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Gesellschaft für bedrohte Völker:: Weiterhin Vergewaltigungen im Westen des Sudan

Die Zivilbevölkerung im Westen des Sudan ist noch immer roher Gewalt ausgesetzt. Die Gesellschaft für bedrohte Völker registrierte seit Juli mindestens 149 Vergewaltigungen von Frauen und Mädchen.

Zehn Jahre, nachdem der damalige US-Außenminister Colin Powell erstmals von einem Völkermord in Darfur sprach, gibt es noch immer keinen ausreichenden Schutz für die Zivilbevölkerung im Westen des Sudan. Dies resümiert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Mittwoch in Göttingen. Die Gewalt regierungsnaher Milizen in Darfur halte weiter an. Zwischen dem 1. Juli und dem 22. September 2014 habe die GfbV in den fünf Provinzen Darfurs 149 Vergewaltigungen von Frauen und Mädchen bei 73 Überfällen regierungsnaher Milizionäre registriert. 35 Opfer seien noch minderjährig gewesen. Das Land, das auch von dem Konflikt an der Grenze zwischen dem Sudan und dem seine Unabhängigkeit erklärten Südsudan in Mitleidenschaft gezogen ist, kommt nicht zur Ruhe.  

„Die tatsächliche Zahl der Gewaltverbrechen ist sicher noch viel höher“, sagte der GfbV-Afrikarefent Ulrich Delius. Doch aus Angst vor Ausgrenzung schweigen viele Frauen. „Nachdrücklich fordern wir einen besseren Schutz für sie und alle Zivilisten durch die Unamid-Friedenstruppen der Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union.“ Die meisten Frauen werden heute nicht mehr beim Feuerholzsuchen, sondern bei ihrer Beschäftigung als Landarbeiterinnen auf Großfarmen Opfer von Überfällen. Die Täter bleiben regelmäßig straflos. 

„Mit Spannung warten wir auf die Veröffentlichung eines internen Berichts der UN, in dem Vorwürfe untersucht wurden, Unamid-Soldaten hätten Übergriffe auf Zivilisten verharmlost, Berichte über Tathergänge gefälscht oder entstellt und die Zivilbevölkerung nicht ausreichend geschützt. Sollten die auch nur zum Teil bestätigt werden, dann muss dies Folgen für zukünftige UN-Friedensmissionen haben. Denn mit dem Schutz der Zivilbevölkerung beauftragte Friedenstruppen verspielen ihre Glaubwürdigkeit, wenn sie vor allem sich selbst schützen“, sagte Delius. 

Colin Powell hatte in einer Anhörung vor dem Auswärtigen Ausschuss des US-Senats am 9. September 2004 erstmals von der Möglichkeit eines Genozids in Darfur gesprochen. „Die internationale Gemeinschaft ignoriert noch heute die anhaltende Gewalt im Westen des Sudan. Weder wird eine Entwaffnung der Milizen gefordert noch ein Ende der Straflosigkeit“, sagte Delius. Obwohl nach UN-Informationen 398 550 Darfuris seit Januar 2014 fliehen mussten, gebe es heute noch weniger humanitäre Helfer als im Jahr 2013. Aufgrund von immer neuen Restriktionen habe sich die Zahl der Helfer in Darfur von 6850 auf nur noch 5540 verringert. Sie müssten 2,3 Millionen Binnenflüchtlinge in 46 offiziellen und 68 inoffiziellen Lagern betreuen. Tsp

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