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Mehrere Einsatzfahrzeuge der Polizei stehen auf dem Gelände der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit.

© dpa/Rene Priebe

Update

Recherchen zu bundesweiter Serie: Bombendrohungen sollen aufs Konto von Internet-Trollen gehen

Seit einer Woche gibt es deutschlandweit immer wieder Bombendrohungen. Sie gehen per E-Mail ein, die Urheber sind anonym. Berichten zufolge sollen Internet-Trittbrettfahrer dahinter stecken.

| Update:

Die seit mehreren Tagen andauernde Serie von Bombendrohungen gegen Schulen und Behörden in Deutschland reißt nicht ab. Besonders im Fokus sind Schulen. Die Urheber sind unbekannt, die Hintergründe unklar. In einigen Fällen wurden in den Schreiben Bezüge zur islamistischen Hamas sowie zum Gaza-Krieg hergestellt, aber auch der Ukraine-Konflikt war Thema.

Am Freitag wurden nach Angaben der Polizei in mehreren Bundesländern wieder zahlreiche Einrichtungen per E-Mail bedroht, darunter etwa Schulen in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg sowie das Rathaus von Erfurt in Thüringen. Nirgendwo wurden nach Angaben der Polizei gefährliche Gegenstände gefunden.

Internet-Trolle könnten dahinter stecken

Die Behörden beobachtete seit Anfang dieser Woche einen täglichen Anstieg entsprechender Vorfälle bundesweit, sagte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums am Freitag in Berlin. Einer gemeinsamen Recherche vom Spiegel und dem ARD-Politikmagazin „Kontraste“ zufolge lassen sich die Fälle auf Trittbrettfahrer aus dem Milieu der Internetkriminalität zurückführen.

Die Spur habe zu einer Männergruppe geführt, die bereits zuvor durch ihre kriminellen Aktivitäten im Netz aufgefallen ist. Viele der Drohmails hätten, den Recherchen nach, gleiche oder ähnliche Textbausteine aufgewiesen. Die mutmaßlichen Trittbrettfahrer hätten sich entweder als islamistische Hamas-Kämpfer oder militante Israelis ausgegeben.

Die anonymen Täter hätten wohl Angst verbreiten und einzelne Bevölkerungsgruppen gegeneinander aufhetzen wollen.

Auch Rathaus in Erfurt musste geräumt werden

Die Ermittlungen lägen in der Zuständigkeit der Bundesländer, die sich auch austauschten, sagte die Ministeriumssprecherin in der Bundespressekonferenz. Zum gesamten Nahost-Konflikt gebe es aber im Bundeskriminalamt eine sogenannte Informationssammelstelle, die unmittelbar nach Beginn des Krieges eingerichtet worden sei. „Das ist ein übliches polizeiliches Verfahren.“ Dort liefen alle Informationen zusammen, auch die zu Bombendrohungen.

In Thüringen erhielten am Freitag nach Angaben der Polizei Schulen in Erfurt, Neudietendorf und Ilmenau ebenso Drohschreiben per Mail wie das Erfurter Rathaus und ein Busunternehmen in Grasleben. Alle Gebäude sowie die Linienbusse der Firma wurden daraufhin durchsucht.

In Erfurt handelte es sich dabei nach den Angaben der Ermittler um wortgleiche Drohmails, „in denen Bezug zum Israel-Konflikt genommen wurde“. Auch eine neben dem Rathaus gelegene Bank wurde gesperrt.

Im Umkreis von Aalen in Baden-Württemberg waren rund 80 Polizisten nach Drohungen gegen Schulen im Einsatz. Diese richteten sich gegen drei Gymnasien, wie die Polizei mitteilte. Alle Schüler wurden zunächst in anderen Gebäuden untergebracht, bevor sie nach Hause entlassen wurden. In der Nacht ging zudem eine Drohmail an einer Schule in der baden-württembergischen Hauptstadt Stuttgart ein. Auch dieses Gebäude wurde geräumt, der Unterricht fiel daher aus.

Im Bereich der Kreispolizei Unna in Nordrhein-Westfalen waren zwei Schulen betroffen. Auch im rheinland-pfälzischen Bobenheim-Roxheim gingen am Freitag Drohungen ein. Dort richteten sie sich gegen eine Grundschule sowie ein Jugendzentrum. Derzeit gebe es keine Hinweise auf eine konkrete Gefährdung, erklärte die Polizei Frankenthal dazu. (AFP, dpa, Tsp)

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