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Friedrich Merz in Braunschweig.

© dpa/Moritz Frankenberg

Politischer Aschermittwoch in Apolda: Merz macht Thüringer Wahl zur „Schicksalswahl für Deutschland“

CDU-Chef Friedrich Merz teilte in Thüringen gegen die Ampel und die AfD aus. Gleichzeitig betonte er Anschlussfähigkeit der Union zu allen demokratischen Parteien.

Die Festhalle der Vereinsbrauerei im thüringischen Apolda ist ausverkauft. Knapp 1200 Gäste sind zum politischen Aschermittwoch der Thüringer CDU gekommen und sind gegen 19.45 Uhr bereits mit heimischem Bier und mariniertem Hering mit Kartoffeln versorgt. Vor dem CDU-Parteichef Friedrich Merz sprechen der Landesvorsitzende der CDU, Mario Voigt, und der Kreisvorsitzende für das Weimarer Land.

Viele Zuhörer sind wegen Merz in die Halle gekommen. Sie erwarten von ihm „klare Ansagen, wie die CDU zurück an die Regierung kommen will“, sagt ein Mann aus Sonneberg. An anderen Tischen wünschen sich die Besucher, dass der CDU-Chef deutlich macht, wer seine Wunschkoalitionspartner sind: „Ich will kein Rumgeiere hören, sondern eine klare Ansage gegen Schwarz-Grün“, sagt ein Mann. Er dürfte von der Rede, die nun folgt, wohl enttäuscht werden.

Merz kommt gerade erst zurück aus Israel, steht jetzt in Thüringen

Als letzter von drei Rednern betritt Merz die Bühne. Vor vier Jahren war der Sauerländer das erste Mal in Apolda zu Gast. Damals steckte er gerade mitten im Rennen um den Parteivorsitz der Christdemokraten. Vier Jahre später hat er es geschafft und muss sich scheinbar erst einmal zurechtfinden, kurz nach der Rückkehr von seiner Israel-Reise.

Mit einem Blick auf das Parteilogo hinter ihm findet er Orientierung und sagt: „Wir sind wieder schwarz, meine Damen und Herren.“ Dann räumt er in einem Rückblick Fehler aus den 16 Jahren in der Bundesregierung ein, wie den Ausstieg aus der Kernenergie und das Ende der Wehrpflicht. Dafür ging es nach der letzten Bundestagswahl 2021 in die Opposition.

Aber die CDU könne wieder gewinnen, das hätten immerhin vier von sechs erfolgreichen Landtagswahlen gezeigt. Merz sichert auch den Thüringer Wahlkämpfern für dieses Jahr die Unterstützung der Bundespartei zu: „Damit Mario Voigt für die CDU das beste Ergebnis einfährt.“

Merz wählt seine Worte dosiert, gerade hat er von dem Vorfall in Biberach erfahren

Schließlich trete der Thüringer CDU-Landesvorsitzende gegen Björn Höcke und seine AfD an, sagt Merz – und lässt den amtierenden Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) einfach links liegen. „Ganz Europa schaut am 1. September auf dieses Bundesland und ein Sieg der AfD würde den moralischen Abstieg für Deutschland bedeuten“, sagt Merz und erhält hier besonders Applaus von jüngeren Gästen.

Ein Sieg der AfD würde den moralischen Abstieg für Deutschland bedeuten.

CDU-Parteichef Friedrich Merz warnt vor einer Wahlentscheidung aus Protest.

Der CDU-Bundesvorsitzende nutzt die Bühne bei der angeblich größten Aschermittwochs-Veranstaltung nördlich des Mains, um den Zuhörern von einer Protestwahlstimme für die AfD abzuraten: „Diese Wahl am 1. September ist endgültig und dann ist das Schicksal dieses Bundeslands besiegelt für die nächsten fünf Jahre.“ Man wolle ein Land, das zu den Menschen passt, nicht wie die AfD ein Land mit Menschen, die zu ihrer Politik passen, sagte Merz.

Natürlich ließ es sich der Oppositionsführer nicht nehmen, gegen die Ampelregierung Stimmung zu machen. Den größten Fachkräftemangel gebe es bekanntlich auf der deutschen Regierungsbank. Lacher und viel Applaus. Aber Merz bleibt zurückhaltender als am Vormittag sein Parteifreund aus Bayern. Markus Söder hatte bei seiner Aschermittwochs-Rede in Passau die Grünen wieder einmal zum Hauptgegner erklärt.

Thüringer Landeschef Voigt hält die stärkere Bierzelt-Rede

Merz sagt stattdessen, er gönne den Grünen die Fragen danach, was man essen oder wie man sprechen soll: „Aber wir müssen auch die Frage stellen, wovon wir in den nächsten Jahren eigentlich leben wollen?“ Applaus und kräftiges Nicken im Publikum. Den Vizekanzler Christian Lindner und seine FDP warnte der Konservative: „Bleiben Sie in der Ampel, sind sie beim nächsten Mal draußen – aus dem Bundestag.“

Der Thüringer CDU-Vorsitzende Mario Voigt will nach der Landtagswahl im September Ministerpräsident werden.
Der Thüringer CDU-Vorsitzende Mario Voigt will nach der Landtagswahl im September Ministerpräsident werden.

© dpa/Martin Schutt

Die Rede des CDU-Parteichefs hatten die Veranstalter als Höhepunkt ans Ende des Abends gesetzt. Vorher stieg der Thüringer Landesvorsitzende auf die Bühne zu diesem, wie er es bezeichnete, „Familienfest der CDU Thüringen“. Für ihn stimme in Apolda noch das „Deutschlandgefühl“, urteilte Voigt.

Das hätte die Ampelkoalition im Bund längst verloren. „Die Bundes- und die Landesregierung hier in Thüringen kümmern sich nicht mehr um die normalen Leute.“ Im ländlichen Raum würden sie Krankenhäuser schließen und dafür in Berlin Drogenhäuser aufmachen und Cannabis legalisieren, sagte Voigt.

Wenn es nach ihm ging, werde es der Herrgott bei den nächsten Wahlen schon richten: „Die Grünen gehören in die Opposition“ und linksgrüne Politik müsse aufhören, sagte der Thüringer. Wohl wissend, dass er für diesen Sündenbock besonders viel Applaus in der Vereinsbrauerei einheimsen würde. Denn die Entscheidung über den Ausgang der Landtagswahl werden die Thüringer im September an der Urne fällen. Ganz ohne Einwirkung himmlischer Kräfte eben.

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