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Anastassija Wassiljewa, Vorsitzende der Allianz der Ärzte und Ärztin von Nawalny, wird von Polizisten festgehalten.

© Pavel Golovkin/AP/dpa

Proteste zur Unterstützung des Kreml-Kritikers: Nawalny-Unterstützer vor Straflager des Inhaftierten festgenommen

Die Sicherheitsvorkehrungen um die Haftanstalt wurden verschärft, Ärzten der Zugang zu ihm verwehrt. Es gab Festnahmen

Wegen angekündigter Proteste zur Unterstützung des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny hat die russische Polizei erhöhte Sicherheitsvorkehrungen rund um das Straflager, in dem der 44-Jährige festgehalten wird, erhöht. Unter anderem wurde die Zufahrtstraße gesperrt und vor dem Gefängnistor ein Kontrollposten aufgestellt.

Nawalnys Mitstreiter wollen vor dem Gefängnis in der Stadt Pokrow etwa 100 Kilometer östlich von Moskau Stellung beziehen, falls Nawalny keine medizinische Betreuung durch einen von ihm bestimmten Arzt erhält. Der Kreml erklärte, Nawalny werde wie jeder andere Häftling angemessen behandelt, falls er krank sein sollte. Zum Zustand des Oppositionellen wurden keine Angaben gemacht.

Russische Ärzte haben am Lager vergeblich Zugang zu Nawalny gefordert. „Wer muss man sein, um Ärzten den Zugang zu einem sterbenden Menschen zu verwehren“, sagte Nawalnys Ärztin Anastassija Wassiljewa am Dienstag vor dem Lager. Dort wollten Mediziner der unabhängigen Allianz der Ärzte dem politischen Gefangenen helfen. Sie kritisierten, dass Alexej Nawalny, der im Sommer einen Mordanschlag mit dem Nervengift Nowitschok nur knapp überlebte, keine angemessene medizinische Hilfe erhalte. Nach Darstellung der Gewerkschaft wurden Wassiljewa und weitere Mitglieder festgenommen und in Gefangenentransporter gesteckt.

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Nawalny hat angekündigt, seinen Hungerstreik fortzusetzen, obwohl sich sein Gesundheitszustand zuletzt verschlechtert habe. Er soll schwere Rückenschmerzen mit Lähmungserscheinungen im Bein, Fieber und Husten haben. Drei Mithäftlinge seien wegen Tuberkulose in ein Krankenhaus eingewiesen worden. Einem Zeitungsbericht zufolge wurde Nawalny auf eine Krankenstation verlegt und auf das Coronavirus getestet. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte Kremlchef Wladimir Putin auf, seinen Gegner nicht sterben zu lassen.

Nawalny nach Giftanschlag in Deutschland behandelt

Zuletzt hatte die Staatspropaganda das Straflager mit einem Sanatorium, einem Ferienlager und einem Hotel verglichen. Dagegen wirft Nawalny selbst dem Strafvollzug Foltermethoden vor. Die internationalen Forderungen nach einer sofortigen Freilassung des 44-Jährigen weist Russland weiter zurück. „Wenn es sich wirklich um eine Krankheit handelt, dann wird auf dem entsprechenden, vorgesehenen Niveau eine Behandlung sichergestellt“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Staatsagentur Tass zufolge.

Nawalny ist einer der prominentesten Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er hatte 2020 einen Giftanschlag in Russland überlebt und war in Deutschland ärztlich behandelt worden. Bei der Rückkehr in seine Heimat im Januar wurde er festgenommen und zu mehr als zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Dies wurde international scharf kritisiert, die EU und die USA haben zusätzliche Sanktionen gegen Russland verhängt. Nawalny macht Putin persönlich für den Giftanschlag verantwortlich. Putin und die Regierung weisen eine Beteiligung zurück. (dpa, AFP, Reuters)

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