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Ein US-Soldat verlädt Munition für die Ukraine.

© AFP

Tag 137 des Ukraine-Kriegs: Wem gehen zuerst die Waffen aus – Russland oder der Nato?

USA haben ein Drittel ihrer Himars-Raketen an die Ukraine abgegeben, Putin erleichtert Einbürgerung, Lindner schreibt Brandbrief. Der Überblick am Abend.

Zwei Wochen nur würde die gesamte US-Jahresproduktion an Artillerie-Munition für einen Konflikt mit Russland reichen. Die Lager in Großbritannien wären schon nach acht Tagen erschöpft. Schon jetzt haben die USA ein Drittel ihrer Himars-Raketen an die Ukraine abgegeben. Diese Zahlen (hier die Quelle in der "Financial Times") deuten auf ein bisher zu wenig diskutiertes und recherchiertes Problem hin: Wie lange der Westen die Ukraine im Krieg gegen Russland überhaupt militärisch unterstützen kann? 

Die ehrliche Antwort: Öffentlich ist nahezu nichts darüber bekannt. Und auch den Verantwortlichen in Militär und Politik könnte der Durchblick fehlen. Zwar gibt es seit Kriegsbeginn eine von den Amerikanern geleitete Verteilstelle für die Waffen- und Munitionslieferungen an die Ukraine. Das Hauptquartier ist in Stuttgart. Wo und ob ein Gesamtinventar über die westlichen Waffen- und Munitionsbestände und Produktionskapazitäten existiert, ist unklar. 

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Sicher ist, dass die Armeen in Deutschland und Frankreich jetzt schon kaum noch Material haben, das sie den Ukrainern zur Verfügung stellen können. Das Ringen um jede Panzerhaubitze aus deutschen Beständen verdeutlicht das. Mancher Experte zieht schon Parallelen zum ersten Weltkrieg, als den Briten Artilleriemunition fehlte und sie hohe Verluste zu beklagen hatten.

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All das deutet daraufhin, dass nicht nur die westlichen Verteidigungskapazitäten schnell ausgebaut werden müssen, sondern auch die Kapazitäten zur Rüstungsproduktion. Das Schlagwort der "industriellen Kriegsführung" macht in diesem Zusammenhang die Runde. 

Aber nicht nur die westlichen, auch die russischen Waffenbestände sind wohl endlich. Moskau bedient sich inzwischen schon an den reichhalten Munitions-Altbeständen in Belarus. Am Wochenende tauchte zudem das Bild eines sowjetischen T34-Panzers auf, der angeblich in Luhansk im Donbass im Einsatz ist - lokalisiert und damit bestätigt wurde das Foto bisher nicht. Das Modell (Bild unten) wurde schon im Kampf gegen die Wehrmacht eingesetzt.

WICHTIGSTEN NACHRICHTEN DES TAGES IM ÜBERBLICK

  • Im Osten der Ukraine steigen die Zahlen der verwundeten und getöteten Soldaten. Ihren Kameraden an der Front geht teils offenbar die Munition aus. Mehr hier. 
  • Chemieverband stellt Vorrang privater Haushalte bei Gasversorgung infrage: Ohne Chemie lägen 90 Prozent aller Produktionsprozesse hierzulande still, warnt VCI-Chef Kullmann – und befürchtet einen „Herzinfarkt der deutschen Wirtschaft“. Mehr hier. 
  • Russland erleichtert allen Ukrainern den Zugang zur russischen Staatsbürgerschaft. "Alle Bürger der Ukraine haben das Recht, die Staatsbürgerschaft der russischen Föderation nach einem vereinfachten Verfahren zu beantragen", hieß es in einem am Montag veröffentlichten Dekret von Präsident Wladimir Putin. Mehr in unserem Newsblog.
  • Ukrainische Armee hat rund 50.000 Soldaten verloren: Laut Oleksii Arestovich, einem Berater des ukrainischen Präsidenten Zelensjyj, starben seit dem Beginn der russischen Invasion etwa 10.000 ukrainische Soldaten. Die Zahlen stammen schon von Mitte Juni. Inzwischen liegen die Opferzahlen wohl höher. 30.000 ukrainische Soldaten sollen den Angaben nach zudem verwundet sein. Etwa 7.200 Soldaten gelten als vermisst. Sie befänden sich zum Großteil in Kriegsgefangenschaft, schreibt der ukrainische Reporter Illia Ponomarenko auf Twitter.
  • In einem Brief an Verteidigungsministerin Lambrecht und BundeskanzlerScholz fordert Finanzminister Christian Lindner eine Reform der Bundeswehr. Die bisher eingeleiteten Reformen beim Einkauf von Panzern, Kampfjets oder Sturmgewehren reichen Lindner dem Brief zufolge nicht aus. 
  • Nach mehreren tödlichen Raketenangriffen in der Donbass-Region bereitet sich die ukrainische Armee nach eigenen Angaben auf eine noch heftigere russische Offensive vor. Es gebe nach einer Pause der Angriffe russischer Bodentruppen "Hinweise" darauf, dass sich "feindliche Einheiten" darauf vorbereiteten, ihre Angriffe in Richtung der Städte Kramatorsk und Bachmut zu verstärken, erklärte der Generalstab der ukrainischen Armee am Montag.
  • Brasilien steht nach den Worten seines Präsidenten Jair Bolsonaro kurz vor einem neuen Gas-Abkommen mit Russland. Ziel sei, günstigeres Gas aus Russland zu importieren, sagte Bolsonaro, ohne Details zu nennen. 
  • Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksii Reznikov hat ein erstes Interview mit einer britischen Zeitung seit dem Beginn des Krieges gegeben. Gegenüber der Times sagt er, dass das ukrainische Militär nun angewiesen wurde, die besetzten Küstengebiete zurückzuerobern, die für die Wirtschaft des Landes lebenswichtig seien. Die Offensive im Süden der Ukraine könnte also bald beginnen.

HINTERGRUND UND ANALYSE

1. Warum sollte Putin verhandeln? Was die Gegner von Waffenlieferungen für die Ukraine nicht verstehen

2. Naht der Wendepunkt im Ukraine-Krieg? Drei Gründe, warum die Himars-Euphorie vielleicht zu früh kommt

3. Leitung Nord Stream 1 wird abgeschaltet: Die Furcht vor dem dauerhaften Gas-Stopp

4. Training mit westlichen Armeen: Das können Nato und Bundeswehr von ukrainischen Soldaten lernen

5. Die Waffen des globalen Wirtschaftskriegs: Warum nicht nur Bomben Verheerung anrichten

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