zum Hauptinhalt
Ein unbeschwerter Sommerurlaub wie hier in Jalta, wird für Russen immer seltener. Auf der vermeintlich sicheren Krim holt sie der Krieg ein. Die EU diskutiert ein Einreiseverbot für Russen.

© Ulf Mauder/dpa

EU-Einreiseverbot für Russen?: Kollektivstrafen sind kontraproduktiv

Die Explosion auf der Krim lehrt: Unbeschwerten Urlaub gibt es für Russen kaum noch. Restriktive Visavergabe ist besser als ein pauschales Njet. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christoph von Marschall

Russlands Mittelklasse macht vergnügt Strand- und Shoppingurlaub, während in der Ukraine die Menschen sterben? Und weil Wladimir Putins Untertanen keine persönlichen Folgen des Kriegs in ihrem Alltag erleiden, fehlt es an Massenprotesten?

Da liegt der Reflex nahe, Sanktionen zu erwägen, die russische Bürger zum Nachdenken zwingen wie ein generelles Einreiseverbot in die EU. Das fordert der ukrainische Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, das fordern die Baltischen Staaten und andere Osteuropäer.

Auch die Mehrheit der Finnen ist dafür. Obwohl der Flughafen Helsinki wegen der Nähe zu Petersburg eine der Hauptrouten ist, auf der Russen zu EU-Zielen gelangen.

Gewiss, ein Schock kann heilsam sein: Das zeigt das Entsetzen der russischen Urlauber auf der Krim darüber, dass der Krieg sie mit der Explosion eines Munitionsdepots auch in einem Sommerparadiesen erreicht, das sie für sicher hielten.

Oft gebietet die Humanität ein Visum

Schon allein die Debatte über die Forderung, russischen Bürgern keine EU-Visa mehr zu erteilen, verfolgen diese mit Bange. Die Diskussion erreicht also einen psychologischen Zweck. Sie rüttelt manche wach.

Dennoch wäre ein generelles Einreiseverbot für Russen falsch. Sanktionen müssen gezielt und smart wirken. Der Eindruck der pauschalen Bestrafung einer ganzen Gesellschaft ist nach aller Erfahrung kontraproduktiv und führt zum Schulterschluss mit dem Regime.

Dissidenten sollten kommen dürfen, ebenso Russen zur Beerdigung eines nahen Verwandten in der EU. Eine restriktive Vergabe von EU-Visa, bei der die Gründe für eine Ablehnung kommuniziert werden, ist der bessere Weg.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false