zum Hauptinhalt
ARCHIV - 20.08.2023, Brandenburg, Burg: Das Wort «Rücksicht» steht auf einem Transparent vor der Grund- und Oberschule im Spreewaldort Burg.       (zu dpa «Schule fordert nach rechtsextremen Vorfällen mehr Zivilcourage») Foto: Patrick Pleul/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Patrick Pleul

Brandbrief deckte rechtsextreme Vorfälle auf: Behörden haben Brandenburger Schule in Burg weiter im Blick

Rechtsextreme Vorfälle an der Schule im Spreewald sorgten im vergangenen Jahr bundesweit für Schlagzeilen. Seit August geht ein neuer Schulleiter den Vorkommnissen auf den Grund.

Der Direktor der Schule in Burg im Spreewald sieht mit Blick auf rechtsextreme Vorfälle im vergangenen Jahr noch viel Arbeit in der Einrichtung. „Nach meinem bisherigen Eindruck haben wir in jeder Klasse circa zehn Prozent Schülerinnen und Schüler, die demokratiefeindliche Gesinnungen pflegen“, sagte Markus Mandel der Wochenzeitung „Die Zeit“ (Donnerstagsausgabe).

Das belege auch die Studie „Jugend in Brandenburg“ der Universität Potsdam. Die Analyse, für die auch 75 Schülerinnen und Schüler aus der Burger Schule befragt wurden, habe gezeigt, dass Kinder und Jugendliche mit rechtsextremen Einstellungen dort häufiger vertreten gewesen seien, als im Durchschnitt Brandenburgs, erklärte der Schuldirektor.

Mandel leitet die Schule seit letztem Sommer, nachdem die damalige Schulleiterin die Grund- und Oberschule auf eigenen Wunsch verlassen hat. Die Einrichtung hatte im vergangenen Jahr nach einem zunächst anonymen Brandbrief zweier Lehrkräfte über Monate für Schlagzeilen gesorgt. Die Lehrerin und der Lehrer hatten im April geschildert, wie sie an der Schule in Burg täglich mit Rechtsextremismus, Sexismus und Homophobie konfrontiert seien. Sie wurden danach von rechts angefeindet und verließen schließlich die Schule zum Sommer.

„Eine Art friedliche Koexistenz“ zwischen verfeindeten Lehrkräften

Mandel beschrieb, dass er das Lehrerkollegium zu seinem Start an der Schule zum Teil stark zerstritten vorgefunden hätte. Und in einigen Klassen hätten sich Lager zwischen linken und rechten Anschauungen gebildet, so dass dort kaum noch unterrichtet werden konnte.

Die verfeindeten Lehrkräfte hätten inzwischen „eine Art friedliche Koexistenz“ vereinbart, die Spannungen seien weniger geworden, schätzte der Schulleiter ein, der von einer „befriedeten“ Einrichtung spricht. In vielen Klassen gelinge es, wieder miteinander zu reden.

Demokratiekonzept für die Schule wird erarbeitet

Wie sehr rassistische und rechtsextreme Meinungen in der Schülerschaft wirklich vertreten sind, wie lange es diese Tendenzen an der Schule schon gebe und warum darauf nur unzureichend reagiert wurde - dazu verschafft sich der Direktor nach eigener Aussage gerade einen Überblick. Zudem werde ein Demokratiekonzept für die Schule erarbeitet. Es solle dafür sorgen, dass die politische Bildung fächerübergreifend einen größeren Stellenwert bekomme, so Mandel.

Erste Aktionen dazu wurden dazu bereits angestoßen. So hätten im September alle zehnten Klassen die Gedenkstätte des KZ-Außenlagers Lieberose, Jamlitz, besucht. Sechst- und Siebtklässler hätten mit einem schwarzen Rapper einen Song erarbeitet, beschrieb der Schulleiter. Überdies sei ein Seminar mit einer Aussteiger-Initiative aus der rechten Szene durchgeführt worden. Mit den neunten Klassen sei in diesem Jahr eine Fahrt ins Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz geplant.

Die Behörden haben die Schule weiter im Blick. „Wir wissen seit ein paar Tagen, dass das Schulamt die Schule im neuen Jahr auf den Kopf stellen wird“, sagte Mandel. „Alles, was wir hier machen, wird einer Bewertung unterzogen.“ Das werde nicht nur angenehm fürs Kollegium. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false