildpark Schorfheide.
Elchkuh Marlies und Elchkalb Wilma im Wildpark Schorfheide.

© Wildpark Schorfheide

Im Wildpark will Imke Heyter Umweltbildung ermöglichen, vor allem zu den Rückkehrern Wolf, Wisent und Elch. „Der Elch ist ursprünglich ein heimisches Tier“, sagt die Parkleiterin. Seit dem Jagdverbot in Polen erholt sich die dortige Population, mehrfach wurden Elche auch wieder in Brandenburg gesichtet.

Imke Heyter leitet den Wildpark Schorfheide.
Imke Heyter leitet den Wildpark Schorfheide.

© Wildpark Schorfheide

„In der freien Wildbahn sind die Tiere schwer zu beobachten“, sagt Imke Heyter. Aber auch im Wildpark Schorfheide müssen Gäste Geduld und Zeit mitbringen, um die drei Elche auf den 17 Hektar zwischen Sumpf, Schilf und Wald zu finden. „Der Winter ist eine gute Jahreszeit, um Tiere zu beobachten“, sagt die Parkleiterin. Im Winterfell sehen viele imposanter aus, durch die kahle Vegetation sind sie leichter zu finden.

Die Rentiere im Zoo Eberswalde

Schneller entdecken lassen sich die Rentiere im Zoo Eberwalde. Das Gehege der sechs Tiere ist deutlich kleiner, aber dennoch groß genug für den Bewegungsdrang der Rentiere, sagt Zoodirektorin Paulina Ostrowska. Gibt es hier einen Rudolph? Rudolph müsste ein großes, starkes Rentier mit großem Geweih sein, sagt Ostrowska, doch leben im Zoo derzeit nur zwei männliche Jungtiere, die noch kleine Spießer statt stattlichem Geweih tragen.

Weihnachtliche Bescherung im Rentiergehege im Zoo Eberswalde.
Weihnachtliche Bescherung im Rentiergehege im Zoo Eberswalde.

© Zoo Eberswalde/ Kießling

„Es dauert noch ein bis eineinhalb Jahre, bis sie zum Rudolph werden“, scherzt die Zoodirektion ergänzt: „Rentiere sind die einzige Hirschart, bei der auch Weibchen ein Geweih tragen.“ So können die Kühe im Winter die Futterplätze besser verteidigen.

Zoodirektorin Paulina Ostrowska.
Zoodirektorin Paulina Ostrowska.

© dpa/Patrick Pleul

Am Gehege erzählen Eltern ihren Kindern nicht selten, dass die Rentiere in Eberswalde den Sommer verbringen, bevor sie den Schlitten ziehen, berichtet Paulina Ostrowska. Bei der weihnachtlichen Rentierfütterung am dritten Advent war der Andrang groß, als die Tiere eine mit Möhren- und Pastinaken-Lametta geschmückte Tanne bekamen. Normalerweise werden sie mit Pellets, Heu sowie mineralstoffreichem Rentiermoos gefüttert, das der Zoo getrocknet als Skandinavien importiert.

Verrückte Anfragen zu Rentieren an Weihnachten

Die Rentiere auf der Elch- und Rentierfarm in der Uckermark bekommen kein Rentiermoos. „Wir ernähren sie das ganze Jahr von der Wiese, denn sie fressen in freier Wildbahn Gras. Das Moor steht den Tieren erst ab Oktober zur Verfügung. Sie graben es im Winter unter dem Schnee hervor“, sagt Thomas Golz. Zusätzlich bekommen sie und die Elche, mit denen sie sich zwölf Hektar teilen, Kraftfutter aus Schweden, Weide, Heusilage, Möhren, Äpfel, Kartoffeln und Mais sowie gelegentlich eine Banane als Belohnung.

Früher hatte Golz Rentiere gezähmt, sodass sie Schlitten zogen oder ihn auf Märkte begleiteten. „Rentiere sind wilde Tiere, man muss sie trainieren“, sagt er. Daher schüttelt er über viele Anfragen, gerade zur Weihnachtszeit, den Kopf. Ein älterer Herr wollte ein Rentier für seinen Enkel in den Vorgarten stellen, ein anderer wollte als Weihnachtsmann verkleidet mit Rentier vors Kaufhaus, ein Dritter wollte ein Tier vor Weihnachten kaufen und anschließend zurückgeben. „Das kommt nicht infrage. Elche und Rentiere geben wir nicht an Privatleute ab“, betont Thomas Golz.

Gibt es nochmal einen Rudolph?

Der Farmleiter erinnert an ein gezähmtes Rentier: „Wir hatten einen Rudolph, das war ein richtiger Schlittenrenni.“ In einer Folge der ARD-Serie „Tierärztin Dr. Mertens“ zieht er den Schlitten. Auch war Rudolph in einer Frank Elstner TV-Show zu Gast. „Es wird bestimmt einmal wieder einen Rudolph geben“, sagt Thomas Golz. „Ich muss nur jemanden haben, der das Tier jeden Tag trainiert.“

Auch im Zoo Eberswalde könnten es künftig einen Rudolph geben. Noch haben die Jungtiere keinen Namen. „Ich lasse meinen Kollegen freie Wahl. Vielleicht ist ein Rudolph dabei“, sagt Zoodirektorin Paulina Ostrowska. In der Vergangenheit hieß eins ihrer Rentiere Rudolph.   

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