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Die Ärmel aufgekrempelt: Vitali Klitschko, Kiews Bürgermeister.

© Sergei Supinsky,AFP

Update

Vor Wahlen in der Ukraine: Witali Klitschko mit Coronavirus infiziert

Der frühere Boxweltmeister will an diesem Wahlsonntag als Bürgermeister von Kiew wiedergewählt werden. Dabei geht es um mehr als ein Amt.

Es gibt schlechte Nachrichten unmittelbar vor der Bürgermeisterwahl in Kiew. Ex-Boxweltmeister Vitali Klitschko hat sich vor seiner möglichen Wiederwahl als Bürgermeister in der Hauptstadt Kiew mit dem Coronavirus angesteckt.

Das teilte der 49-Jährige am Samstagabend in mehreren sozialen Netzwerken mit. „Freunde! Das Coronavirus hat im unpassendsten Moment zugeschlagen“, meinte er mit Blick auf den Wahlsonntag. „Ich fühle mich gut.“ Er habe zwar versucht, sich zu schützen, aber die Arbeit als Bürgermeister in Pandemie-Zeiten bedeute auch ein ständiges Risiko. Er sei regelmäßig getestet worden und werde nun aus der Selbstisolation weiter arbeiten, teilte Klitschko mit.

Der frühere Boxweltmeister will an diesem Sonntag seine Position an der Spitze der ukrainischen Hauptstadt verteidigen. Die steigende Zahl der Corona-Infizierten ist besorgniserregend, aber sie gibt ihm Gelegenheit, sich als fürsorgender Politiker zu präsentieren. Klitschko hat eine zusätzliche Partie Masken und Desinfektionsmittel an die Wahllokale ausgeben lassen. Die Bürger sollen nicht aus Angst vor einer Ansteckung zu Hause bleiben.

Es geht um mehr als das Bürgermeisteramt. Kiew ist die größte und die reichste Stadt des Landes. Wer die Stadt führt, ist einer der mächtigsten Politiker des Landes. Er steht faktisch an Position drei der Hierarchie, nach dem Präsidenten und dem Regierungschef. In Kiew hat sich das politische Schicksal des Landes seit der Unabhängigkeit schon mehrmals entschieden, zuletzt bei den Maidan-Protesten vor sechs Jahren. Klitschko ist seither Bürgermeister von Kiew.

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Der 49-Jährige will die Wahl dieses Mal sogar in der ersten Runde entscheiden, er kämpft um die absolute Mehrheit. Das Ergebnis ist kaum erreichbar, wenn man Umfragen traut, aber unmöglich ist es nicht. Klitschko braucht dafür eine hohe Beteiligung, seine Mannschaft muss die Bürger an die Urnen bringen. Deshalb die den Masken und das Desinfektionsmittel.

Selenski hat mehrfach versucht, Klitschko aus dem Amt zu drängen

Sollte Klitschko solch ein Sieg gelingen, wäre das wie ein Referendum gegen den Präsidenten Wolodymyr Selenski. Davon ist jedenfalls sein Team überzeugt. Der entscheidende Gegner sind nicht die Politiker, die jetzt gegen ihn Antreten. Sein Gegner ist das Staatsoberhaupt. Seit Selenski sein Amt antrat, führt er eine Kampagne gegen den bekanntesten Ukrainer weltweit.

Dessen Makel: Klitschko ist Teil eines Systems, das der Präsident zu beenden versprach. Eines Systems, in dem sich seit der Erlangung der Unabhängigkeit vor fast 30 Jahren verschiedene Oligarchengruppen an der Macht abwechselten, ein echter Reformprozess am Ende aber immer wieder auf der Strecke blieb.

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Selenski hat schon mehrere Anläufe unternommen, Klitschko aus dem Amt zu drängen. Doch der genießt Vertrauen bei den Bewohnern der Hauptstadt. Viel mehr als die anderen Kandidaten, die nur eine Chance hätten, wenn sie gegen ihn alle an einem Strang ziehen würden. Seine Kritiker meinen, Klitschkos Verdienste seien nicht viel mehr als PR, wie die gläserne Brücke im Stadtzentrum oder die angestrahlten Springbrunnen.

Vor allem muss sich Klitschko nachsagen lassen, die Korruption nicht im Griff zu haben.

Die Plakate zeigen ihn jedoch, wie er die Ärmel hochkrempelt. Er ist präsent – in den sozialen Netzwerken und vor allem auf den Straßen. Auch zu Fuß und mit dem Fahrrand. Klitschko hat die Stadt bisher recht gut durch die Pandemie gebracht, indem er den harten Kurs nachvollzog, den er bei den Bürgermeister italienischer Städte sah. Corona half Klitschko, sich als Macher zu präsentieren. Bis zum letzten Tag vor der Abstimmung.

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