zum Hauptinhalt
Jacinda Ardern, Premierministerin von Neuseeland, gibt neues Ampelsystem für den Umgang mit Covid-19 bekannt.

© Robert Kitchin/dpa

Strategie „der Minimierung und des Schutzes“: Neuseeland ändert Corona-Politik und setzt 90-Prozent-Impfziel

Die Zeiten der „No-Covid-Strategie“ in Neuseeland sind vorbei. Um der kursierenden Delta-Variante entgegenzuwirken, führt die Regierung ein neues Impfziel ein.

Das Corona-Vorzeigeland Neuseeland hat angesichts der Ausbreitung der Delta-Variante einen neuen Fahrplan im Kampf gegen das Virus angekündigt. Lockerungen der Corona-Einschränkungen sollen in Kraft treten, wenn 90 Prozent der Bevölkerung geimpft seien, teilte die Regierung am Freitag mit.

Ministerpräsidentin Jacinda Ardern sagte, sie sei anfangs dagegen gewesen, ein Impfziel zu setzen. Niemand solle zurückgelassen werden. „Die Delta-Variante hat es uns sehr schwer gemacht, unsere Strategie des Ausmerzens beizubehalten. Ihre Tentakel haben unsere Gemeinden erreicht und es schwer gemacht, sie abzuschütteln.“ Wenn das Impfziel erreicht sei, werde Neuseeland zu einer Strategie „der Minimierung und des Schutzes“ übergehen. Bislang greifen schon beim Auftreten weniger Fälle strikte Beschränkungen wie etwa örtliche Lockdowns.

Das Ziel der neuseeländischen Regierung sei nun nicht mehr, das Virus gänzlich loszuwerden, sondern Menschen stattdessen durch Impfungen zu schützen. Nach Erreichen des Impfziels solle ein Ampelsystem eingeführt werden, das sich nach der Zahl der Fälle und der Belastung des Gesundheitssystems richte. Bei Grün beispielsweise dürften dann bestimmte, bislang als Hochrisiko-Geschäfte eingestufte Lokale für vollständig Geimpfte öffnen.

Die Impfungen seien wie eine Rüstung. „Wenn Sie die Dinge tun wollen, die sie lieben, dann müssen sie sich impfen lassen“, sagte Ardern. Sie räumte auch ein, dass mit der neuen Strategie mehr Corona-Fälle auftauchen könnten als bisher.

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Einstiges Vorzeigeland muss Corona-Fahrplan anpassen

Neuseeland ist seit Beginn der Pandemie weitgehend vom Rest der Welt abgeschottet. Bis zu einem Ausbruch der Delta-Variante im August in Auckland war das Leben der Neuseeländer monatelang beinahe normal geblieben. Der Inselstaat galt daher weltweit als Vorbild im Kampf gegen Corona: In dem Land mit seinen fünf Millionen Einwohnern gab es seit Beginn der Pandemie nur 28 Todesfälle durch Covid-19.

Mitte August verhängte die Regierung allerdings einen landesweiten Lockdown, um den Delta-Ausbruch einzudämmen. Nach drei Wochen wurden die Beschränkungen im Rest des Landes weitgehend wieder aufgehoben, weil sich herausstellte, dass sich der Ausbruch auf Auckland beschränkte.

[Lesen Sie auch: Pandemie-Experte plädiert für „Trade-off“ mit Corona: „30.000 Covid-Tote pro Jahr müssen wir wohl akzeptieren“ (T+)]

Dennoch: Das Land sei überrumpelt worden, sagte Bildungsminister Chris Hipkins, der für die neuseeländische Covid-Politik zuständig ist, letzten Monat. Der Schock über die Entwicklungen der vergangenen Wochen, in denen die grassierende Delta-Variante den bisherigen Erfolg der „No-Covid-Strategie“ infrage stellte, sitzt zu tief. Die ursprüngliche Corona-Politik ihrer Regierungsei nach dem Ausbruch nicht mehr gangbar, sagte Ardern nun.

Bislang sind 86 Prozent der für eine Corona-Impfung infrage kommenden Bewohner des Inselstaates einfach und 68 Prozent zweifach geimpft. Insgesamt hat das Land mit seinen fünf Millionen Einwohnern bislang rund 5000 Infektionen verzeichnet. Am Donnerstag hatte Neuseeland erstmals seit Beginn der Pandemie eine dreistellige Anzahl Corona-Neuinfektionen registriert. Die Behörden meldeten 102 neue Fälle innerhalb von 24 Stunden. (tsp, dpa, AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false