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Tausende Deutsche in Israel warten auf Rückflüge nach Hause.

© REUTERS/Ronen Zvulun

Erst nur über Umwege, jetzt mit Sonderflügen: So kommen Deutsche zurück aus Israel

Das Auswärtige Amt kümmerte sich erst um die Rückkehr von 17 Jugendgruppen. Nun stehen am Donnerstag und Freitag für weitere rund 2000 Ausreisewillige Sondermaschinen bereit.

Die junge deutsche Urlauberin, die mit ihrem Freund zusammen das heilige Land besucht, steckt genauso in Israel fest wie so viele andere Deutsche, seit die Direktflüge in Folge des blutrünstigen Angriffs der palästinensischen Terrororganisation Hamas gestrichen wurden. Sehnsüchtig wartete sie am Mittwoch auf die erlösende Mail des Auswärtigen Amts dazu, wie es weitergehen soll. „Den Bus heute früh von Tel Aviv nach Amman, konnte ich nicht nehmen“, sagte sie dem Tagesspiegel, „weil ich wegen Passverlusts nur einen Reiseausweis als Passersatz habe.“

Der Konvoi mit drei Bussen und rund 100 Passagieren an Bord, der sich in die jordanische Hauptstadt aufmachte, war bisher die einzige zusätzliche Reisemöglichkeit, die das Auswärtige Amt und die deutsche Botschaft in Israel angeboten hatten. Priorität hatte, wie Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Mittwoch im Bundestag sagte, insgesamt 17 Jugendgruppen auf Flüge in andere Länder zu buchen, damit sie über Umwege zurück nach Deutschland konnten. Das ist nicht nur ihnen, sondern nach Angaben von Baerbock auch „etlichen tausend“ anderen bereits geglückt.

2000
Passagiere aus Deutschland können mit bis zu acht Sonderflügen am Donnerstag und Freitag Israel verlassen.

Manche mögen sich auf der sogenannten „Elefand“-Liste noch nicht ausgetragen haben, über die man im Krisenfall mit dem Auswärtigen Amt in Kontakt tritt. Aktuell haben sich dort jedoch rund 5000 Deutsche registrieren lassen, von denen aller Wahrscheinlichkeit nach auch ein größerer Teil gerne noch ausreisen will. Am späteren Mittwochnachmittag erhielten sie den „Landsleute-Brief“ der Botschaft, in dem ihnen die Details für die seit Dienstagabend im Raum stehenden Lufthansa-Sonderflüge genannt wurden, für die sie sich wiederum bis 18 Uhr anmelden mussten.

300 Euro pro Ticket

Jeweils bis zu vier Langstreckenmaschinen sollen diesen Donnerstag und Freitag vom Ben-Gurion-Flughafen in Tel Aviv Richtung Deutschland abheben. Wie es aus dem Auswärtigen Amt gegenüber dem Tagesspiegel hieß, komme dies einer Kapazität von rund 2000 Plätzen gleich. Die Buchung war nur möglich für auf der Krisenliste registrierte Bundesbürger und deren Angehörige, sofern sie ebenfalls eingetragen waren. Ein Ticket kostet 300 Euro. „Die Anreise zum Flughafen liegt in Ihrer eigenen Verantwortung“, hieß es in dem Schreiben, „wägen Sie etwaige Risiken sorgfältig ab.“

Zu ungeschickt, zu spät, zu langsam

Der CDU-Außenpolitiker Jürgen Hardt über das Krisenmanagement des Auswärtigen Amtes

Von Samstag an will die Lufthansa wieder ihre regulären Linienflüge anbieten. Außenministerin Baerbock wies Deutsche, die auf die Ausreise aus Israel warten, am Mittwoch im Bundestag erneut darauf hin, dass es auch weitere kommerzieller Flüge anderer Airlines gebe, mit denen die Rückkehr über Umwege möglich sei.

„Bitte informieren Sie sich direkt bei einem Reiseveranstalter und/oder einer Fluggesellschaft über Ausreisemöglichkeiten“, heißt es auch auf der Internetseite der Botschaft in Tel Aviv. „Prüfen Sie dabei bitte auch Flugverbindungen in andere Länder, um von dort dann weiter nach Deutschland zu fliegen. Nutzen Sie auch weniger bekannte Fluglinien, wie beispielsweise TUS-Airways, die Direktflüge nach Düsseldorf anbieten, aber auch Arkia oder Israir.“

Die Zusammenarbeit mit der Botschaft schilderte die junge Frau, die mit dem Tagesspiegel gesprochen hat, aber nicht namentlich erwähnt werden sollte, als durchweg positiv: „Die deutsche Botschaft arbeitet aus meiner Sicht super, ich war jeden Tag in Kontakt mit Mitarbeitenden der Passstelle wegen Fragen zu meinem Ersatzdokument, es wurde immer am selben Tag und teilweise innerhalb von Minuten geantwortet.“

Die Opposition im Bundestag lässt dagegen kaum ein gutes Haar am Krisenmanagement des Auswärtigen Amtes, das Jürgen Hardt, der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, als „zu ungeschickt, zu spät, zu langsam“ bezeichnet. „Tagelang wussten die Betroffenen, darunter viele Schulklassen, gar nicht, was sie machen sollen. Dann wurden Busse nach Jordanien angeboten. Und plötzlich gibt es doch Flüge.“ Die gesamte Kommunikation der Bundesregierung sei „ausweichend und wenig konkret“ gewesen.

Die Berlinerin, die sich für einen der Lufthansa-Sonderflüge angemeldet hat, berichtet von den vielen Sirenenalarmen, während denen sie in einen Schutzraum gehen musste. „Wir sind gestern und heute auch nicht vor die Tür, weil ja noch Hamas-Terroristen im Land sein sollen, die auch an öffentlichen Orten jüdisch und westlich aussehende Personen angreifen könnten.“

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