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Das „Compact“-Magazin wird bei einer AfD-Kundgebung in München verteilt.

© imago/Michael Trammer

Rechtsextremes Magazin an Bahnhofskiosken: Zeitungsläden stoppen „Compact“-Verkauf

Der Verfassungsschutz stuft das „Compact“-Magazin seit 2021 als „gesichert rechtsextremistisch“ ein. Trotzdem steht es deutschlandweit in Kioskregalen. Nun reagieren die Händler auf Kritik.

In der aktuellen Ausgabe des „Compact“-Magazins wird der Klimawandel angezweifelt, Olaf Scholz als „Kriegskanzler“ bezeichnet und eine Veranstaltungsreihe der AfD mit dem Motto „Die Blaue Welle rollt“ beworben, „um endlich den Machtwechsel in Deutschland möglich zu machen“. Dazu ein Bild von Björn Höcke in heroischer Pose.

Der Verfassungsschutz stuft das Magazin seit 2021 als „gesichert rechtsextremistisch“ ein und bezeichnet die Inhalte als völkisch-nationalistisch und minderheitenfeindlich. Trotzdem ist es bisher im deutschen Zeitschriftenhandel erhältlich. In Berlin liegt es etwa in der Filiale von „Press&Books“ am Bahnhof Gesundbrunnen aus.

Im Zeitschriftenladen „Ludwig Presse und Buch“ am Bahnhof Alexanderplatz steht das Magazin, das als Sprachrohr der AfD gilt, nicht im Regal. Erkundigt man sich bei den Verkäufern, heißt es, ein Stapel davon liege unter dem Tresen und werde auf Nachfrage verkauft.

Nach dem Bekanntwerden des Treffens radikaler Rechter mit AfD- und CDU-Politikern in Potsdam und einer zunehmenden Sorge in der Bevölkerung rückt auch das „Compact“-Magazin in den Fokus. Mehr als 98.500 Menschen haben eine Online-Petition mit dem Titel „Keine rechte Hetze im Bahnhofsbuchhandel“ unterschrieben. Darin wird die Valora Holding, Inhaber der Kette „Press&Books“, und die Unternehmensgruppe Ludwig Dr. Eckert aufgefordert, das Magazin aus dem Sortiment zu nehmen.

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„Wir erleben derzeit durch das Erstarken der AfD eine drastische Diskursverschiebung nach rechts und die schleichende Normalisierung rechtspopulistischer bis rassistischer Positionen“, heißt es in der Petition. „Vor diesem Hintergrund ist es unerträglich, dass Compact – 2010 von Jürgen Elsässer, einem bekennenden Rechten und Antisemit gegründet – im Bahnhofsbuchhandel neben „Schöner Wohnen“ und „Gala“ ausliegt.“

Das Filialnetz der Eckert-Gruppe umfasst 400 Standorte, davon 230 eigen geführte Geschäfte im Bereich Presse, Buch und Tabak. Die meisten befinden sich dem Unternehmen zufolge an Bahnhöfen. „Press&Books“ hat 170 Filialen in Deutschland.

Unternehmen verweisen auf Pressefreiheit

Die beiden Unternehmen haben nun auf die Kritik reagiert und teilen auf Tagesspiegel-Anfrage mit, das „Compact“-Magazin ab sofort nicht mehr zu verkaufen. „Für Valora steht die Pressefreiheit an oberster Stelle. Wir wollen aber denjenigen, die die freiheitlich-demokratische Grundordnung Deutschlands – und damit auch die Presse- und Meinungsfreiheit – verächtlich machen und darauf abzielen, sie zu überwinden, keine Plattform bieten.“

Ähnlich äußert sich der Pressesprecher der Eckert-Gruppe. Als Betreiber von Pressefachgeschäften unterliege das Unternehmen der Pflicht zur Neutralität im Sinne der Pressefreiheit. „Daher vertreiben wir alle Publikationen, sofern sie keinen evident strafbaren Inhalt haben oder indiziert sind.“ Nach gründlicher Abwägung sollen nun aber keine Publikationen mehr verkauft werden, die vom Bundesamt für Verfassungsschutz als „gesichert extremistisch“ eingestuft werden.

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