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Benjamin Netanjahu, Ministerpräsident von Israel, auf dem Weg zu einem Treffen mit seinen nationalistischen Verbündeten und den Mitgliedern der Partei Likud.

© dpa

Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

Mit Putin Schach spielen, Hand aufs Herz legen, über Netanjahu wundern? Die Antworten des Kolumnisten auf die Fragen der Woche.

Welche Formulierung trifft zu: a) Putin trifft Erdogan in Moskau oder b) Putin zitiert Erdogan nach Moskau?

Da traf ein Hilfsschüler auf einen Schach-Großmeister. Putin ist Garry Kasparow plus Machiavelli. Er gibt in Syrien den scheinbar ehrlichen Makler und ist zugleich der Hauptschurke, der es Assad ermöglicht, Syrien in einen blutgetränkten Totenacker zu verwandeln. Mit Putin und seiner Luftwaffe will sich der Zwerg-Sultan anlegen? Dessen Vormachtambitionen mit seinem Privatkrieg gegen die Kurden stören? Russland reizen und die EU erpressen ist kein Ausweis von Intelligenz. Dieser Mann ist ein Unglück für sein verarmendes Land, Europa und Nato.

Hand aufs Herz: Soll Deutschland Flüchtlinge aus der Türkei und Griechenland aufnehmen?

Eine begrenzte Anzahl wird es schon aufnehmen. Aber „Hand aufs Herz“ gilt vor allem für jene, die auf der Kirchturmspitze der Moral für offene Grenzen plädieren. Sie kennen doch das Ergebnis von 2015/16: den Aufwuchs der fremdenfeindlichen Rechten, die an der liberalen Demokratie rüttelt – und zwar nicht nur in Deutschland. Eine verantwortungsgeleitete Moral muss mit Wertekonflikten fertigwerden. Ein Staat, der die Einwanderung nicht kontrolliert, verliert die Herrschaft über seine Grenzen und dient sich den Rattenfängern als Beute an.

Vorwahlkampf in den USA: Da waren’s nur noch zwei. Ist WmdW so erleichtert wie wir?
Was denn sonst? Erstens: Zwei kann man sich besser merken als 29, die ursprünglich mal im Spiel waren. Zweitens: „Biden“ und „Sanders“ kann man auch viel einfacher aussprechen als „Klobuchar“ oder „Buttigieg“. Drittens: Der mittige Biden hat eine echte Chance, liegt er doch in den Umfragen mit fünf Punkten vor Trump. Nur hat Biden, 77, im Vorwahlkampf nicht gerade brilliert. Als Spitzenkandidat gerät er jetzt in das gnadenlose Scheinwerferlicht der Medien, die jeden Stolperschritt genüsslich dramatisieren werden. Er sollte sich Amy Klobuchar („Klohbutschar“) als Vize angeln.

Ein immer noch nicht letztes Wort zu Benjamin Netanjahu
WmdW kannte und mochte „Bibi“, als sie beide – damals in Washington – noch viel jünger waren und besser aussahen. Heute weiß WmdW: Zu lange an der Macht zu sein, verdirbt den Charakter. Wie kann N. bloß wegen ein paar Dollar drei Korruptions-Anklagen riskieren? Weil er sich nach 14 Jahren im Amt für allmächtig hält. Das Gute an der Sache – drei Wahlen und keine Regierungsmehrheit – ist die Gesetzesvorlage der Opposition: zwei Amtszeiten und Schluss. Eine Wahlrechtsreform wäre auch gut: Wozu brauchen zehn Millionen Israelis 30 Parteien? Ein alter Witz erklärt’s: zwei Juden, drei Meinungen, vier Parteien.

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