zum Hauptinhalt
Außenministerin Annalena Baerbock beim G7-Treffen am 4. November 2022.

© Foto: AFP/Bernd Lauter

Update

Klimakonferenz COP27 eröffnet: Baerbock sieht Menschheit „auf Abgrund zusteuern“

Die Welt besitze „alle nötigen Instrumente, um die Klimakrise zu begrenzen“. Andere Politiker und Forscher zeigen sich vor der Konferenz pessimistisch.

| Update:

Überschattet von mehreren Krisen unter anderem bei Energie und Ernährung ist die Weltklimakonferenz COP27 in Ägypten eröffnet worden. Die diesjährige Konferenz sei Teil einer 30 Jahre langen Reise seit Unterzeichnung der Klimarahmenkonvention 1992, sagte der Präsident der COP27, Ägyptens Außenminister Samih Schukri, beim Auftakt im Badeort Scharm el Scheich am Sonntag.

Aus den zerstörerischen Klimaereignissen in Pakistan, Afrika, Teilen Europas und Amerika müssten Lehren gezogen werden. Mit Blick auf die Klimaverhandlungen sagte Schukri: „Bei Nullsummenspielen wird es keine Gewinner geben.“

„Niemand kann auf dieser Reise nur Passagier sein. Dies ist ein Signal, dass sich die Zeiten geändert haben“, sagte UN-Klimachef Simon Stiell. „Das Herz der Umsetzung ist, dass jeder, überall auf der Welt, jeden Tag alles in seiner Macht stehende tut, um die Klimakrise zu bewältigen.“ Die Stimmen der Wissenschaft zum Klimawandel und seinen Folgen könnten kaum „schärfer, stärker und ernüchternder sein“, sagte der Vorsitzende des Weltklimarats (IPCC), Hoesung Lee.

Zuvor hatte der Präsident der Vorjahreskonferenz COP26 in Glasgow, Alok Sharma, das Amt an Schukri übergeben. „Ich erkenne das Ausmaß der Herausforderung, die noch vor uns liegt, vollständig an“, sagte Sharma. Ganze Regionen der Welt seien inzwischen unbewohnbar geworden und der Druck auf viele Menschen, die umsiedeln müssten, sei fast unvorstellbar. „Diese Konferenz muss sich um konkretes Handeln drehen“, forderte Sharma.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

In Scharm el Scheich am Roten Meer beraten Vertreter aus knapp 200 Staaten zwei Wochen lang darüber, wie der Kampf gegen die Erderhitzung verstärkt werden kann. Die Zeit drängt, denn die vergangenen sieben Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Die weltweiten Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase müssen Forschern zufolge schon bis 2030 um etwa die Hälfte sinken. Anders ist demnach das auf der UN-Klimakonferenz in Paris 2015 gemeinsam vereinbarte Ziel nicht zu erreichen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Nach den gegenwärtig vorgelegten Klimaschutzplänen der Staaten würden sie aber sogar weiter steigen.

Wichtiges Thema sind außerdem Finanzhilfen für ärmere Staaten - auch deshalb, weil die UN-Konferenz erstmals seit 2016 wieder auf dem afrikanischen Kontinent stattfindet. Erwartet werden schätzungsweise 40.000 Teilnehmer.

Baerbock warnt vor „verlorenem Jahr für den Klimaschutz“

Kurz vor Beginn der COP27 hatte Deutschland die Eindämmung der Erderwärmung als höchste Priorität bezeichnet. „Die Menschheit steuert auf einen Abgrund zu, auf eine Erwärmung von über 2,5 Grad, mit verheerenden Auswirkungen auf unser Leben auf dem einzigen Planeten, den wir haben“, teilte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Sonntag mit.

Trotz des russischen Angriffskriegs in der Ukraine dürfe 2022 „kein verlorenes Jahr für den Klimaschutz werden. Für viele Staaten geht es um das Überleben ihrer Bevölkerung und ihrer Kultur“, teilte Baerbock mit den Ministerien für Wirtschaft, Entwicklung und Umwelt mit.

„Für sie ist die Klimakrise weiterhin das wichtigste Sicherheitsthema, nicht Russlands Krieg in Europa“, so Baerbock. Diese Staaten würden von den reichen Ländern mehr Solidarität erwarten.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Steinmeier und Klimaforscher zeigen sich vorab resigniert

Wegen des laufenden Kriegs in Europa, aber auch wegen der damit teilweise zusammenhängenden Krisen bei Energie, Ernährung, Wirtschaft sowie wachsende Staatsschulden sind die Erwartungen an die Klimakonferenz eher gedämpft - auch im Vergleich zur COP26 vor einem Jahr in Glasgow. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bewertete die Erfolgsaussichten vorab als gering. Auch der renommierte Klimaökonom Ottmar Edenhofer und Klimaforscher Mojib Latif gaben sich vorab resigniert.

Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg, forderte vor Beginn der Konferenz die Freilassung politischer Gefangener in Ägypten. „Globale Verantwortung zu übernehmen heißt vor allem auch, Verantwortung für den Schutz von Menschenrechten zu übernehmen. Die Lage der Menschenrechte in Ägypten wird dem jedoch nicht gerecht“, kritisierte Amtsberg, wie das Auswärtige Amt in Berlin am Sonntag mitteilte.

Die Organisation Human Rights Watch sieht in Ägypten trotz wiederholter Kritik keinerlei Besserung bei den Menschenrechten. „Bei Ankunft der COP27-Teilnehmer wird klar, dass die ägyptische Regierung keine Absichten hat, ihre missbräuchlichen Sicherheitsmaßnahmen zu lockern“, sagte Adam Coogle, zuständig für Nordafrika-Themen bei der Organisation, am Sonntag. Das gelte auch für die in Ägypten stark beschnittene Rede- und Versammlungsfreiheit. Bei der COP27 sind Proteste nur zu bestimmten Zeiten und in einer speziell eingerichteten Zone erlaubt.

Deutschland und USA nehmen teil, China und Indien fehlen

Ab Montag werden am Roten Meer dann rund 100 Staats- und Regierungschefs erwartet, darunter auch Bundeskanzler Olaf Scholz und US-Präsident Joe Biden.

Der neue britische Premierminister Rishi Sunak hatte sich erst kurzfristig zur Teilnahme entschlossen. Laut vorab verbreiteten Auszügen einer für Montag geplanten Rede will Sunak davor warnen, hinter die Zusagen der letztjährigen Konferenz in Glasgow zurückzufallen. Sein eigenes Land will der konservative Politiker demnach zur „Superpower der grünen Energie“ machen.

Mit Chinas Staatschef Xi Jinping und Indiens Premierminister Narendra Modi, deren Länder mit den USA zu den größten CO2-Emittenten zählen, werden zwei der wichtigsten Spitzenfiguren bei der Konferenz aber fehlen. Auch Russlands Präsident Wladimir Putin nimmt nicht daran teil. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false