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Mitglieder von „Knockout 51“ bei einer Querdenken-Demonstration in Berlin.

© Julius Geiler

Jagd auf Polizisten und Linke: Mitglieder der Neonazi-Kampfsportgruppe „Knockout 51“ angeklagt

Sie sollen einen „Nazi-Kiez“ gegründet und Linken nach dem Leben getrachtet haben. Nun erhebt die Bundesanwaltschaft Anklage wegen Mitgliedschaft in einer Terrorgruppe. 

Die Bundesanwaltschaft hat vier mutmaßliche Angehörige der Eisenacher Neonazi-Kampfsportgruppe „Knockout 51“ unter anderem wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen und terroristischen Vereinigung angeklagt.

Ferner legt die oberste Anklagebehörde den Deutschen auch mehrfache gefährliche Körperverletzung, Angriffe auf Vollstreckungsbeamte, Landfriedensbruch, versuchte Gefangenenbefreiung und Verstöße gegen das Waffenrecht zur Last. Der Staatsschutzsenat des Thüringer Oberlandesgerichts muss entscheiden, ob er die Anklage zulässt.

Drei der Beschuldigten, einer als Rädelsführer, sollen spätestens im März 2019 „Knockout 51“ gegründet haben, teilte die Bundesanwaltschaft am Montag in Karlsruhe mit. „Hierbei handelte es sich um eine rechtsextremistische Kampfsportgruppe, die unter dem Deckmantel des gemeinsamen körperlichen Trainings junge, nationalistisch gesinnte Männer anlockte, diese bewusst mit rechtsextremem Gedankengut indoktrinierte und für körperliche Auseinandersetzungen mit Polizeibeamten, Angehörigen der politisch linken Szene und sonstigen als bekämpfenswert erachteten Personen ausbildete“, hieß es. Spätestens seit April 2021 sei das Ziel der Vereinigung das Töten von Personen der linksextremen Szene gewesen.

Polizisten in Berlin attackiert

In Berlin war die Gruppe am 29. August 2020 aufgefallen – der Tag, an dem ein rechter Mob versucht hatte, den Reichstag zu stürmen. Schon früher am Tage war es zu Ausschreitungen gekommen. Videoaufnahmen belegten, wie Mitglieder von „Knockout 51” mit mehreren brutalen Faustschlägen vorbeilaufende Polizisten attackierten.

Die Bundesanwaltschaft listet in ihrer Mitteilung 14 Vorfälle auf. Demnach mischten sich die Beschuldigten unter anderem unter „Querdenken“-Demonstrationen gegen die Corona-Politik, wollten in einem „Nazi-Kiez“ für Ordnung sorgen, brachen – ausgestattet unter anderem mit schlagkraftverstärkenden Quarzsand-Handschuhen – bei verschiedenen Vorfällen mehreren Menschen Knochen und warfen schwere Steine gegen das Jugend- und Wahlkreisbüro der Linkspartei in Eisenach.

Ihre Trainings hielt die Gruppe, in der den Angaben nach regelmäßig zehn Mitglieder aktiv waren, in der Landesgeschäftsstelle der NPD ab. „Knockout 51“ habe sich zudem bundesweit mit anderen gewaltbereiten rechtsextremen Kampfsportgruppen vernetzt.

Jagd auf Beamte

Die vier Männer waren Anfang April 2022 bei einem groß angelegten Schlag gegen die militante Neonazi-Szene festgenommen worden. Mehr als 800 Polizisten und Polizistinnen waren zu über 60 Durchsuchungen in elf Bundesländern ausgeschwärmt. Die Bundesanwaltschaft ermittelte nach damaligen Angaben gegen 50 mutmaßliche Rechtsextremisten. Die nun Beschuldigten sind seither in Untersuchungshaft.

Die Ermittler waren der Gruppe offenbar vor allem durch Telefonüberwachung auf die Schliche gekommen. So hieß es vergangenes Jahr in einem Papier des Bundesgerichtshofs: „Der dringende Tatverdacht beruht wesentlich auf Erkenntnissen aus Telekommunikations- und Pkw-Innenraumüberwachungen und auf gesicherten Chatnachrichten.“

Durch diese Erkenntnisse wurde ersichtlich, dass sich die Polizisten-Attacke der Gruppe bei der Berliner Corona-Demo in eine Reihe von Übergriffen auf Einsatzkräfte einreihte. 

So soll am 4. Februar 2022 ein mutmaßliches Mitglied der Neonazis mit einer weiteren Person in Eisenach einen Polizeibeamten regelrecht gejagt haben. Bei einer privaten Feier in einem Garagenhof soll das Duo gezielt einem privat anwesenden Polizisten mehrmals ins Gesicht geschlagen haben. Dem 19-jährigen Beamten brachen die Kampfsportler das Jochbein, den Kieferknochen und die Augenhöhle.

Bei einem Überfall auf eine Party der linken Szene griff einer der Neonazis mit einer weiteren Person mehrere Gäste der Feier brutal an. Eines der Opfer ging bewusstlos zu Boden. Die angeklagten Mitglieder von „Knockout 51” erwarten nun Haftstrafen von bis zu fünf Jahren. (dpa, Tsp)

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