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Der russische Lenkwaffenkreuzer „Moskwa“.

© dpa/picture alliance

Update

Sprecherin zum gesunkenen Kriegsschiff „Moskwa“: „Wir sind uns alle bewusst, dass man uns dies nicht verzeihen wird“

Russland hat den Verlust seines Kampfschiffes bestätigt. Die Ukraine rechnet mit Rache. Die russischen Angriffe nehmen zu.

Russland wird sich nach ukrainischer Überzeugung für den Untergang des russischen Kriegsschiffs „Moskwa“ rächen. „Der Angriff auf den Kreuzer 'Moskwa' hat nicht nur das Schiff selbst getroffen, sondern auch die imperialen Ambitionen des Feindes“, sagte eine Sprecherin der südlichen Streitkräfte der Ukraine am Freitag.

„Wir sind uns bewusst, dass die Angriffe gegen uns zunehmen werden und dass der Feind Rache nehmen wird. Wir verstehen das“, fügte die Militärsprecherin hinzu. Gouverneur Olexander Pawljuk berichtete am Freitag von drei Luftangriffen in der Region um die Hauptstadt Kiew - dazu kamen zahlreiche Bombardements im Osten des Landes.

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Der Direktor des US-Geheimdienstes CIA, William Burns, warnte, dass Russland angesichts einer „möglichen Verzweiflung" über militärische „Rückschläge“ kleinere Atomwaffen einsetzen könne. Russland verfügt über ein Arsenal an taktischen Atomwaffen mit kleinerer Sprengkraft als die Bomben, welche die USA im Zweiten Weltkrieg über Hiroshima und Nagasaki abgeworfen hatten.

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Das Schiff war bei einer Explosion Mittwochnacht im Schwarzen Meer vor der Küste der Ukraine schwer beschädigt worden. Von ukrainischer Seite hatte es geheißen, das Schiff sei von einer oder zwei Anti-Schiffs-Raketen getroffen worden. Bereits in der Nacht zu Donnerstag hatte Moskau mitgeteilt, die Besatzung der „Moskwa“ sei vollständig evakuiert worden.

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Andere Schiffe hätten versucht, der „Moskwa“ nach dem ukrainischen Angriff zu helfen, „aber auch die Naturgewalten waren auf der Seite der Ukraine, denn der Sturm machte sowohl die Rettungsaktion als auch die Evakuierung der Besatzung unmöglich“, sagte die ukrainische Sprecherin.

Sie fügte hinzu, jedoch zum Schicksal der Crew der „Moskwa“ keine genauen Angaben machen zu können, da dazu „zuverlässige Informationen“ fehlten. Das russische Verteidigungsministerium hatte am Donnerstag mitgeteilt, die Crew sei auf andere Schiffe der Schwarzmeerflotte gebracht worden. Das Ministerium konkretisierte jedoch nicht, ob sämtliche Besatzungsmitglieder gerettet werden konnten. Die „Moskwa“-Crew bestand aus mehr als 500 Mitgliedern.

Der Raketenkreuzer war nach Angaben der US-Regierung von ukrainischen Raketen getroffen worden. „Wir können bestätigen, dass das russische Schiff 'Moskwa' von zwei ukrainischen Neptun-Raketen getroffen wurde“, sagte ein hochrangiger Beamter des Verteidigungsministeriums am Freitag in Washington. Am Donnerstag hatte sich das Ministerium mit einer Einschätzung noch zurückgehalten.

Die Einschätzung entspricht der Darstellung der Ukraine, während von russischer Seite von einem Feuer und nachfolgenden Explosionen von Munition gesprochen wird. Die jeweiligen Angaben können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden.

„Bei stürmischer See sank das Schiff“

Die russische Staatsagentur Tass hatte am Donnerstagabend berichtet, dass das Kriegsschiff gesunken sei. Das Flaggschiff der Schwarzmeerflotte sei während eines Sturms untergegangen, als es an sein Ziel geschleppt wurde, meldete Tass in Berufung auf das russische Verteidigungsministerium. 

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Ein Abschleppen sei notwendig geworden, da das Schiff seine Stabilität aufgrund von Schäden am Rumpf verloren habe, der während eines Brandes durch die Detonation von Munition beschädigt worden sei. „Bei stürmischer See sank das Schiff“, hieß es weiter. Angaben zur Brandursache gab es nicht. Es sei eine Untersuchung eingeleitet worden.

Dass die „Moskwa“ nicht mehr einsatzfähig ist, ist ein schwerer Schlag für die russische Invasion in der Ukraine. Die „Moskwa“ ist das Flagschiff der russischen Schwarzmeerflotte. Berichten zufolge befördert das Kriegsschiff 16 Seezielflugkörper vom Typ „P1000 Wulkan“ sowie eine Reihe weiterer Waffensysteme, darunter Anti-U-Boot-Waffen.

[Lesen Sie dazu auch: Ukrainer zerstören russisches Landungsschiff: So fragil sind die russischen Versorgungswege (T+)]

Das wichtigste und schlagkräftigste Kriegsschiff Russlands

Die „Moskwa“ gilt als das wichtigste und schlagkräftigste Kriegsschiff Russlands im Schwarzen Meer. Es war zu Sowjetzeiten in der ukrainischen Stadt Mykolajiw gebaut worden und laut russischen Medienberichten 1983 in Betrieb gegangen. Später wurde es generalüberholt und auf neueren technischen Stand gebracht.

Im Jahr 2015 war das Kriegsschiff mit seiner 510-köpfigen Besatzung laut der Nachrichtenagentur Tass im östlichen Mittelmeer, um von dort aus den russischen Luftwaffenstützpunkt Hmeimim in Syrien abzusichern.

Zu Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine war die „Moskwa“ nahe der rumänischen Grenze im Einsatz und hatte die ukrainische Schlangeninsel attackiert. Als sich die dort stationierten Soldaten nicht ergeben wollten, kamen 19 Männer in russische Gefangenschaft.

Einem Bericht der britischen Royal Navy zufolge blieb die „Moskwa“ im Folgenden relativ weit von umkämpften Gebieten wie etwa dem strategisch wichtigen Hafen von Odessa entfernt. Mit Langstreckenraketen an Bord soll sie zur Überwachung und Verteidigung eines großen Gebiets im nördlichen Schwarzen Meer eingesetzt worden sein.

Auch für die Sicherung des Luftraums in der Süd- und Ostukraine soll das Schiff eine Rolle gespielt haben. Denkbar wäre also, dass die Ukraine künftig etwas sicherer im dortigen Luftraum operieren kann.

Was führte zur Explosion und der möglichen Havarie der „Moskwa“?

Die „Moskwa“ war laut einem Sprecher der ukrainischen Armee am Donnerstag von Raketen vom Typ „Neptun“ getroffen worden. Dabei könnte auch eine Drohne zum Einsatz gekommen sein. Entweder, um die genaue Position des Schiffes durchzugeben oder, um die Verteidigungsanlagen des Schiffes abzulenken.

Einem „CNN"-Bericht zufolge wäre es der erste bekannte Einsatz der Anti-Schiffsrakete „Neptun“ gegen Russland gewesen. Die Waffe sei auf der Grundlage des sowjetischen Marschflugkörpers KH-35 in der Ukraine entwickelt worden und gehöre seit letztem Jahr zum Arsenal der Streitkräfte.

Denkbar ist auch, dass britische Anti-Schiffsraketen mit der Bezeichnung Harpoon eingesetzt wurden, deren Lieferung London kürzlich versprach. Ob sie sich schon in der Ukraine befinden, war zuletzt unklar.

Russlands Erklärung, dass es ein Unfall auf dem Schiff war, der die Explosion auslöste, gilt eher als unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.

Russland verliert das zweite große Kriegsschiff während der Invasion

Die Moskawa ist bereits das zweite große Kriegsschiff, das Russland während der Invasion verliert. Ende März hatte die Ukraine einen Raketenangriff auf ein russisches Landungsschiff im Hafen von Berdjansk gemeldet. In sozialen Medien hatten Bilder ein großes Feuer an Bord eines Schiffes gezeigt. Der Angriff hatte auch auf die Nachschubwege des russischen Militärs abgezielt.

Aber nicht nur strategisch ist der Verlust des Schiffs enorm für das russische Militär, sagen Experten. Auch symbolisch würde es die Streitkräfte hart treffen. „Kriegsschiffe sind schwimmende Stücke Staatsgebiet“, sagte etwa Alessio Patalano, Professor für Kriegsführung am Londoner King's College, zu „CNN“ „Wenn diese getroffen werden und dann auch noch ein Flagschiff, ist das nicht nur ein militärischer Verlust, sondern hat auch eine herausragende politische und symbolische Bedeutung.“ (mit Agenturen)

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